𝓣𝓮𝓲𝓵 𝟑

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Nachdem ich meine Unterrichtsstunden alle beendet hatte, verschwand ich sofort wieder in meinem Labor, um weiter zu arbeiten. Plötzlich klopfte es. Ich erschrak leicht, ging dann aber zur Tür.

"Hallo Professor", sagte Adams freundlich.

"Hallo."

"Ich hatte gestern noch eine Idee und die wollte ich ausprobieren, also nur, wenn ich nicht störe."

"Nicht doch, kommen Sie rein." Ich trat beiseite und sie betrat meine Wohnung. Auf direktem Weg folgte sie mir in mein Labor.

"Ich hatte gedacht," sie unterbrach sich selbst, als sie in das von Tränken vernebelte Zimmer kam. "Man könnte vielleicht berechnen, wie viel Gift im Blut ist und wie viel Gegengift man dafür braucht. Also, vorausgesetzt das Gegengift funktioniert." Sie nahm ihren Umhang ab und hing ihn um einen Stuhl neben ihr. Meiner hing ebenfalls auf einer Lehne. Durch den Dampf der Tränke, die ich seit letzter Nacht herstellte, war es auch fast unerträglich warm geworden.

"Genau diese Gedanken hatte ich auch diese Nacht." Ich ging auf einen Kessel zu, in dem sich eine durchsichtige Flüssigkeit befand. "Um den Gehalt des Gifts im Blut zu messen, gibt es bereits einen Trank. Mit leicht abgeänderten Rezept kann man ihn auf Naginis Gift spezialisieren." Ich deutete in den Kessel. "Wie viel Gegengift man braucht, müsste man ausprobieren. Und zu ihren Zweifeln: der Trank ist perfekt, was ich ebenfalls nachgeprüft habe." Ich zeigte auf drei weitere Kessel. In jedem befand sich ein Trank in unterschiedlicher Farbe und Dicke. Es hatte lange gedauert, aber ich war zu dem Schluss gekommen, dass ihr Trank wirklich das komplette Gift im Körper isolieren kann, wenn es in der richtigen Menge verabreicht wird.

"Verrückt!", stieß sie belustigt hervor.

"Was?"

"Den selben Gedanken zum gleichen Zeitpunkt, nur dass sie ihn schon weitestgehend ausführen konnten." Sie sah mir tief in die Augen, als ich sie mit meinem Blick streifte. Kurz stockte ich. Dann wand ich mich wieder von ihr ab. Ich wollte etwas sagen, entschied mich aber dagegen. Dafür sah ich sie erneut an. Es war das erste Mal, dass ich sie wirklich ansah. Sie und nicht irgendeine Schülerin. Ihre großen Augen sahen fröhlich aus und schimmerten in einem grün-blau. Wie der Strand eines Meeres, schoss es mir durch den Kopf. Fast konnte ich die Wellen darin erkennen, dann wurde meine Aufmerksamkeit auf ihre Haare gelenkt. Wilde Locken, die sich anscheinend heute nicht so gut hatten bändigen lassen wie sonst. In wilden Strähnen und durcheinander hingen sie weit von ihrem Kopf hinunter. Dunkelbraune, wilde Locken, die im Dampf nur matt schimmerten. Auf ihren Wangen lag ein Hauch rosa, warum wusste ich nicht, tippte aber auf die hohe Temperatur. Um ihre Lippen spielte ein feines Lächeln und verlieh ihr einen geheimnisvollen Ausdruck. Ihre Lippen schimmerten ebenfalls matt. Unwillkürlich musste ich mir vorstellen, wie es sich anfühlen müsste, sie hier und jetzt zu küssen. Ihr weichen Lippen auf meinen, meine Hände in ihren langen Haaren und- Moment mal ... Was?! An was, bei Merlin, hatte ich denn jetzt schon wieder gedacht? Ich und Adams küssen, sicherlich! Nein, danke!

Die Erinnerung an gestern flackerte kurz auf, wie sie sich den Umhang abnahm, ihren Pullover auszog und einen Teil ihrer Bluse aufknöpfte. Ich zog scharf die Luft ein und versuchte krampfhaft diese Gedanken zu unterdrücken. Es gelang mir beim besten Willen nicht. Schon sah ich, wie ich sie küsste, an mich riss, anfing ihr Kleidung auszuziehen und sie auf einen der Tische hinunterdrückte. Ich schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, standen wir immer noch unverändert da. Beide einander in die Augen schauend.

"Alles in Ordnung, Sir?", durchbrach sie die lang da gewesene Stille. Ich hatte sie viel zu lange angeschaut, wahrscheinlich dachte sie, ich hätte Probleme wegen Naginis Gift oder so. Ich schluckte und versuchte meine Stimme wieder zu finden. Ich schwieg und räusperte mich. Kurz flackerten ihre Augen vor meinen auf. Nicht so wie jetzt, nein, viel dunkler. Mit vor Lust verhangenem Blick sah sie mich an. Ich schüttelte mich und fluchte in meinem Kopf. Wie konnte ich überhaupt auch nur in diese Richtung denken?

"Professor Snape?" Als ich meinen Namen hörte, zuckte ich zusammen. "Was haben Sie?" Meinen Mund öffnend startete ich einen weiteren Versuch etwas zu sagen, wieder scheiterte ich. Das einzige, was geschah, war, dass ich hörbar ein und aus atmete. Plötzlich klärte sich mein Verstand wieder.

"Nichts, alles gut", sagte ich mit noch etwas wackliger Stimme, aber es funktionierte. Besorgt sah sie mich an. Dann, ohne Vorwarnung, wurde mir schwarz vor Augen und ich wurde ohnmächtig. Das letzte, was ich noch mitbekam, war, dass ich in Richtung Boden fiel.

Mein Kopf schmerzte. Stöhnend öffnete ich die Augen. Adams kniete neben mir. Sie beobachtete mich. Sobald sie sah, dass ich wach war, schien sie erleichtert.

"Wie gehts Ihnen?", fragte sie und legte eine Hand auf meine Stirn. Ich erzitterte ungewollt unter ihrer Berührung, dabei wollte sie doch nur testen, ob ich Fieber hatte. Zufrieden nahm sie sie wieder weg. Unbehaglich wand ich mich auf dem Boden meines Labors. Es war zwar nicht das erste Mal, dass ich hier gelandet war, aber das erste Mal, dass ich nicht alleine war. Langsam machte ich mich daran, aufzustehen. Stück für Stück gelang es mir auch, während Adams mich stützte. Am liebsten hätte ich sie angeschnauzt, dass ich noch nicht so gebrechlich wäre, dass man mir aufhelfen müsste, aber ohne ihre Hilfe hätte ich vermutlich dreimal so lange dazu gebraucht.

Ich schwankte leicht. Immer noch hielt sie mich fest, als fürchtete sie, ich könnte sofort wieder umkippen. Ich gab es nicht gerne zu, aber genau so fühlte ich mich. Mir war so schwindelig, dass ich kaum noch scharf sehen konnte. Ihre Finger hatten sich vorsorglich um meine Hand geklammert, ihre andere Hand lag auf meiner Schulter. Meine Knie bestanden aus Wackelpudding. Ich befürchtete, sie könnten jede Sekunde einknicken.

"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" Ein Anflug Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit. Ihr Augen trafen erneut auf meine. Augenblicklich verlor ich mich darin. Dann gaben meine Knie wirklich nach. Admas hielt mich aufrecht, was sie jedoch nicht lange halten konnte. Sie zog noch rechtzeitig einen Stuhl heran und ließ mich vorsichtig darauf hinunter. Kraftlos blieb ich sitzen. Sich vor mich hinhockend sah sie mich jetzt wirklich besorgt an. Wieder wurde ich ohnmächtig.

Als ich wieder erwachte, lag ich auf meinem Sofa. Eine Decke war über mich ausgebreitet worden und die Tür zu meinem Labor stand offen. War sie immer noch hier? Kurz hielt ich inne. Ich fühlte mich gut, nichts erinnerte mehr an eben. Schnell stand ich auf, zog meine Kleidung und Haare wenigstens etwas wieder dahin, wo sie hingehörten und betrat mein Labor. Der Nebel hatte sich gelegt und trotzdem brauchte ich lange, bis ich Adams ausmachen konnte. Das lag nicht an gestörter Sicht, sondern daran, dass sie saß und nicht stand. Noch dazu lag ihr Kopf auf dem Buch vor, beziehungsweise jetzt unter ihr. Sie schien zu schlafen. Erst dann bemerkte ich, dass es erneut weit nach Mitternacht war. War sie die ganze Zeit hier gewesen? Und ich hatte die ganze Zeit geschlafen? Unschlüssig betrachtete ich sie. Erstaunlicher Weise hatte ich meine Gedanken einigermaßen unter Kontrolle.

Der etwas andere 𝓛𝓲𝓮𝓫𝓮𝓼𝓽𝓻𝓪𝓷𝓴Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt