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Sie galoppierten durch den Wasserfall.
Eine Art Tunnel tat sich vor ihnen auf und als sie auf der anderen Seite des Wasserfalls auftauchten, konnte Dahlia ihren Augen nicht trauen. Es liefen Elben durch die Gegend und das große Schloss auf dem Hügel über dem Wald, in dem sie standen, kam ihr bekannt vor. Sehr seltsam, dachte sie sich und schaute sich weiter um, während das Pferd gemächlich weiterging, sodass Dahlia sich alles in Ruhe anschauen konnte.

Bewundernd schauten alle Elben Dahlia nach, die verwirrt die Bäume anstarrte. Es sah nämlich so aus, als würden sie Gesichter besitzen, aber sie sprachen nicht – zum Glück. Das hatte ihr nämlich gerade noch gefehlt. Aber dafür ritten einige von den Bewohnern dieses Reiches auf Pferde wie Oisin und Dahila konnte keine erdenkliche Elektronik ausfindig machen. Es war, als wäre sie in der Zeit zurückgereist, denn die Kleider der Frauen und Mädchen wirken wie aus dem Mittelalter und die Häuser sehen nicht wie diejenigen aus Dahlias Stadt aus.

Niamh, an der sie sich noch immer festklammerte, lächelte und lachte auf, da erschreckte sich Dahlia und richtete sich auf.

„Lachen Sie über mich?", fragte sie erschrocken, doch die Frau schüttelte den Kopf.

„Natürlich nicht, Linaeloth. Ich finde es nur amüsant, wie du dein Volk ansiehst. Du bist genauso eine wie sie, aber starrst sie verwirrt an", erklärte Niamh, „Du kannst mich ruhig loslassen, wir werden nicht mehr galoppieren. Außerdem wirst du schon nicht vom Pferd fallen." Da merkte erst Dahlia, dass sie sich noch an der Frau festhielt und entschuldigte sich, während sie ihre Arme wegnahm. Weiter sagten sie nichts mehr zueinander, bis sie in die Nähe des gewaltigen Schlosses kamen. Dahlia weitete ihre Augen, denn nicht einmal auf Schulausflügen zu Burgen und Schlösser mit dem Geschichtskurs hatten sie so gewaltig ausgesehen. Und auf dem Hügel wirkt es noch imponierender, dass die Türme so aussehen, als würden sie die Wolken berühren können. Das Schloss erinnerte sie sogar ein wenig an das Disneyschloss aus Paris, als sie mit ihren Adoptiveltern hingeflogen ist und Urlaub gemacht haben. Aber dieses hier ist um weiten außerordentlicher.

„Dahlia", nannte Niamh ihren Namen endlich, nachdem diese Dahlia mehrmals angesprochen hatte – als Linaeloth, woran sich Dahlia nicht gewöhnen kann. Niamh ist vom Pferd abgestiegen und wartete auf sie. „Wir sind da, du kannst absteigen. Deine Dienstmädchen warten schon auf dich und du willst doch dein Zuhause kennenlernen", erklärte sie und half Dahlia vom Pferd, die immer noch erstaunt und leicht schwindelig von Niamh ins Schloss begleitet wurde, wo tatsächlich Elfen in einer Reihe an der rechten Wand standen. Dahlia konnte das alles natürlich nicht glauben und schüttelte den Kopf. „Niamh, ich kann hier nicht bleiben. Was wird aus meinen Adoptiveltern?"

„Darum musst du dir keine Sorgen machen, Linaeloth. Tir na nOg ist das Land der Jugend und Sorgenfreiheit. Während du hier bist, altern deine Peiniger und das Paar, bei denen du aufgezogen wurdest und sterben. Seit der Krieg vor rüber ist, haben wir endlich wieder Freude im Land. Und das Wichtigste ist, dass ich dich endlich bei mir haben kann."

„Moment. Während meine Eltern in Wisconsin sterben, bleibe ich hier?!"

„Ja. In deinem Land haben Elfen ein etwas längeres Leben, aber hier sind sie unsterblich und werden zu Sternen, wenn sie so weit sind. Bei dir wird dasselbe passieren."

„Was soll das heißen, ich werde zu einem Stern?"

„Deine Seele wandert in den Nachthimmel und du erstrahlst als neuer Stern."

„Das ergibt keinen Sinn. Sterne sind Himmelskörper. Sie bestehen hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium. Das sind keine Seelen, die plötzlich erscheinen", schüttelte Dahlia den Kopf und runzelte die Stirn. Sie hatte das Gefühl, das wäre alles nur ein seltsamer Traum, aber die Nägel in ihrer Handfläche taten weh, also musste sie sich irren. Trotzdem kam ihr das alles seltsam rüber...

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