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Schließlich dachte sie sich, eine Nacht sei nicht so schlimm.
Es war immerhin ein Freitag und sie könnte ihren Adoptiveltern sagen, wenn sie wieder zurückkommen sollte, dass sie bei jemandem übernachtet habe. Sie wussten schließlich wenig über ihre Tochter. Dahlia erklärte Niamh, dass sie eine Nacht bleibe, und wurde ihren Bediensteten vorgestellt. Als diese gingen, wandte sich die Mutter an Dahlia.

„Dahlia, ich bin nicht gerade begeistert davon, dass du deine...Adoptiveltern anlügst."

„Ich kann ihnen ja schwer die Wahrheit sagen. Sie würden mich zu einem Psychiater schicken mit der Begründung, dass ich mir eine Welt ausdenke, weil ich allein bin. Allerdings komme ich ziemlich gut damit klar." Während des Weges durch das Schloss, das Niamh Dahlia zeigte, herrschte Schweigen und als sie ihrer Tochter ihr Zimmer zeigte, erklärte sie ihr noch ein paar Dinge. „Linaeloth, wenn du etwas möchtest, dann musst du nur an der Glocke neben der Tür ziehen und ein Dienstmädchen kommt. Sie werden dir auch beim Anziehen helfen, wenn wir heute Abend ein Fest zu deinen Ehren feiern."

„Ein Fest?", wunderte sich Dahlia und wandte sich zu Niamh um, die an der Tür stand und nickte. „Ein Ball, um genau zu sein. Du kannst dich aber erstmal in deinem Zimmer umsehen und nach Bedarf nach draußen auf den Hof gehen. Bleibe dann aber bitte nicht nach dem Sonnenuntergang draußen, damit du dich für den Ball fertig machen kannst." Mit diesen Worten schloss Niamh die Tür und ließ Dahlia somit allein.

Sie sah sich in dem riesigen Zimmer um: Ein reich geschmücktes Bett mit vielen Kissen steht an einer Wand, zum Raum zeigend und ein Fenster drüber liegend. Jeweils rechts und links davon steht ein Nachttisch mit einem kleinen Kerzenständer. Auf der anderen Seite des Zimmers fand Dahlia eine Wand voller Bücher und einem kleinen tiefen Tisch, daneben eine Chaiselongue. Die schweren und dicken Gardinen waren hübsch und aufwendig bestückt und der große Spiegel fasste den ganzen Körper von Dahlia auf. Das überraschte sie, weil das zu Hause nicht der Fall war und sie sich endlich vollständig betrachten konnte. Sie sah sich die Bücher an, von denen sie kaum welche kannte, sie waren außerdem in einer anderen Sprache geschrieben. Als Dahlia aus dem Fenster blickte, konnte sie auf den Hof blicken, auf dem Elfen Bogenschießen übten und tanzten. Sie musste lächeln, weil sie so tollpatschig ist und kaum einen Fuß vor den anderen setzen kann, ohne fast zu stolpern.

Plötzlich stürmten zwei Dienerinnen in ihr Zimmer und erschrocken drehte sie sich um. Sie blieben vor ihr stehen und verbeugten sich tief. Dahlia war verwirrt, weil sie sie nicht gerufen hatte und fragte sie deshalb.

„Es wird Zeit, Euch für den Ball vorzubereiten, Linaeloth", erklärte die linke Elfe und verbeugte sich wieder. Das fand Dahlia ganz kurios und schüttelte unauffällig den Kopf. „Ihr braucht euch nicht vor mir zu verbeugen. Und ich heiße nicht Linaeloth, sondern Dahlia", korrigierte Dahlia sie und verschränkte die Arme. Die Elfen schauten sie weiterhin ausdruckslos, aber ein bisschen verwirrt an. „Was bedeutet denn Ihr Name?", fragte die andere Elfe eingeschüchtert leise und vorsichtig.

„Eine Blume heißt so. Ein seltenerer Name ist auch Georginen." Die Elfen waren verblüfft, sagten aber nichts mehr und machten sie für den Ball fertig. Das Kleid hing hinter einem reich verzierten Paravent auf einem Mannequin, das Dahlia noch nicht gesehen hatte und überwältigt war wegen des schönen Kleides. Zuerst wurde Dahlia das Korsett angezogen und zugeschnürt, dass sie kaum Luft bekam und es gelockert werden musste. Es war unerträglich für sie, aber die Dienstmädchen beharrten darauf, dass das Korsett so eng sein sollte, damit ihre Figur zur Geltung kam, aber Dahlia beharrte weiterhin darauf, dass das Korsett zumindest einwenig lockerer sein sollte. Letztendlich gaben die Elfen auf und lockerten das Korsett.

Nachdem auch ihre Haare frisiert wurden, kam der Zeitpunkt, an dem sie in den Ballsaal gerufen wurde.

Tír na nÓgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt