E01 - Die reine Spirale | Teil V

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Elio sah keinen Ausweg, während das Gewicht von Lions Pistole schwer in seiner Hand wog. Er stand noch immer neben Lion, der Paxton umklammert hielt und ihm die Mündung seiner Pistole an die Stirn presste. Sie konnten nicht weiter nach hinten und nach vorne konnten sie auch nicht, denn der bewaffnete Trupp vor ihnen schien keine Anstalten zu machen, sie durchzulassen. Es war ein klassisches Mexican Stand-Off.

„Ich blase ihm sein scheiß Hirn raus", rief Lion und nickte an die Wand, wo noch immer die Überreste der Soldaten zu sehen waren. „Ich mein das ernst, Leute."

Einer der Männer trat vor, er hatte rote kurze Haare, war unrasiert und trug wie alle anderen auch eine schwarze, schwarze Weste und einen Helm.

„Was machst du da Jonathan?!", rief einer der Männer.

„Reden, was sonst, Frank", antwortete der Rothaarige und drehte sich kurz zu ihm um, ehe er seinen Blick wieder nach vorne richtet. „Ich glaube nicht, dass du schießt, Junge", sagte er und sah Lion an, dann nickte er zu Elio. „Und dein Freund schießt ganz sicher nicht."

Erst jetzt bemerkte Elio, dass seine Hände zitterten. Seine Handflächen fühlten sich vor lauter Schweiß glitschig an und sein Herz pochte wild. Sein Griff um die Waffe wurde fester, versuchte das Zittern zu kompensieren. Elio hob die Waffe und richtete sie auf den Kerl. Er könnte jetzt abdrücken und ... Sein Finger war wie versteinert. Er konnte es nicht, nein er wollte es nicht. Für einen Moment blitzte das blutige Gesicht von Baltar vor seinen Augen auf. Er sah seine eigene Faust in das Gesicht krachen. Schlag und Schlag. Da war überall Blut gewesen. Elio war wütend gewesen, nein mehr als das. Unbändiger Zorn hatte ihn übermannt. Und er hatte sich nicht wehren können. Hätte Phoenix ihn nicht aufgehalten, wer weiß was dann geschehen wären. Nie wieder wollte er sich so hilflos fühlen, wie kurz vor dem Ende seines letzten Abenteuers mit Phoenix. Und was noch viel wichtiger war, er wollte niemanden töten. Das würde er nicht verkraften. Das war nicht er. Elio ließ die Waffe sinken.

„Was soll das?", zischte Lion.

„Er hat Recht", sagte Elio. „Ich werde nicht schießen. Ich kann nicht, Lion, tut mir leid."

„Dachte ich es mir doch", antwortete Jonathan und lächelte ihnen zu. Es war ein gefährliches, dünnes Lächeln. Es erinnerte Elio an einen Mungo, des mit einer Klapperschlange spielt.

„Lasst uns einfach gehen und ihr bekommt euren durchgeknallten Anführer wieder."

„Was redest du da, Elio? So läuft das doch nie!", warf Lion ein.

„Vielleicht schon. Warum sollten wir uns alle gegenseitig erschießen? Das will keiner von uns."

„Richtig, hör auf deinen jungen Freund", antwortete Jonathan und wandte sich dann an Elio.

„Du weißt, dass wir euch nicht einfach so gehen lassen können. Und Paxton? Den könnt ihr getrost mitnehmen. Der ganze Planet sucht jetzt nach uns! Alles nur weil er sich von diesem Mönch hat einlullen lassen. Nichtsdestotrotz habt Ihr etwas, das wir wollen."

„Ja, ja, wir sollen für die nächste Generation sorgen", antwortete Lion. „Das werden wir nicht. Da, wo wir herkommen, schläft man nicht mit der Frau eines Anderen." Er grinste.

„Oh, ein Ehrenkodex", antwortete Jonathan und lachte. „Habe ich dir gar nicht zu getraut."

„Vielleicht liegt es auch daran, dass mir meine Gene wichtig sind und ich selbst bestimmen möchte, wann und mit wem ich meinen Nachwuchs großziehe!"

„Auch wenn ich Paxtons Methoden nicht gut heiße, so glauben wir doch alle daran, dass es ein Fehler war, dass die Menschen ihre Genetik geändert haben. Wir wollen einen Neuanfang." Jemand anderes hatte das Wort ergriffen. Eine schwarzhaarige Frau trat nach vorne. Auch sie trug eine schwarze Hose und eine Weste über einer Art weißen Bluse. An ihrer rechten Augenbraue klebte noch etwas getrocknetes Blut.

Im Vortex aus Zeit und RaumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt