Die Sonne senkte sich bereits dem Horizont entgegen, während sie die letzten Meter des Hügels hinaufstieg. In ihrer Hand, fest umklammert, hielt sie eine lederne Leine. Unfassbar, wie langsam man sein konnte. Ihr Griff verstärkte sich und sie riss an der Leine.
„Mach schon", rief sie. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!"
Dann stieg sie die letzten Meter nach oben und stand direkt neben einer steinernen Stufenpyramide. Sie drehte sich um und überblicke das Tal. Nun war auch der Junge endlich oben. Taumelnd trug er ihren Stuhl in beiden Händen. Sein Gesicht war bleich, die Kleidung zerrissen und die blonden Haare hingen ihm verfilzt ins Gesicht. Sie konnte es immer noch nicht glauben, das sie ausgerechnet ihn hatte entführen sollen. Aber jetzt war es schon geschehen und auch ihr neuste Job ihres Auftraggebers war fast vollendet. Auch hier verstand sie nicht, warum, aber das machte nichts, denn sie hatte einen wahnsinnigen Spaß dabei.
Sie griff den Stuhl, stellte ihn an den Rand des Plateaus und sah zu dem Jungen. Verängstigt kam er näher und stolperte dabei fast. Dann nahm er seinen Rucksack herunter.
„Ich schwöre dir, wenn etwas kaputt gegangen ist, dann ziehe ich dir die Haut bei lebendigem Leib ab", sagte sie und setzte sich auf den Stuhl. Die Lehne und das Polster waren mit weinrotem Samt bezogen. Sie schlug die Beine übereinander und sah zu, wie der Junge eine Isolierkanne und dann eine Tasse, die behutsam in altem Zeitungspapier eingewickelt war, aus dem Rucksack hervorholte. Mit zitternden Fingern reichte er ihr die Tasse.
„Bitte schön", murmelte er. Als sich ihre Finger kurz berührten, zuckte er zurück und beinahe wäre dabei die zierliche Tasse aus ihrer Hand gerissen worden. Sie strafte ihn mit einem Blick. Der Junge griff nun nach der Kanne, lockerte den Deckel und hob sie dann zitternd an. Sie konnte ihm gar nicht dabei zusehen. Wenn er so weiter machte, dann würde er ihre Hand verbrühen. Sie rollte mit den Augen und griff nach der Kanne.
„Lass", zischte sie. „Ich mach das schon!"
Er starrte sie ängstlich an, stolperte dann rückwärts aus ihrem Sichtbereich. Allerdings schien er die Leine vergessen zu haben, die direkt zu dem Halsband um seinen Hals führte. Sie spannte sich stramm, er kam ins Straucheln, stürzte zu Boden und blieb liegen. Sie ignorierte ihn. Sie war aus wichtigeren Gründen hier. Behutsam zog sie eine kleine Fernbedienung aus ihrem Ausschnitt und warf einen letzten Blick nach unten in das Tal, das eingebettet von sechs Hügeln mit sechs Stufenpyramiden vor ihr lag. In der Mitte erstreckte sich ein kleiner Berg nach oben, auf dem drei Tempel standen und links und rechts davon befanden sich mehrere kleine Felsformationen aus Tuffstein. Selbst von dem Hügel aus sah sie die kleinen schwarzen Löcher, die die Fenster bildeten. In einigen brannten sogar noch Kerzen. Es war wie immer. Selbst in der tiefsten Nacht waren ein paar Menschen wach. Zwar wusste sie nicht, warum die Menschen in diesen seltsamen Tuffsteinformationen lebten, aber wen interessierte das schon.
Endlich war es so weit. Sie war wieder auf der Bühne erschienen. Nicht um sonst nannte man sie die Weltenzerstörerin. Ein schmales Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Sie aktivierte die Fernbedienung und im nächsten Moment loderte Feuer mit grünen Flammen auf. Es dauerte nur Sekunden, bis es sich in der ganzen Stadt ausgebreitet hatte. Zugegeben, es war nicht einfach gewesen, alle nötigen Vorbereitungen zu treffen, aber schlussendlich hatte sie es doch geschafft, an alle strategisch wichtigen Stellen zu gelangen und Sprengsätze zu deponieren.
Jetzt hallten die Schreie der Menschen bis zu ihr auf dem Hügel und entschädigten sie für ihre Mühen. Die grünen Flammen griffen nur lebende Organismen an, alle Strukturen und Bauwerke blieben erhalten. Es war ihre liebste Erfindung und die ideale Waffe, um ganze Städte spielend leicht zu übernehmen. Und sie hatte sie sogar noch verbessen können. Genau aus diesem Grund war es das Richtige für diesen Auftrag, denn sie sollte nur dafür sorgen, dass die Menschen, die hier lebten, beseitigt werden, ehe sie zu tief gruben. Ihr kam das gerade recht. Es war der beste Start in ihr neues Leben. So kehrte man zurück auf die Bühne des Universums.
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Im Vortex aus Zeit und Raum
Science Fiction[Band III Im Vortex aus Zeit und Raum] [Vorwissen ist nicht nötig] Nachdem nun Elios und Phoenix Reise nach Yaxitoc beendet ist, eröffnen sich den beiden endlich neue Möglichkeiten und so beginnt ihre Reise durch Raum und Zeit. Was gibt es auf dem M...