Hinter dem Tor war nichts mehr von dem Wind zu spüren. Und auch die Kälte war nicht mehr vorhanden, stattdessen fühlte es sich wie ein warmer Frühlingstag an. Etwas stimmte mit dem Boden nicht. Es dauerte einen Augenblick, aber dann verstand Elio, dass die Straße die Ursache war. Er kniete sich hin, um es zu überprüfen und legte seine Hand auf den Steinboden. Er war warm. So warm, dass er seine Schuhe hätte ausziehen können und barfuß darauf laufen können.
Im inneren Teil der Stadt waren keine klobigen Steinbaracken zu sehen. Die Häuser waren akkurat und solide gebaut. Einige waren mit dunklen Holzbalken oder mit kleinen Messingfiguren verziert. Die Straße öffnete sich und führte auf einen kleinen Markt. Neben den zwanzig Ständen gab es noch etwa drei Dutzend Verkäufer, die ihre Ware auf kleinen Handkarren anboten. Auch hier war wieder einiges an Holz verbaut. Elio sah verschiedene Wurzeln, Salatköpfe, Lauch und frischen Fisch. Außerdem gingen sie an mehreren Ständen mit kleinem Werkzeug vorbei.
„Woher kommt eigentlich das ganze Holz", fragte er Phoenix leise.
„Ich gehe davon aus, dass sie Obstbäume in ihren tiefen Hallen anbauen und andere Bäume, die sie dann zum Bauen nutzen."
„Sie bauen ganze Wälder unter der Erde an?! Wie soll das gehen?"
Phoenix zuckte mit den Schultern. „Ich habe nur einen ihrer Gärten gesehen und er war gewaltig ... Sie graben einfach gerne und haben ein Händchen für Geothermie."
„Du meinst, heizen den Boden mit Hilfe von Erdwärme?"
„Ja. Wahrscheinlich gibt es hier irgendwo heiße Quellen", meinte Phoenix, während sein Gesicht allerdings besorgtere Züge annahm. „Und sie leiten das heiße Wasser durch die Stadt."
„Also es ist ein Volk von Bergleuten und begnadeten Handwerkern. Wenn ich den Geruch richtig deute, lieben sie Bier und Fleisch. Sie sind klein, stämmig und haben einen gewaltigen Bart. Und lass mich raten, sie sind gierig nach Edelsteinen und Gold?"
„Wie kommst du darauf?", fragte Phoenix.
„Das sind Zwerge. Eindeutig. Ich verstehe nicht, wie das sein kann?! Aber .... Wie kommen die Pulari in unsere Fantasygeschichten? Oder willst du mir etwa sagen ... Nein .... Oder?"
Elio verstummte und sah Phoenix ungläubig an. Hatte es wirklich mal so eine Kolonie auf der Erde gegeben? Tauchten sie daher in verschiedenen Sagen und Geschichten auf, die sich später dann in ein eigenes Fantasy Völkchen umwandelten?
„Waren sie mal auf der Erde?"
„Es könnte einen Stamm auf der Erde gegeben haben", sagte Phoenix. „Immerhin würden sie nicht so sehr unter Menschen auffallen, oder? Und auch die Erde besitzt gute Rohstoffgebiete. Aber um deine Frage von vorhin aufzugreifen, sie interessieren sich nur für bestimmte Erze, Metalle oder Kristalle. Hauptsächlich für solche, die eine erhöhte Leitfähigkeit, wie zum Beispiel Gold, besitzen. Es ist jetzt nicht so, dass es ihnen Spaß bereitet, in einer Badewanne voll Rubine zu liegen."
„Das ist wirklich ... Ich weiß nicht, was ich sagen soll", erwiderte Elio. Er hatte mit viel gerechnet, aber nicht mit Weltraumzwergen, die jetzt auf einem Eisplaneten lebten.
Als sie den Markt überquert hatten, folgten sie einer Straße, die bergauf führte und kamen an einem Badehaus vorbei. Auch hier stiegen dichte Dampfschwaden aus dem Kamin. Schon auf dem Markt war Elio die Blicke der Einheimischen aufgefallen, die man ihnen zuwarf. Argwohn und Skepsis lag in ihrem Blick. Er hörte auch Getuschel, aber niemand schien sich ihnen in den Weg zu stellen, also gingen sie weiter.
Es folgten mehrere größere und prunkvolle Häuser, mit geschnitzten Verzierungen aus Messing an den Giebeln und Bilder auf der Hauswand, ehe es wieder mit den normalen Fachwerkhäusern weiter ging. Die Fassen sahen alle sehr gepflegt und sauber aus. Keine Spur mehr von den heruntergekommenen Baracken, in denen anscheinend die einfachen Arbeiter wohnten. Sie folgten der Straße immer weiter nach oben, bis sie schlussendlich vor der Felswand standen. Selbst als Elio den Kopf in den Nacken legte und steil nach oben sah, konnte er das Ende nicht erkennen. Die Felswand sah zerklüftet und brüchig aus. Stetig tropfte Wasser nach unten und bildete eine kleine Lache zu ihren Füßen. Coon schnüffelte interessiert daran, während Phoenix auf und ab ging und scannte. Etwas stimmte hier nicht. Etwas fühlte sich komisch an. Als wären sie nicht allein. Verstohlen warf Elio einen Blick über die Schulter, aber da war niemand. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass jemand (oder etwas) sie beobachtete.
DU LIEST GERADE
Im Vortex aus Zeit und Raum
Ciencia Ficción[Band III Im Vortex aus Zeit und Raum] [Vorwissen ist nicht nötig] Nachdem nun Elios und Phoenix Reise nach Yaxitoc beendet ist, eröffnen sich den beiden endlich neue Möglichkeiten und so beginnt ihre Reise durch Raum und Zeit. Was gibt es auf dem M...