3. Kapitel - Versöhnung à la Youssef

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Ich konnte meinen Augen nicht trauen, mein Zimmer war aufgeräumt und glänzte aus jeder Ecke. Es war einfach alles tip top aufgeräumt gesaugt, Staub gewischt und geputzt. Aber das wars ja noch nicht, ein riesengroßer Blumenstrauß voller roter Rosen lag auf meinem Bett, in diesem war eine Karte eingesteckt, ich war sehr gespannt, was da wohl stehen würde, außerdem lagen da noch Pralinen und meine Lieblingslimo, 2 Liter gekühlte Hawai. (->marokkanische Limonade *-*)
Ich war sehr glücklich und habe mich riesig darüber gefreut, doch ich fragte mich von wem das denn sei ?! Ich dachte an meine Cousine Meryam oder an Hanae, aber warum in aller Welt sollte sich eine von ihnen diese Arbeit machen, Sie hatten keine Zeit für so etwas, es war mitten in der Woche, sie arbeiteten und es war weder Aïd (Bayram/ islamisches Fest), noch hatte ich Geburtstag.
Also nahm ich die Karte und öffnete sie.
Ich begann zu lesen:

As Salamu aleykum wa rahmatullahi wa barakathu mein liebster Bruder!
Es tut mir von Herzen leid, wie ich gestern mit dir geredet habe und vor allem für die Worte, die ich es wagte über meine Lippe zu bringen.
Diese entsprechen natürlich nicht der Wahrheit. Es mag sein, dass auch du dich nicht richtig benommen hast, denn deine Worte hinterließen eine tiefe Wunde in meinem Herzen. Es tat weh diese Worte von einem Menschen hören zu müssen, den man über alles liebt, ihn schon immer glücklich sehen wollte und glücklich ist, wenn diese Person es auch ist. Ja genau das habe ich bei dir immer verspürt. Nicht Soufiane ist mein Lieblingsbruder. Natürlich liebe ich ihn auch, immerhin ist er ja mein Bruder, aber das war es auch schon. Du ...ja du Youssef, du bist für mich nicht nur mein Bruder, sondern auch wie ein bester Freund. Deshalb muss ich ehrlich zugeben, dass es mir weh tut, dass du mich oft nicht richtig beachtest und viel lieber Spaß mit Hanae hast. Es war schwer dir dies zu beichten, aber es ist dein Recht es zu erfahren. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Aber aus unserem gestrigen Streit konnte ich wenigstens einen positiven Schluss ziehen, nämlich, dass es dir etwas ausgemacht hat, dass ich Soufiane dir vorziehen würde. Also musst du mich ein Stück weit doch lieben.
In Shaa Allah verzeihst du mir ❤️
Deine Schwester Samia

Ich las es fertig und meine Augen waren echt etwas feucht, ich war gerührt, gerührt von ihren Worten. Jetzt hatte ich Zeit, einfach mal Zeit um über alles vergangene nachzudenken. Das hatte ich so lange schon nicht mehr gemacht. Ich legte mich auf mein Bett, schloss die Augen und fing an in alten Erinnerungen und Gedanken zu schwelgen. Ich musste daran denken, was nur aus mir geworden ist und zu "was" ich mich verändert hatte.
Kaum zu glauben ich war mal der Liebling aller Lehrer, ich habe alles gemacht, was sie von mir wollte, denn ich habe sogar immer alle freiwilligen Aufgaben gemacht und mich immer am Unterricht beteiligt, war stets freundlich und höflich und habe mich nicht einmal getraut die Stimme auch nur leicht zu erheben. Und heute? Heute hassen mich alle Lehrer, weil ich ihrem Unterricht störe und mich nicht ordentlich benehmen kann.
Ach was solls, bald bin ich die ehh los und alles wäre geschafft.

Während ich in meinen Gedanken verflog, habe ich das sanfte Klopfen an der Türe nicht gehört.
Es war Samia.

"Darf ich hineinkommen, Youssef, bitte auch nur kurz ?"

Ich raffte mich langsam wieder auf , setzte mich aufrecht hin und öffnete meine Augen wieder.

"Ja na..."
Sie fiel mir mit erschrockener Stimme ins Wort:
"Sag mal hast du geweint? Ja das hast, das sieht man, du brauchst dich gar nicht erst raus zu reden!"

Ich hatte es komplett vergessen, meine Augen füllten sich ja während des Lesens auch mit Tränen und das Liegen mit verschlossenen Augen verstärkte dies zusätzlich, also blieb mir nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen.
"Und selbst wenn?! Wäre das ein Problem für dich ? Nee, also und es geht dich auch außerdem überhaupt nichts an, aber das ist ein anderes Thema. Ich wollte mich bei dir sehr für deine Mühe bedanken, ich nehme die Entschuldigung an und ja danke für die Hawaii. Ich werde sie nachher mit Hanae trinken. Hmm sehr lecker wird das nachher auf dem Balkon. Da muss ich echt zugeben, hast du mir meinen Tag definitiv gerettet.

"Aber ..."

"Was aber ?!"

"Ach nichts lass es dir schmecken Tschüss!"

"Ciao"

Und schon verschwand sie wieder schnell aus dem Zimmer.

Right Direction - From Zero to HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt