Kapitel 15 - Der Traum wird wahr

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Ich war die glücklichste Person auf der ganzen Welt, nun hatte ich das erste mal seid Jahren wieder das Gefühl angekommen zu sein. Ich bin angekommen in meiner Religion, der Deen hat mein Herz erobert, ich bin so dankbar, der Islam hat mir wieder einen Sinn im Leben gegeben, ich hätte es zwar immer bei mir, aber doch nie zuvor danach gegriffen, zudem hat auch Ayoub mein Herz erobert. Ich war wunschlos glücklich, so glücklich, dass ich mein Glück vollenden wollte, ich nahm mir also erneut meinen Gebetsteppich und breitete ihn aus und fing an zu beten. Ich strahlte voller Freude und mit jedem Wort, mit dem ich Allah subhana wa ta'ala näher kam kullerten unzählige Tränen über mein Gesicht, es ging so lange so weiter bis ich vor Müdigkeit irgendwann eingeschlafen und nur noch merkte wie ich von meinem Handy aufgeweckt wurde.

"Hanae könntest du bitte etwas dazu sagen, egal was ich möchte aber Gewissheit haben, ich halte es keine Sekunde länger mehr aus zu warten, seid Stunden bin ich an Nervosität nicht zu überbieten."

"Sbah El Kheir Ayoub :) ganz langsam, du hast mich gerade aufgeweckt, ich bin eingeschlafen, ich erzähle dir alles, wirklich alles, aber persönlich. Lass uns nachher treffen. Kann grad nicht reden wie du hörst.

"Ohh man du klingst ja so, als ob du die Nacht auf Beton verbracht hast. Dann bis nachher um 11 Uhr ?"

"Ja so ähnlich, bis um 11 Uhr."

Ich stand also auf, um mich fertig zu machen, einerseits hatte ich solche Schmerzen, weil ich richtig falsch geschlafen habe, aber die Gedanken an Ayoub und an die vergangene Nacht ließen mich alles vergessen. Ich war viel zu glücklich um noch einen weiteren Gedanken an diese Schmerzen zu verschwenden.
Mich trübte eher ein anderes Gefühl ich musste meine Mutter mal so langsam in alles einweihen, sie muss Bescheid wissen, bevor noch mehr entsteht, ich habe mich aber noch dagegen entschieden und mir vorgenommen nach dem Treffen ist Ayoub das Gespräch mit ihr zu suchen und ihr alles zu erzählen. Wird ja auch Zeit, dachte ich mir. Aber apropos Zeit, ich sollte so langsam anfangen mich fertig zu machen, ich hätte nicht mehr all zu viel Zeit, ich ging ins Bad duschte und machte mich zurecht, zog mich an und ging in die Küche um vorher noch etwas zu essen, während meine Mutter schon dabei war das Mittagessen zu kochen und Brot zu backen.

"Sbah El Kheir a Yemma. Labas ? Wie hast du geschlafen ?"

Ohne eine Antwort kam sie auf mich zu und umarmte mich, wir umarmen uns jeden Tag, daher ist es eigentlich nichts außergewöhnliches, aber heute kam es plötzlich und es war so intensiv, als wäre etwas geschehen, mittlerweile hatte meine Mutter auch schon Tränen in den Augen, ich machte mir schon etwas Sorgen, ist etwas vielleicht passiert, geht es ihr eventuell wieder schlechter oder hat sie etwas mitbekommen und trauert schon von jetzt an, obwohl noch nichts feststeht, aber ich hielt letztres eher für unwahrscheinlich, daher wurde mir langsam mulmig zumute.

"Alhamdoulillahi rab alamin, meine Tochter du strahlst so viel Noor aus, ich habe dich auch heute beim Beten gesehen, ich bin Tränen in den Augen eingeschlafen, du machst mich so stolz, ich danke Allah subhana wa ta'ala dafür, dass Er meine Gebete erhört hat und dich auf den rechten Weg geleitet hat. Dafür kann ich Ihm nicht genug danken, aber Hanae .."

Ich unterbrach sie:
" Yemma, weine bitte nicht sonst fange ich gleich auch noch an.", sagte ich ihr während ich ihre Tränen wegwusch.
Ich fange nie direkt an zu weinen, wenn ich andere dabei sehe, doch sobald Yemma auch nur eine Träne vergießt, tue ich ihr dies gleich, und kann es nicht stoppen.

"Aber ich glaube du verheimlichst mir etwas. Als ich dich heute so gesehen habe, hast du mich an mich selbst erinnert, vor vielen Jahren als ich hoffte und betete, dass dein Vater meine Liebe erwidert. Ich habe auch darum gebeten, als gäbe es nicht anderes. Ich habe mich in dir wiedererkannt und glaube, dass es da jemanden gibt, der dir sehr wichtig ist."

Meine Mutter wusste alles, ihr brauchte ich erst gar nichts vorzumachen, meine Liebe zu ihr ist einfach unbeschreiblich groß. Ich hätte sie auch niemals anlügen können, daher erzählte ich ihr jedes Detail, angefangen von der Nacht, die Begegnung mit Ayoub, als er mich begleitete und wie ich dann herausgefunden habe, dass es mein Ayoub ist bishin zu unserem Treffen heute.

"Yallah, pass auf dich auf, du weißt Allah sieht alles, sei vernünftig und grüß Ayoub von mir, er kann mich bald besuchen kommen, ich würde ihn auch gerne mal wiedesehen. "

"Mache ich Shukrane Yemma, ich hab ihr noch einen Kuss auf die Wange und schon ging ich zum Auto.

Ich machte mich fertig und ging um kurz vor 11 zum vereinbarten Treffpunkt. Ich wurde immer nervöser, zwar ist das wovor ich Angst hatte, dass er meine Liebe nicht erwidern würde, nicht eingetreten, sondern das Gegenteil, aber gerade das machte mich so nervös.

Als ich ankam sah ich ihn schon auf mich warten, er hatte seinen Blick gesenkt. Vor Scham wahrscheinlich, also war auch er mindestens genau so aufgeregt wie ich, diese Tatsache beruhigte mich ein wenig.

"Salam aleykum Ayoub wie geht's dir ? "

"Wa aleykum As Salam na ja eigentlich ganz gut und dir?"

"Ist alles in Ordnung ? Dankeschön mir geht's sehr gut."

" Ja eigentlich schon, aber ich warte immernoch auf die Antwort auf gestern Nacht."

"Ja Ayoub, dann will ich dich mal nicht länger warten lassen. Willst du die Lang- oder die Kurzversion hören ? Haha"

"Wie du möchtest, hauptsache du fängst irgendwann mal an."

Schon fingen wir beide an zu lachen. Diese vertraute Stimmung ist trotz der Aufregung innerhalb weniger Sekunden wieder da.

"Ja also Ayoub, ich habe bevor deine Nachricht kam, für uns gebetet, ich wollte, dass genau das wahr wird."

Während ich sprach, hielt ich meinen Blick stets gesenkt, doch aus den Augenwinkeln erkannte ich das Funkeln in seinen Augen, das war etwas was man als pure Freude bezeichnen konnte und die war es auch.
"Schon vorher war ich mir nach jeder Begegnung unsicher, was für Gefühle ich für dich hatte, aber nach und nach wurde mir immer klarer, dass es Liebe ist, ich konnte mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Ich habe auch heute Nacht noch zusätzliche Gebte für uns gebetet und danach sagte etwas in mir, dass ich ans Handy gehen sollte, und auch das war gar nicht so einfach, aber ich blieb dran bis ich deine Nachricht dann letztendlich sah. Ich war voller Freude und konnte es kaum fassen, sodass ich Allah danken wollte beim Gebet, dabei bin ich dann eingeschlafen bis ich dann von dir geweckt wurde. So das war die Geschichte Ayoub."

Kurze Stille.

"Ayoub?"

Ich spürte wie er meinen Kopf nahm und mich auf meine Stirn küsste. Ich hab mich so geborgen in seinen Armen gefühlt. Ich fühlte mich unendlich glücklich ihn zu haben .

Ich habe ihm vertraut und wusste wie vernünftig und reif er war, deshalb machte ich mir keinerlei Gedanken in seiner Nähe zu bleiben.
Er flüsterte mir in mein Ohr noch leise
"Quli m3ak".
Einstimmig antworteten wie beide mit einem "Amin". Wir blieben auf einer der Bänke am Mainufer sitzen und genoßen den frische Luft und den Wind, der uns durch die Haare wehte. Es wurde langsam  aber immer regnerischer und schon hatte Ayoub die Initiative ergriffen und wir fuhren ins Kino. Wir machten uns noch einen schönen Tag, mit abschließendem Essen. Er hielt etwas weiter weg von meiner Haustür, was mich etwas wunderte, da er sich vor niemandem verstecken braucht. Doch ich verstand direkt, er wollte nochmal etwas sagen.

So, du hast mir deine Geschichte erzählt, wie du auf mich kamst, jetzt möchte ich dir meine erzählen.

Right Direction - From Zero to HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt