Kapitel 12 - Freude, Familie und Schock in 24h

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Youssefs Sicht:

Es sind bereits die drei Wochen vergangen, ich habe mich doch immer wieder dazu aufraffen können, zu lernen. Es war eine sehr stressige Zeit, aber ob sich dies alles gelohnt hat wird sich erst heute zeigen. Ich hoffte und bangte innerlich so sehr, dass mich meine " Null-Bock-Phase" nicht allzu viel hinunterziehen würde, denn die elfte und noch der Großteil der zwölften Klasse lief super, bis es sich dann irgendwann im Laufe der zwölften Klasse änderte. Aber ja ich habe mich in der dreizehn ja wenigstens wieder sehr angestrengt und vor allem für meine Abschlussprüfungen unglaublich viel gelernt. Aber auch das nur wegen der ganzen Motivation von Yemma ihr habe ich alles zu verdanken.
So ich war nun fertig, der Anzug saß perfekt und ich war bereit, aber ziemlich nervös. Aller fieberten mit mir und kamen mit, meine Eltern, Hanae, Samia und auch Amin. Alle sahen gleichermaßen bezaubernd aus, doch Yemma strahlte am meisten, vor Freude, vor Stolz und das obwohl sie das Ergebnis noch nicht kannte. Da es langsam Zeit wurde, machten wir uns auf sek Weg zur Stadthalle, wo wir die Abiturzeugnisse verliehen bekommen. Bei unser Schule ist es  ja Tradition, dass alle die das Abitur bestanden haben auch erst an diesem Tag erfahren wie sie bestanden haben.
Während dem Warten bis mein Name endlich aufgerufen wurde, zerplatze ich innerlich, ich hatte keine Geduld mehr, auch die Reden der anderen erschienen  mir endlos, doch in dem Moment wurde Herr Youssef  El Ouardani ausgerufen, ich ging nach vorne und hörte all den Applaus und Hanaes Pfeifen. Da stand der Direktor und lächelte schon, ich habe gehofft, dass es dieses Mal wirklich daher kommt, dass das Ergebnis gut ist, doch dann meinte er:
"Du hast rechtzeitig die richtige Kurve eingeschlagen, kannst stolz auf dich sein".
Doch bevor ich richtig verstand, griff er zum Mikrofon und sagte:
"Herzlichen Glückwunsch Youssef, es ist mir eine Ehre das beste diesjährige Abitur zu überreichen. Ich stand mit offenem Mund auf der Bühne und konnte es kaum fassen. Ich konnte das einfach nicht realisieren. Wie konnte ich nur 1,3 schaffen ?! Man merkte mir sehr an, dass ich niemals damit gerechnet hätte. Doch dann war meine Rede dran, also musste ich erstmal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen.
Mit fehlen die Worte, ich kann nicht viel dazu sagen, doch ich möchte all meinen Dank meiner Familie und auch meinen Freunden aussprechen, doch vor allem meiner geliebten Mutter, Yemma ohne Dich hätte ich das alles niemals geschafft. Du warst und bist nicht nur meine Mutter, sondern mein Leben. Ich liebe dich. Nach diesen Worten hatte meine Mutter Freudentränen und alle applaudierten, womit ich mal wieder nicht gerechnet habe. Ich nahm das Zeugnis an und ging zu meiner Familie, die mich von allen Seiten umschling. Es war ein toller Augenblick und ich war einfach nur endlos glücklich.
Das ging den ganzen Tag weiter so, meine Familie hat mir einen wunderschönen Tag bereitet, als wir am Abend dann zuhause waren, wollte Samia nach langer Zeit wieder mal mit mir reden. Heute war ich sogar mal nicht abgeneigt davon, denn es tat mir leid, wie ich sie behandelt habe, obwohl ich es mir immer und immer wieder vorgenommen habe sie besser zu behandeln, netter zu sein und mehr mit ihr zu unternehmen, hat das alles einfach nie funktioniert. Es ging einfach nicht, mit ihrer Art kam ich einfach nicht gut klar. Ich weiß es hört sich sehr seltsam an, daher kann ich so etwas auch niemandem erzählen, da es meine Schwester ist, aber wir können uns nicht lange genug verstehen.

Samia: "Youssef hast du kurz Zeit?"

Youssef: "Klar komm rein, warte ich hole uns was zu trinken."

Samia: " Mach das."

Youssef: " Ja also, hat es einen bestimmten Grund oder bist du nur so hier?"

Samia: "Ja ich wollte dir sagen wie stolz ich auf dich bin, ich hatte nicht immer viele Möglichkeiten dir das zu sagen, aber du kannst gar nicht glauben wie froh ich bin, dass es dich gibt und du mein Bruder bist."
Sie stand auf und kam auf mich zu ich dachte, dass sie mich umarmen möchte, doch sie nahm meinen Arm, krempelte meinen Pulli hoch und band mir eine Uhr um, damit ich hätte ich nicht gerechnet, doch mich traf der Schock, als ich dann sah um was für eine Uhr es sich handelt. Es war die Uhr von der ich seit über 2 Jahren geträumt habe, ich habe mir das aber nicht leisten können. Ich war nicht nur sprachlos, ich verstand die Welt nicht mehr, wie sie das alles geschafft hat und dann nur für mich.
Ich konnte nichts sagen, nach mehreren Augenblicken der Stille, fragte sie mich dann: "Ist alles damit in Ordnung oder gefällt sie dir etwa doch nicht mehr ?"

Youssef: "Doch, Samia du weißt wie sehr ich davon träume und das schon so lange, aber du weißt auch wie teuer die ist, das kannst du doch nicht alles bezahlt haben.

Samia:" Doch und jeder Cent war es mir wert, ich wollte dir eine Freude machen, ich wollte, dass du dich auch mal wegen mir freust. Ich hoffe einfach nur, dass sie dir gefällt."

Youssef: Es wurde in dem Moment zu viel. Mein schlechtes Gewissen, das mich auch schon zuvor höllisch geplagt hat, wuchs immer weiter, ich konnte damit nicht mehr umgehen, es tat mir im Herzen weh, sie so wenig beachtet zu haben und sie mehr oder weniger nicht immer wahrgenommen zu haben.
Ich nahm sie in den Arm, ja Männer müssen stark sein, immer ?! Ein immer gibt es nicht. Auch sie sind nur Menschen, Menschen, die auch Fehler machen, diese aber genau so gleichermaßen bereuen können, ich verspürte einen sehr großen Kloß im Hals. Doch meine Tränen konnte ich in diesem Augenblick in ihren Armen nicht mehr zurückhalten. Ich wollte es auch nach all der Zeit nicht mehr. Sie war sichtlich geschockt davon, da sie nie im Leben mit solch einer Reaktion gerechnet hätte.

Samia: " Youssef, was ist denn los? Die Uhr war zwar teuer, aber nichts auf der Welt ist wertvoller als ihr, als meine Familie und auch Du, ich habe es gerne gemacht, du kannst dich ruhig wieder beruhigen Youssef, es ist wirklich alles in Ordnung."

Youssef:" Samia es tut mir alles unglaublich leid, ich bereue mein Verhalten dir gegenüber zuriefest. Ich wollte es nicht, aber es ging einfach nicht anders, ich konnte es nicht anders. Und auch wenn ich dir das nicht immer zeige, bist du mir auch wichtig, du bist meine Schwester. Außerdem kann ich dir gar nicht genug danken. Wie konntest du eigentlich so viel hundert Euro zusammensparen?"

Samia: " Youssef mach dir keine Sorgen und keine Schuldgefühle, es ist alles ok und ja wie wichtig du mir erst bist, kannst du dir wohl gar nicht erst vorstellen. Und ja von dem was ich gearbeitet habe."

Youssef: Wow, ich war einfach nur geschockt, das ganze Geld, wofür sie monatelang hart gearbeitet hat neben der Schule, den ganzen Stress dem sie Unterstand, dass alles hat sie auf sich genommen um mir eine teure Uhr zu kaufen, die ich mir sehnsüchtig gewünscht habe, sogar obwohl sie ein neues Handy braucht. Ich habe mir das immer wieder vor Augen geführt, doch mein Kopf wollte dies irgendwie nicht so schnell verstehen.
"Samia, du glaubst nicht welch eine große Freude du mir damit bereitet hast, das ist nicht nur nett von dir, sondern auch einzigartig, das würde sonst keiner machen. Setz dich mal bitte zu mir hin, wir stehen schon fast eine Stunde hier mitten im Zimmer. Ich kann dir wirklich nicht genug danken für dieses Geschenk, du hättest das niemals machen müssen, doch das ist echt das beste was mir heute noch passieren konnte. Ich werde das irgendwann gutmachen bei dir. Versprochen!"

Ich nahm sie in den Arm, um ihr meinen Dank noch mehr zeigen zu können, doch ich hatte die Hintergedanken, die mich einfach nicht los ließen. Na klar wollte sie mir auch eine Freude machen, vorallem passend zum Abitur und da ich sie mir schon so lange gewünscht habe, jedoch auch um  Aufmerksamkeit von mir zu erlangen, die ich ihr sonst nicht genügend schenke. Es tat mir wirklich  innerlich sehr leid, doch ich hatte irgendetwas, wie eine Blockade in mir, die es einfach nicht zulassen konnte Samia zu lieben und viel und innigen Kontakt zu ihr zu halten. Es ging nicht, obwohl sie meine Schwester ist, woher das kommt oder was das ist weiß ich auch nicht.

Also konnten wir wenigstens heute lange miteinander reden und die Zeit zusammen verbringen, es wurde immer später und wir immer müder, daher entschieden wir uns schlafen zu gehen. Doch vorher verabschiedete ich mich zum ersten Mal nach Jahren richtig von ihr und wünschte ihr eine gute Nacht. Dann am nächsten Morgen eine Überraschung, niemand war zuhause, an einem Samstagmorgen, sehr ungewöhnlich, doch ich machte mir zunächst keine Gedanken, doch als ich es telefonisch versuchte, auch auf allen Handys ging nur die Mailbox dran, fing ich an mir Sorgen zu machen, wie sich herausstellen sollte, auch berechtigt.

Right Direction - From Zero to HeroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt