🧚🏼‍♀️ Kapitel 22→ ꫜ꯵ᴀ 🧚🏼‍♀️

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remember⚠️maybe TW

Doch in der zweiten Halbzeit passierte es. Julian hatte ein super Laufweg, als ein Gegenspieler auf ihn zukam und ihn weg grätschte. Julian schrie auf und blieb am Boden liegen. Er hielt sein Knöchel, dabei drehte er sich von links nach rechts. Jaimie und ich sprangen auf, wir standen ungefähr fünf Minuten einfach nur da. Julian stand nicht wieder auf, die Mediziner waren vor ein paar Minuten auf den Platz gekommen. An der rechten Ecke des Spielfeldes sah ich, wie sich der Rettungsdienst schon bereit machte. Im Stadion war es still geworden, man hörte nur noch die Gegnerischenfans. Jaimie und ich hatten eine perfekte Sicht auf das Geschehen. Und ich sah wie die Mediziner sich nicht um Julian kümmern konnte, dafür zappelte er zu viel herum.
Wie von selbst kämpfte ich mich an den Zuschauern vorbei. Ich rannte durch die Katakomben, durch den Spielertunnel aufs Feld. Ich drehte mich zur Dortmunder Bank.
Marco Rose kam zu mir. „Gut, dich brauchen wir jetzt. Julian will sich von keinem helfen lassen. Sein Fuß kann niemand berühren ohne das er Schmerzen hat. Geh." Dass ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Es war wie ein scheiß Deja-vu, nur das Julian nicht in Lebensgefahr schwebte.
Umso näher ich kam, umso lauter hörte ich sein Gejammer. Es schnürte mir die Kehle zu. Ich kniete mich neben ihm, meine Hand umfasste seine. „Hey...ich bin hier." Julian sah zu mir auf, seine Augen waren geweitet, seine Haare klebten in seiner Stirn.
„Dir wird jetzt geholfen." Dann drehte ich mich zu den Sanitätern. Mein Blick ging zu Julians Fuß, der sich um 90°C gedreht hatte. Ach du scheiße, dass wird wohl nichts mehr mit spielen. „Gibt ihm irgendwas gegen die Schmerzen!"
Und das taten sie auch. Sie gaben Julian so viel, dass er sich anfassen ließ. Er protestierte, nachdem wir ihm gesagt haben, dass er heute nicht mehr spielen wird. Irgendwann hatten wir es geschafft, dann wurde er mit einer Trage vom Feld getragen.
Die Fans jubelten, applaudierten und riefen seinen Namen. In der Kabine schaute ich mir seiner Verletzung mit dem Mannschaftsarzt an. Wir beiden beschlossen seinen Knöchel zu kühlen und eigentlich sofort ins Krankenhaus zu fahren, doch Julian stellte sich stur. Er wollte das Spiel unbedingt zu Ende schauen. „Wenn wir jetzt gewinnen, sind wir Tabellenerster."
Nachdem das Spiel abgepfiffen war und der BVB gewonnen hat -fuhren wir beide uns Krankenhaus. Dort kam er ins Röntgen. Es wurde festgestellt, dass er einen schweren Bruch im Fuß hatte. Dass hieß, aussetzten! Während wir in einem Zimmer auf eine Schwester warteten meckerte Julian. „Scheiße, Mann. Dann kann ich wohl nicht mit zur WM!" Das war doch nicht wirklich sein Ernst. Jetzt dachte er wirklich darüber nach?
Ich kannte mein Vater...er wird Julian sowieso nicht mitnehmen. Ich muss mit ihm reden.
Der Doktor kam rein und rettete mich so, dass ich nicht auf Julians Aussage antworten musste.
„Also Sie haben ein verstauchten Knöchel. Die Verletzung sah schlimmer aus, wie angenommen." Der Doktor hängte zwei Bilder auf. „Hier könnt ihr beide das sehen. Dieser Riss verheilt schnell, also Glück gehabt. Sie bekommen jetzt eine Schiene und für drei Wochen Krücken, um die Verletzung erst einmal zu entlasten und ihr Ruhe zu gönnen."
Und 2 Stunden später konnten Julian und ich das Krankenhaus wieder verlassen. Aber auch nur weil er noch einmal zu Kai wollte. Dieser hatte es geschafft von den ganzen Geräten abzukommen. Wenn er weiter so gute Vorschritte macht, kann ich ihn bald entlassen.
Julian wackelte auf seinen Krücken neben mir her -bei jeden Schritt verzog er das Gesicht. Ich konnte mir nicht vorstellen was das für Schmerzen sein mussten.
Wir hielten vor meinem Auto. Und wenn ich meins so anschaute brauchte ich dringend ein neues. Ich öffnete Julian die Tür.
„Danke." Julian lächelte schmerzerfüllt. „Ich meine fürs mitkommen."
Ich lächelte zurück. „Ist doch selbstverständlich! Ich würde es immer machen." Ich nahm sein Kopf in meine Hände, vorsichtig zog ich ihn mir zu mich herunter, doch schnell merkte ich wie er anfing das Gleichgewicht zu verlieren, deswegen ließ ich ihn sofort wieder los.
„Gleich wirst du mich mehr hassen.", gab Julian zerknirscht von sich.
„Warum?"
„Du triffst dich übermorgen mit deinen Eltern und deinem Bruder zum Essen." Ich sah wie Julian die Luft anhielt -er wartete auf meine Reaktion.
„Wie?" Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann da doch nicht alleine hin."
„Du gehst auch nicht allein, ich komme natürlich mit." Julian lächelte verschmitzt. Er machte genau den Gesichtsausdruck den ich so an ihm liebte.

Meine Schritte halten im Gang wieder. Nervös lief ich in die Richtung des Büros, meines Vaters. Immer wieder sagte ich mir „Du machst das falsche". Und das tat ich, doch davon abhalten tut mich meine Innere Stimme trotzdem nicht. Ich wusste ganz genau, dass Julian das auch selber schaffen könnte -aber seine Verletzung lässt mich daran Zweifeln und ich möchte ja auch nur auf Nummer sicher gehen. Also klopfte ich an der Tür des Büros. Die kalte Stimme meines Vaters ertönte. Bevor ich die Klinke runter drückte und ins Büro trat atmete ich noch ein paar mal durch.
„Nia!" Mein Vater war überrascht mich zu sehen, so überrascht wie ich, dass ich wirklich in seinem Büro stand. „Was gibt es?" Seine Stimme war weich, keine Spur von Härte, oder einem Unterton. Nichts.
Doch von seinem weichen Getue ließ ich mich nicht einlullen. Ich straffte meine Schulter und setzte mich auf einen der beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. Mein Blick fiel auf einen Bilderrahmen, ich konnte ihn nur von hinten sehen, doch ich wusste welches Bild zusehen war. Unser letztes Familienbild. Ich versuchte zu lächeln, es gelang mir aber nicht. Wenn ich an die Zeit vor Dortmund vor allem andere zurück dachte -wurde mir schlecht. Wir waren eine schöne Familie gewesen, die auch seine Probleme hatte und zwar die Sportlichen Drillaktionen meines Vaters.
„Warum bist du hier?" Mein Vater wiederholte seine Frage, nachdem ich nicht geantwortet hatte. Dabei legte er seine Sachen beiseite und konzentrierte sich auf mich.
„Ich will das du Julian mir zur WM nimmst!", sagte ich ohne Umschweife.
Mein Vater zog eine Augenbraue hoch und schaute mich lange an, um sicher zugehen, dass ich meine Aussage Ernst meinte.
Ja verdammt! Leider!
Auf seinem Gesicht breitete sich ein hämisches Lachen aus. Und ich wusste was das hieß.
„Also was willst du haben..." Ich schaute ihn sauer an. „Willst du Geld, dass du Julian mitnimmst?"
„Ich will zwar nicht meine eigene Tochter abzogen, aber das Angebot nehme ich gerne an." Er lehnte sich nach vorne.
„Warum machst du das? So hab ich dich nie erzogen, Engel!"
Ich schluckte hart, mein Kosename ging mir durchs Mark. „Weil ich will das Julian mitfährt. Du hättest ihn aus eigener Vernunft nicht mitgenommen und du weiß nicht wie viel er dafür gearbeitet hat."
Ich konnte deutlich sehen wie es in dem Kopf von meinem Vater arbeitete.
„Überleg es dir!" Damit machte ich mich bereit zu gehen.
„Ich war noch nicht fertig!" Er haute mit der flachen Hand auf den Tisch, ich zuckte zusammen. Und kurz darauf katapultierten meine Gedanken mich zurück in meine Kindheit. Ich merkte wie eine Panikattacke in mir hoch stieg -die ich versuchte zu unterdrücken. Es gelang mir sehr gut, seitdem ich Julian kannte,  wurden die Attacken weniger und ich hatte sie besser unter Kontrolle.
„Die Bedingung ist, dass du dabei bist. Wenn er mitfährt fährst du auch mit."
„Wir sehen uns dann beim Essen...", sagte ich nur noch und verschwand.
In meinem Auto fing ich an zu weinen. Ich konnte sie nicht zurückhalten. Wie konnte ich Julian so etwas antun?
Ganz einfach, durch seine Verletzung hätte Papa sich das 3 Mal überlegt ihn mitzunehmen. Außerdem war mir klar, dass mein Vater nicht vorhatte Julian mitzunehmen. Doch er hatte es verdient, egal was alle anderen sagten.

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Noch ein Teil ist fertig und wir nähern uns langsam dem Ende...
Ich hoffe ihr bleibt bis zum Schluss dran ;)

Gebt gerne Feedback

LG
Elli⚽️🧚🏼‍♀️

The Boy with the Number 19 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt