Ein Kuss mit Folgen

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Carlie's Sicht

Ich trat in das kleine Café in der Nähe Tillicum Park's. Es war mein Lieblingscafé, dass es das einzige Café in Forks war, trug zugegeben einen gewissen Teil dazu dabei. Außerdem gab es hier die beste heiße Schokolade in ganz Washington. Ich setzte mich an einen der hinteren Tische. Wie immer, wenn ich hier war. Mein Blick fiel auf ein Strauß Lilien, die in einer kleinen, durchsichtigen Vase links neben mir auf der Fensterbank standen. Eine der Lilien fing bereits zu welken an. Nur diese eine. Die restlichen Blumen waren makellos. Hätte ein Familienporträt von meiner Familie und mir sein können. Innerlich seufzte ich. Ein Monat war vergangen, seitdem ich Paul zum letzten Mal sah. Zwei Wochen davon verbrachte ich zuhause in Isolation, auch bekannt als Hausarrest. Und die restlichen zwei Wochen hatte ich es tatsächlich geschafft, mich komplett von dem Reservat fernzuhalten. Fragt mich nicht, wie ich das hinbekommen hatte. Ich wusste es selbst nicht. Jacob und Seth hatten mich sogar mehrmals fast angefleht, mit nach La Push zu kommen. Selbst Leah hatte mich einmal darum gebeten. Das hatte mich tatsächlich ein wenig beunruhigt. Ich mein, wir sprachen hier von Leah - heilige Scheiße! Ich wusste nicht genau, wie es Paul ging und ehrlich gesagt, wollte ich es auch nicht wissen. Das ganze war auch ohne Gespräche über ihn schon schwer genug. Ich wusste, dass es ihm weitaus schlechter ging als mir. Die Prägung ließ ihn wahrscheinlich geradezu durch die Hölle gehen. Meine Schuldgefühle ihm gegenüber waren massiv, da brauchte ich nicht noch irgendwelche genauen Details über seine seelische Verfassung zu erfahren. Es war auch ohne schon schwer genug. Ich fühlte mich ihm gegenüber ein kleines bisschen verantwortlich. Ich wollte nicht, dass es zwischen uns so eskalierte. Immer und immer wieder. Fuck, das wollte ich wirklich nicht! Ich wollte keinen Einfluss auf sein Leben haben. Schon gar keinen so großen. Denn mal ehrlich, was sollte ich tun? Er war schließlich derjenige, der die Prägung von Anfang an nicht wollte und sich mit aller Macht dagegen wehrte. Ja, sicher, ich war daran nicht ganz unbeteiligt aber mal ehrlich, in den gottverdammten Brunnen riss er uns. Was erwarteten er und die anderen Wölfe? Dass ich bedingungslos für ihn da war, weil ihm zufällig einfiel, dass er mich jetzt gerade brauchte? Vielleicht sogar noch glücklich in seine Arme sank, dankbar dafür, dass er unsere Prägung für den jetzigen Moment endlich mal zuließ? Zumindest solange, bis ihn die ganze Sache mit der Prägung wieder gehörig anpisste und er wieder zum egozentrischen Arschloch mutierte? Natürlich sollte er meinetwegen nicht leiden müssen. Doch das rechtfertigte nicht, mich wie ein Spielball zu behandeln. Außerdem war es nicht so, dass ich mein Leben unbeschwert weiterführte, während er allein vor sich hin litt. Seit der Prägung war auch für mich nichts mehr wie vorher. Ich dachte, in seiner Nähe zu sein, sei schwer. Doch ich hatte mich mal wieder geirrt. So richtig heftig geirrt. Von ihm getrennt zu sein, war soviel schwerer. Ich dachte jeden Tag an ihn. Dabei wollte ich es nicht mal. Insgeheim und ganz automatisch sehnte sich jede Faser meines Körpers nach ihm. Im Grunde hätte ich nichts lieber getan, als glücklich in seine Arme zu sinken. Ich dankte Gott, dass ein kleiner Rest von Selbstachtung mich daran hinderte. Denn bis jetzt hatte Paul nicht anderes getan, als mich zu erniedrigen und zu verletzen. Dummerweise würde ich ihn übermorgen Abend zwangsweise wiedersehen. Der Stammesrat veranstaltete ein Lagerfeuer, um ihre Geschichten zu erzählen. Prägung würde wohl auch zum Thema werden. Liam war auch eingeladen. Laut Jacob war es Tradition, die Geschichten des Stammes zu erzählen, sobald jemand neues zum Rudel dazustieß. War also anscheinend so ein Neuankömmlings Ding. Ich wollte absagen. Hatte mir hundert großartige Ausreden überlegt. Aber dann kam Seth. Mit seinem beschissenen Welpenblick. Ich hasste es, wenn er das tat. Denn diese Scheiße klappte jedes Mal.

"Hey, Minnie. Lang nicht mehr hier gesehen. Hab schon befürchtet, deine Eltern hätten dich in ein Mädcheninternat gesteckt", eine bekannte Stimme ertönte und ich konnte mir ein seufzen nicht unterdrücken. Na großartig, der hatte gerade noch gefehlt. Ich drehte den Kopf in seine Richtung und sah, wie er mit einem kleinen Notizblock und einem Bleistift zu mir an den Tisch kam. Mit seinen kurzen, blonden Locken und den dunkelblauen Augen sah er mich dämlich grinsend an. Sein Name war Lucas. Wir gingen zusammen zur Schule, hatten ein paar Fächer zusammen und saßen in Chemie gezwungenermaßen nebeneinander. Seit kurzem arbeitete er neben der Schule halbtags in dem Café. Sehr zu meinem Leidwesen. Wir hatten eigentlich nicht viel miteinander zutun gehabt und doch ging er mir in dieser kurzen, gemeinsamen Zeit gehörig auf die Eierstöcke. Ich kannte den Grund nicht und ehrlich gesagt interessierte es mich auch nicht sonderlich, doch er verpasste mir ständig irgendeinen dämlichen Spitznamen. Ich war mir noch nicht mal sicher, ob er meinen Namen überhaupt kannte. Jedenfalls konnte ich mich nicht daran erinnern, dass er mich jemals Carlie nannte. „Ich hab gestern in Chemie neben dir gesessen", erinnerte ich ihn stirnrunzelnd. „Stimmt, jetzt wo du es sagst. Stell dir mal meine Enttäuschung vor, als ich dich da sitzen sah", kam es von ihm gespielt entrüstet. Ich verdrehte kaum merklich meine Augen. „Ich weiß, was du meinst. Hab grad das gleiche gefühlt", erwiderte ich trocken. Er grinste mich amüsiert an. „So gern ich mich auch mit dir unterhalte, Schneeweißchen, aber ich hab auch noch andere Kunden zu bedienen. Also, was willst du?", fragte er. „Eine heiße Schokolade und ein Schokodonut", gab ich meine Bestellung auf. Er kritzelte was auf den kleinen Notizblock, bis er plötzlich seinen Blick hob und mich amüsiert ansah. „Wusstest du, dass ein Donut mit Schokoladenglasur fast 500 Kalorien hat? Aber, hey, du hast recht, wer dich mit 10 Kilo mehr nicht will, hat dich mit 10 weniger nicht verdient", brachte er einfach mal so raus. Gereizt sah ich ihn an. „Weißt du was? Vergiss den Donut", meinte ich nur und zeigte ihm den Mittelfinger. Lachend lief er zurück an den Tresen. Dummes Arschloch.

Keine 5 Minuten später kam Renesmee. Mit einem bezaubernden Lächeln im Gesicht lief sie zu mir an den Tisch. Ihre Haare trug sie offen, so wie immer eigentlich. „Bin ich zu spät?", fragte sie und setzte sich gegenüber von mir auf den Stuhl. Ich wollte gerade antworten, als wieder jene, nervtötende Stimme auftauchte. „Na sieh mal einer an, wer da Minnie Gesellschaft leistet. Daisy höchstpersönlich", gutgelaunt schlenderte er zu uns an den Tisch. „Hallo...", hilfesuchend sah Renesmee zu mir. „Lucas", half ich ihr auf die Sprünge. „Dein Ernst? Wir haben mehrere Fächer zusammen und du kennst meinen Namen nicht?", wollte er wissen und sah sie stirnrunzelnd an. „Tut mir leid", antwortete Ness mit entschuldigenden Blick. Kopfschüttelnd sah er zu mir. „Was stimmt denn nicht mit deiner Schwester?", wollte er wissen. Überfordert plusterte ich meine Backen auf. Die Liste war lang. „Hey", protestierte Renesmee und sah empört zu mir. „Was ich eigentlich meine", fing ich unter dem vorwurfsvollen Blick meiner Schwester an, „Du bist einfach nicht interessant genug". Schulterzuckend wand ich mich an Lucas. Er überlegte kurz. „Im Umkehrschluss heißt das dann also, dass du mich interessant genug findest, um dir meinen Namen zu merken?", fragte er mich mit einem schiefen grinsen. Sofort verzog ich angewidert das Gesicht. „Jetzt werd mal nicht gleich größenwahnsinnig", ermahnte ich ihn. „Sparr dir die Ausreden. Aus der Nummer kommst du nicht mehr raus", erwiderte er und richtete seine Aufmerksamkeit auf Ness, während ich ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. „Willst du auch was bestellen?", fragte er sie. „Nur ein Orangensaft, danke", meinte diese mit einem freundlichen lächeln. Grinsend sah er mich an. „Sie ist also der Zwilling von euch, die mehr auf ihre Figur achtet", meinte er. „Geh und erledige deinen Job, Lucas", zischte ich ihm warnend zu. Breit grinsend marschierte er zurück an den Tresen. „Ist er immer so drauf?", wollte Ness leise flüsternd wissen. Ich seufzte wehleidig. „Du hast ja keine Ahnung", antwortete ich gequält.

Ich merkte ihren prüfenden Blick auf mir. „Jacob hat mir gesagt, dass du zum Lagerfeuer kommst. Wie geht's dir damit?", fragte sie mich plötzlich. „Gut", antwortete ich schnell. Zu schnell. Ungläubig sah sie mich an. Ich seufzte kapitulierend. „Es ist merkwürdig. Durch die Prägung hat sich alles verändert. Ich hab das Gefühl, ohne ihn nicht mehr vollständig zu sein. Bin ich bei ihm, fühlt es sich richtig an. Gleichzeitig aber auch heftig erzwungen. Ich hab angst vor dem Wiedersehen mit ihm", gestand ich mit gesenkten Blick. Mitfühlend sah sie mich an „Du weißt, ich liebe Jacob. Das tue ich wirklich. Und ich bin froh, dass ich mit ihm all meine ersten Erfahrungen machen durfte. Aber manchmal, da frag ich mich, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich vor ihm schon andere Beziehungen gehabt hätte. Er ist mein erster Freund und er wird für immer der Einzige bleiben. Und ich bin auch dankbar dafür. Aber ich glaub, ich hab meine Chance verpasst, herauszufinden, wer ich wirklich bin. Du weißt schon, meine eigenen Erfahrungen sammeln. Auch mal Fehler machen. Du und Paul mögt zwar einen schwierigen Start haben aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ihr zueinander findet. Vielleicht nicht jetzt aber irgendwann. Ihr seid schließlich füreinander bestimmt. Und bis ihr Beide bereit für einander seit, lebst du dein Leben normal weiter. Triff weiter deine eigenen Entscheidungen, unabhängig von der Prägung", erklärte sie mir. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich sie an.„ Rätst du mir gerade, Spaß mit den Falschen zu haben, bis der Richtige soweit ist?", hakte ich grinsend nach. Renesmee zuckte zu meiner Überraschung mit den Schultern. „Paul hat schließlich auch schon genug eigene Erfahrungen gesammelt", antwortete sie nur. Ich gab einen spöttischen Ton von mir. „Wahrscheinlich mehr als der Durchschnitt in seinem ganzen Leben", meinte ich Augen verdrehend. „Jake war vor unserer Prägung auch in eine andere verliebt. Er sagte, als er mich zum ersten Mal sah, waren alle Gefühle für sie sofort weg. Manchmal frag ich mich, wenn er sich nicht auf mich geprägt hätte, ob er dann immer noch in sie verliebt wäre", kam es auf einmal nachdenklich von ihr. „Weißt du, wer sie war?", fragte ich. „Nein", meinte sie, „Ich hab ihn nie danach gefragt". Ich nickte. „Ist vielleicht auch besser so", kam es von mir. „Eure Bestellung", Lucas kam mit einem Tablett an den Tisch gelaufen. „Ich sagte doch, keinen Donut", sagte ich, als er die heiße Schokolade und den Donut vor mir abstelle. „Geht aufs Haus", zwinkerte er mir zu und ging zurück an die Arbeit. Misstrauisch sah ich ihm nach. Hundertprozentig wollte er wieder von mir abschreiben.


Nachdem ich mit den 500 Kalorien fertig war, bekam ich eine Whatsapp von Zoey. „Ich bin mit Tessa, Zane, Jason, Dylan und seine Freundin am See. Komm zu uns", las ich die Nachricht laut vor. „Du solltest hingehen", meinte Renesmee und nippte an ihrem Orangensaft. „Wahrscheinlich hast du recht", seufzte ich, „Ich hab ihr schon letzte Woche abgesagt, als sie auf den Karaoke Abend wollte und am Samstag kann ich auch nicht mit ins Kino, wegen dem Treffen in La Push". Ness sah mich stirnrunzelnd an. „Karaoke?", wiederholte sie. Ich nickte. „Frag mich nicht wie sie darauf kam. Ich kann absolut nicht singen. Das wäre 'n peinlicher Abend geworden", antwortete ich mit verzogener Miene. „Stell ich mir auch scheiße vor", kam es von Lucas, der hinter uns einen Tisch abräumte. Genervt verdrehte ich die Augen. Wenn ich demnächst mit ätzenden Chemikalien arbeiten musste, würde ich es ihm überschütten – ohne scheiß. Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder der Whatsapp Nachricht auf meinem Handy. „Ich sollte echt hingehen. Sie ist sowieso schon angepisst wegen Samstag", meinte ich schließlich. „Ein bisschen Spaß mit deinen Freunden tut dir bestimmt ganz gut", versuchte Ness mir gut zuzureden. „Kommst du auch mit?", fragte ich sie. „Kann nicht. Bin nachher mit Jake verabredet", antwortete sie mir mit einem entschuldigenden Blick. „Wie war das nochmal, mit den ‚eigene Erfahrungen machen'?", erinnerte ich sie grinsend. Ertappt lächelnd trank sie an ihrem Orangensaft. „Ein anderes Mal", versicherte sie mir.

Nachdem ich mich von Ness verabschiedet hatte, fuhr ich geradewegs an den See. Meinen Wagen parkte ich am Waldrand. Neben den Autos meiner Freunde. Der See war von dort aus nicht mehr weit entfernt. Vielleicht eine Meile, die man allerdings zu Fuß gehen musste. Ich tippte Zoey eine kurze Nachricht:
>Bin da. Komm jetzt zu euch gelaufen.<
Nur ein paar Sekunden später vibrierte mein Handy. Wie zu erwarten war, eine Whatsapp von Zoey.
>Zane kommt dir entgegen. Angeblich hat er irgendwas im Auto vergessen. Glauben wir ihm natürlich zu 100 %. Schubs ihn bei Gelegenheit einfach in einen Armeisenhaufen.<
Ich konnte nicht anders, als augenblicklich vor mich hin zu grinsen.
Kurze Zeit später kam Zane auch schon mit einem umwerfenden Lächeln auf mich zugelaufen. Mir wurde einmal mehr bewusst, wie sehr ich sein Lächeln vergötterte. Er sah so unglaublich süß aus. „Hey", begrüßte er mich, ein klein wenig außer Atem. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. „Bist du gerannt?", fragte ich ihn grinsend. Ertappt lächelnd kratzte er sich am Hinterkopf. „Nein", log er und hörte sich dabei alles andere als glaubhaft an. „Verstehe", erwiderte ich nur grinsend und lief weiter. Sofort folgte er mir. „Zoey schrieb mir, dass du was im Auto vergessen hast", erinnerte ich ihn. „War gelogen", gestand er, „Ich wollte nur kurz alleine mit dir sein". Amüsiert sah ich ihn an. „Zoey meinte, ich soll dich in einen Armeisenhaufen schubsen", erklärte ich ihm. „Was du natürlich nie tun würdest", mutmaßte er. Ich neigte gespielt unschlüssig den Kopf zur Seite. „Naja, sie ist nun mal meine beste Freundin. Ich hab gewisse Verpflichtungen ihr gegenüber", gab ich nachdenklich von mir. Grinsend sah er mich an. „Ich bin der heiße, überaus charmante, wohlerzogene und bodenständige Bruder deiner besten Freundin. Was ist mit deinen Verpflichtungen mir gegenüber?", wollte er wissen. „Was für Verpflichtungen?", hakte ich ebenso grinsend nach. „Naja", fing er vorsichtig an, „Wie wär's wenn wir damit anfangen, über die Sache beim Flaschendrehen zu reden?" Er blieb stehen und griff nach meiner Hand. Sanft drehte er mich zu sich. „Ich hab es ernst gemeint, als ich sagte, dass ich in dich verliebt bin", gestand er mir und beugte sich langsam zu mir runter, Vorsichtig, fast behutsam legte er seine Lippen auf meine. Glücklich schloss ich meine Augen und erwiderte den Kuss. Es fühlte sich soviel anders an, als der Kuss mit Paul. Leichter, ungezwungener. Ich wurde nicht von tausend Gefühlen und Gedanken überwältigt. Es gab nur diese kleine, zaghaften Schmetterlinge, die sanft in meinem Bauch herum flatterten – ohne dabei einen Orkan zu verursachen. Wenn ich den Kuss mit Zane mit nur einem Wort beschreiben müsste, würde es mit ‚friedlich' tun. So fühlte ich mich im Augenblick auch.

Bis ich auf einmal seine Anwesenheit spürte. Sofort löste ich mich von Zane. Besorgt sah er mich an. „Ist alles okay? Hab ich was falsch gemacht?", wollte er wissen. Ich ignorierte ihn und wirbelte erschrocken herum. Mit geballten Fäusten und einem wütenden Gesichtsausdruck kam er auf uns zu. „Paul", sagte ich und sah ihn flehend an. Aber er beachtete mich nicht mal. Mit zornigen Blick ging er zielstrebig auf Zane zu. „Paul, nicht!", bettelte ich verzweifelt und stellte mich schützend vor Zane. Als er sich an mir vorbei drücken wollte, griff Zane nach mir. Wahrscheinlich wollte er mich aus der Schusslinie holen. Das vergrößerte Paul's Wut nur noch. Sichtlich wütend versuchte er, mich zur Seite zu schieben. Verzweifelt schubste ich ihn ein Stück nach hinten. „Hör auf!", schrie ich ihn an. Er bemerkte die Panik in meinen Augen und ich konnte schwören, dass er augenblicklich ein wenig ruhiger wurde. Jedenfalls ein kleines bisschen. Zane griff erneut nach meinem Arm. „Lass sie los!", zischte Paul ihm sofort bedrohlich zu. Zane verstärkte seinen Griff um meine Hand und trat vor mich. „Vielleicht will sie nicht, dass ich sie loslasse", erwiderte er unbeeindruckt. Ich versuchte ihn zurückzuholen aber er blieb stur stehen. Warum mussten Jungs manchmal nur solche Idioten sein. „Wenn sie dich nicht in der Intensiv besuchen will, wird sie es wollen", kam es von Paul warnend und ich wusste, dass er jedes einzelne Wort davon ernst meinte. Vorsichtshalber löste ich meine Hand aus Zane's Griff. Fragend sah er mich an. „Geh zurück ans Auto", wies ich ihm an und versuchte möglich ruhig zu bleiben. Das schien ihm nicht zu gefallen. „Was? Nein! Auf keinen Fall!", protestierte er aufgebracht, „Ich lass dich doch nicht mit diesem Spinner alleine". Sofort kam Paul wieder bedrohend auf uns zu. In Sekundenschnelle stellte ich mich wieder zwischen die Beiden und versuchte, Paul so gut es ging zurückzuhalten. Es war vermutlich der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um zu bemerken, was für eine stramme Brust Paul doch hatte. „Versuch dich zu beruhigen", bat ich ihn verzweifelt. Er zitterte am ganzen Körper. „Beruhigen?", wiederholte er aufgebracht, „Wie zur Hölle soll ich mich beruhigen, wenn du diesen Wichser vor meinen Augen küsst?!" Das Zittern nahm zu und ich war dankbar, dass er vorsichtshalber ein paar Schritte zurückging. Ich wusste trotz allem, dass er mich nicht verletzen wollte – jedenfalls nicht körperlich. „Ich hatte keine Ahnung, dass du zusiehst", antwortete ich ebenso aufgebracht. „Und das machts besser?!", fuhr er mich an. Ich konnte mir ein Schnauben nicht unterdrücken. „Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen", versuchte ich möglichst ruhig klarzustellen und mir wurde einmal mehr klar, was für ein verdammter Heuchler er doch war. Plötzlich tauchte Jared zwischen den Bäumen auf. „Paul, lass uns von hier verschwinden", meinte er und versuchte, Paul von hier wegzubekommen. Doch Paul blieb unbeeindruckt stehen und sah geradewegs zu mir. „Was spielst du dich so auf?", wollte Zane auf einmal wissen und drängte sich vor mich, „Was sie macht geht dich 'n Scheiß an!" „Zane", ermahnte ich ihn und griff sofort nach seinem Arm, um ihn daran zu hindern, auf Paul zuzugehen. Mein Gastaltwandler spannte sich augenblicklich wieder an. „Halt dich von ihr fern", knurrte er. Zane gab einen spöttischen Ton von sich. „Das Gegenteil davon hab ich vor", erwiderte er provokant. Danach ging alles ganz schnell. Paul riss sich von Jared los. „Paul, nicht!", schrie Jared noch. Zu spät. Paul verwandelte sich. In letzter Sekunde schaffte ich es, Zane zurückzureisen. Mit einem lauten, bedrohlichen knurren kam ein zähnefletschender Wolf vor uns auf dem Boden auf. „Scheiße", murmelte ich leise.

Er kam, er sah und er ging - Prägung auf Umwegen (Twilight FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt