Überraschung

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Zu Nalas Überraschung war der Speisesaal gut gefüllt, obwohl er groß war. Sie überflog die Leute und schätze, dass etwa 40 Menschen hier zusammenkamen. Niemand blickte zu ihnen hinüber, als sie den Raum betragen, trotzdem spürte Nala die vielen Blicke, die ihnen folgten. Es wirkte fast so, wie die Mensa ihrer Uni. Überall saßen die Menschen, unterhielten sich und aßen. Auch hier gab es Fahnen und heute waren sie gelb. Trainingstage also. Es gab sechs Tischreihen, von denen nur vier belegt waren. Martha hatte ihnen gesagt, dass jedes Mitglied eine eigene Reihe hatte und ihre ganz links am Rand des Raumes war.

"Achte auf den Boden. Wenn du zu sehr herumschaust, stellen sie dir ein Bein."
Marlons Stimme war leise, während sie zur Essensausgabe gingen. Große Muscheln waren die Teller und es gab Kleine als Löffel. Messer und Gabel schien es zumindest bei den Arenakämpfern nicht zu geben. Nala achtete nicht darauf, was es zu essen gab. Es war immer etwas mit Fisch und ihre Geschmacksnerven waren bereits taub davon.

"Wollt ihr euch nicht zu uns setzen?"

Der Mann wirkte freundlich, doch bevor Nala etwas sagen konnte, antwortete Marlon.

"Danke, aber wir wissen, wo unser Platz ist."

So viel Zweideutigkeit und das Lachen, dass ihnen folgte machte klar, dass hier niemand einfach nur freundlich sein wollte. Sie hatte in außerhalb das Trainings viel gelesen und erkannte genauso viele Parallelen zu den Arenakämpfen in der Geschichte. Trotzdem blieben viel mehr Fragen offen, als beantwortet wurde. Woher kamen die Mutane? Waren sie vor den Menschen da und warum hatten sie sich fast ausgelöscht, während die Menschen sich so rasant vermehrten, dass die Welt darunter ächtzte?

Doch die brennendste Frage über ihre Mutter beantworteten die Bücher nicht, die Nala lesen durfte. Dort stand nichts über die Mutane und die Oberwelt. Sie erfuhr stattdessen von heldenhaften Arenakämpfern die die Freiheit bekamen und Teil der Gesellschaft der Mutane geworden waren, sich ihren eigenen Fischschwanz erkämpft hatten. Was auch immer das bedeutete. Das Teams dem Meer überantwortet wurden, nachdem sie Schande über ihren Herren gebracht hatten. Lauter Texte, die Nalas Verstand einhüllen und konditionieren wollten. Jedes Team war sich selbst am nächsten und selbst die Teams eines Herren oder einer Herrin konnten sich nicht leiden. Jeder kämpfte um die größte Gunst. Das mussten Marlon und Nala zum Glück nicht, aber sie würden sich beweisen müssen. Nala wusste aus den Schriften, dass sie den ersten Kampf zu gewinnen hatten oder der Prinz nicht als mündig anerkannt und sie damit ins Meer geworden wurden.

"Darf ich euer Geschirr mitnehmen?"

Die weibliche Stimme war leise und Nala hatte nicht einmal bemerkt, dass eine Dienerin zu ihnen an den Tisch gekommen war. Sie schob den Teller von sich und als der dünne Arm der Frau in ihr Blickfeld kam, hob Nala ihren Kopf und blickte Sabrina ins Gesicht.

DrowningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt