Teil 9

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Samira mustert Morpheus von der Seite. Er hält ihre Hand fest in seinem Griff. Wie ein Ertrinkender, der sich an die rettenden Boje klammert.
Ich werde dich nicht ertrinken lassen, überlegt sie mit einem Lächeln.
Sie streichelt mit ihrem Daumen über seinen Handrücken.
„Ok, ich denke, so kommen wir hier nicht weiter", ergreift sie das Wort.
Samira dreht sich zur Seite, legt eine Hand auf Morpheus Brust. Sofort schlingt er seinen rechten Arm um ihren Rücken und zieht sie ruckartig näher an sich heran.
„Huch", rutscht es ihr raus. Sie kann nicht leugnen, dass ihr seine Reaktion gefällt.
„Also, warum sie jetzt hier ist, ist doch eigentlich egal. Sie ist es und vielleicht solltet ihr beide euch aussprechen."
„Ich wüsste nicht, was wir besprechen sollten. Ich habe mich bereits vor 10.000 Jahren dazu geäußert. Mehr gibt es nicht zu sagen", beharrt Morpheus stoisch.
„Aber sie ist nun hier, möchtest du sie in der Eingangshalle versauern lassen?"
„Ich wollte sie in der Hölle ihren Qualen überlassen!", er klingt fast trotzig.
„Vielleicht hat sie genug gelitten?"
Samira streicht Morpheus beruhigend über seine Brust und versucht die Situation zu entspannen.

Endlich erhebt sich Nada sehr langsam. Sie mustert diese Frau an Kai'ckuls Seite aufs Neue.
Das ist falsch! Sie sollte dort stehen. Nicht diese falsche Schlange, die ihr den Platz weggenommen hat.
Kai'ckuls Hand liegt ständig auf ihrem riesigen Bauch.
Die Wut, welche in ihr aufsteigt, als ihr bewusst wird, was dies bedeutet, ist kaum zu bändigen.
Nada wird von diesen Emotionen überrollt und stürzte sich mit einem lauten Schrei auf Samira. Nada packt ihre Kehle und reißt mit der Wucht des unerwarteten Angriffes beide zu Boden.
Nicht nur der Aufprall schnürt Samira die Luft ab. Bevor Morpheus realisieren kann, was soeben geschieht, versetzt Nada ihrem Opfer einige Hiebe in den Bauch. Samira krümmt sich zusammen, versucht ihr Ungeborenes zu schützen.

Der Traumkönig greift nach Nada und hebt sie über seinen Kopf. Mit einem wütenden Schrei schleudert er sie an die gegenüberliegende Wand, wo sie mit einem dumpfen Schlag kommt zum Liegen kommt.

Morpheus kniet sich neben seine Frau und nimmt diese hoch. Zusammen mit ihr verschwindet er und taucht kurz darauf in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer auf. Vorsichtig legt er Samira auf dem Bett ab.
„Morpheus", flüstert sie, „geh nicht weg."
„LUCIEN!", ruft er seinen Bibliothekar, der im laufe der Jahre zu einem sehr engen Vertrauten wurde.
Dream fühlt sich machtlos, ein Gefühl, welches ihn immer wieder an seine Zeit in dem gläsernen Gefängnis erinnert. Er setzt sich auf das Bett und streicht über Samiras Kopf, die Zitternd, zusammengerollt auf dem Bett liegt.
„Ich besitze nicht die Fähigkeit der Heilung, aber es gibt eine Möglichkeit!"
Samira nickt, ihr laufen dicke Tränen über die Wangen. Nicht wegen der Schmerzen, welche sie kaum wahrnimmt. Die Panik, ihrem Baby könnte etwas passiert sein, lässt sie keinen klaren Gedanken mehr fassen.

„Ihr habt gerufen, my Lord."
Lucien betritt das Schlafgemach. Als er den besorgten Blick seines Königs wahrnimmt, sowie das Häufchen Elend auf dem Bett: „was ist geschehen?", fragt er alarmiert.
„Lucien! Sorgt dafür, dass Merv den Dreck in der Eingangshalle komplett entsorgt. Ich will nichts mehr davon in meinem Reich! Ich muss mit Samira einen Arzt aufsuchen!"
„Sehr wohl, my Lord. Ihr geht in die Wachwelt?"
„Nein!"
Er bewegt seinen Arm, einmal über seinem Kopf von links nach rechts, es wirkt wie eine große Wischbewegung. Daraufhin erscheinen einige Bilder an der Decke.
„Träume... irgendjemand...."
Er verstummt kurz, wischt weiter, und andere Bilder erscheinen.
„Dort! Der Träumende ist im Krankenhaus!"
Er nimmt Samira wieder auf den Arm und im nächsten Moment stehen sie zusammen in diesem Traum.
„Helfen sie mir!", Fordert er eine der Schwestern auf.
Die blonde Frau, zuerst etwas erschrocken, beschafft eine Liege zusammen mit weiterem Personal. Morpheus legt Samira darauf ab.
„Was ist geschehen?" Ein großgewachsener dunkelhäutiger Mann, begann damit Samira abzuhören. Sie liegt auf der Liege, ängstlich blickt sündigten Mann an, Morpheus hält ihre Hand.
„Sie wurde angegriffen und man hat mehrmals auf sie und das Baby eingeschlagen."
Der Arzt, hört den Bauch ab, während die
Schwester ihr Kleid anhebt.
„Sofort in den OP!" hört man jemanden.
Samira reißt die Augen panisch auf.
„Sie können mich hier nicht operieren, Morpheus! Das ist ein Traum!"
„Für uns ist das Traumreich die Realität, natürlich können sie dich hier operieren, aber ich wüsste gerne was los ist!", der letzte Satz galt der Schwester. Man schiebt Samira bereits den Gang entlang.
„Warten sie hier Mister",  fordert eine Schwester Dream auf. Von einem Traum wird er sich keine Befehle geben lassen. Er verändert seine Gestalt und schwebt über dem Bett.

„Sie kommen jetzt sofort hier herunter! Wir kümmern uns um ihre Frau!"
Irritiert über die harschen Worte der Frau materialisiert er direkt neben ihr. Er legt seinen Kopf etwas schief und schließt kurz die Augen.
„Sie träumen dies hier, Alice Margret Stiles", stellt er fest.
„Ja. Und in meinem Traum schwebt man nicht an der Decke! Wir retten ihre Frau und ihr Baby und sie warten hier."
Die kleine resolute Frau verschwindet und lässt einen sprachlosen Morpheus zurück.
Unentschlossen steht er einige Zeit vor der verschlossenen Tür. Ihnen darf nichts geschehen. Morpheus ballt seine Hände zu Fäusten und boxt damit die Wand, in der er ein tiefes Loch hinterlässt.

Eine knochige Hand schiebt sich auf Morpheus Schulter. „My Lord."
„Merv, hast du deine Aufgabe erledigt?"
Morpheus spricht ihn an, ohne seinen Blick von der Tür zu nehmen.
„My Lord, also was das angeht... was soll ich mit ihr machen?"
Langsam dreht Morpheus seinen Kopf in Mervs Richtung und fixiert ihn aus zusammen gekniffenen Augen.
„Zurück in die Hölle!" Seine Stimme kalt, aber voller Wut.
„Ja, aber da gibt es etwas... Lucien hat da was erwähnt", stottert Merv.
„Worum geht es! Sprich und provoziere nicht meine Geduld!", knurrt Dream.
„Also, Lucien ist der Meinung, dass diese Frau niemals... also alleine wäre es nicht möglich gewesen, deshalb... also jemand muss ihr geholfen haben. Also..."
„MERV! Worauf willst du hinaus?"
„Wie steht ihr zu Lucifer?", fragt er nun gerade heraus.
Morpheus legt seinen Kopf schief.
„Unser Verhältnis ist etwas angespannt, nach meinem letzten Besuch."
„Könntet ihr euch vorstellen, dass der Herr der Hölle sie raus gelassen hat, um sich vielleicht... an euch zu rächen?"
„Vielleicht ist dies tatsächlich eine Möglichkeit", gibt Morpheus ungern zu.
„Also kommt die Hölle nicht in Frage. Was soll ich dann mit ihr machen?", fragt Merv nun.
Morpheus atmet tief durch: „dann werde ich mich darum kümmern. Bleib bitte hier und rufe mich, wenn sich etwas ändert und es etwas Neues gibt!"
„Sehr wohl my Lord."
Merv verbeugt sich vor Morpheus, der bereits verschwunden ist.
Zuerst sorgt er dafür, dass Alice nicht zu früh erwacht. Er taucht in ihrem Schlafzimmer auf und versetzt sie in einen tiefen Schlaf, mit Hilfe seines Sandes.
Dann kümmert er sich um Nada. Die Frau, die ihm einst das Herz brach und nun seine Familie bedroht und verletzt hat.
Vermutlich ist die Hölle viel zu gut für sie!

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Die Kampf-Szene zwischen Lucifer und Morpheus.
Wer es sich ansehen möchte, hier der Link:

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