Teil 5

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Sie blickt ihn überrascht an, als er sich vor sie kniet und auf seiner Hand ein kleines schwarzes Kästchen erscheint.
„Was?!?"
Er lacht bei ihrem entsetzten Gesichtsausdruck: „Du erinnerst dich, was du einst sagtest?", fragt er sie.
„Ja, ich wollte, dass du mich fragst, bevor du beschließt, dass wir heiraten."
„Ja und ich habe versprochen dies zu tun. Ich denke, ich sollte mein Versprechen nun auch einhalten, schließlich sind ein paar Tausend Jahre seither vergangen."
„Mh, du hast eine gute Entschuldigung, ich war in der zwischenzeit tot."
Er verzieht sein Gesicht bei der Erinnerung daran. Nie wieder!, verspricht er sich erneut.

„Samira, Liebe meines Lebens, werde meine Frau und Herrsche an meiner Seite über das Reich der Träume."
Sie schluckt bei seinem Anblick, es fühl sich so surreal an. Die Zweifel nagen noch immer an ihr, aber sie möchte diesen keinen Raum mehr geben.
„Du und ich bis zum Ende der Zeit?"
„So war mein Plan, wie ist deine Antwort? Normalerweise knie ich vor niemandem, also...!", ein wenig Ungeduld schwingt in seiner Stimme mit.
„Ja! Ja ich will!", sagt sie mit strahlenden Augen.
Morpheus erhebt sich, steckt ihr den Ring an den Finger und schließt sie erneut in seine Arme.
„Und jetzt will ich nichts mehr hören von deinen Zweifeln. Sobald ich zurück bin, reden wir über die Details."
„Mhhmh."
Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und stiehlt sich noch einen Kuss, bevor es ihr auffällt.
„Moment! Du willst weg? Wohin gehst du?"
„Ich besuche meine Schwester und werde ihr klar machen, dass sie sich aus Leben herauszuhalten hat!"
„Was wirst du tun?"
„Vertraust du mir?", stellt er eine Gegenfrage.
„Natürlich!", antwortet sie ohne zu zögern.
„Dann vertrau mir, dass ich dir alles erklären werde, sobald ich zurück komme!"
Sie nickt, schweren Herzens. Nicht weil sie auf eine Erklärung warten muss, vielmehr, weil sie einige Zeit getrennt sein werden. Sie ist wirklich verrückt nach diesem Kerl.
„Ich erwarte eure Rückkehr mit Freuden", sagt sie mit einem freundlichen Lächeln.
„Sehr schön."
Ein letzter Abschiedskuss und Dream ist verschwunden.

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Während Morpheus Abwesenheit, hat seine Braut - nun aber wirklich - die Zeit genutzt und  in der Bibliothek einige Bücher gewälzt.
Sie fand etwas über ein Hochzeitsritual. Es scheint nicht verboten einen Menschen zu heiraten, aber bei dem Ritual wird ein Teil seiner Macht auf sie übertragen.

Nachdem sie es durchgelesen hat, schlägt Samira das Buch zu und starrt auf einen Punkt vor sich an der Wand.
„Sein Blut.... Seine Macht...Er verzichtet darauf, für mich! Das ist doch... vollkommen verrückt", flüstere ich vor mich hin.
„Er hat dir den Antrag gemacht, um diese Zweifel zu zerstreuen, er liebt dich!", versucht sie sich zu überzeugen.

Zwei Hände legen sich auf ihre Schultern. Natürlich muss er jetzt auftauchen, wenn sie Selbstgespräche führt.
„Wir sollten eine Regel über das anschleichen einführen", sagt sie mit einem grinsend und dreht sich strahlend um.
Plötzlich steht sie einer unmenschlich Fratze gegenüber, sie erinnert nur entfernt an Morpheus. Das teuflische Lachen, lässt ihr das Blut in den Adern gefrieren.
„WAS?!?"
Sie versucht es wegzustoßen, sich von ihm zu befreien. Sie schlägt auf dieses Ding ein, nichts scheint eine Wirkung zu zeigen. Der grotesk verzogene Mund nähert sich ihr mir einem stinkenden Lächeln.
Plötzlich wird es von ihr weggerissen: „Als in Ordnung?", fragt Morpheus besorgt.
„Ja... ich... was?"
Er hebt eine Hand, dann wendet er sich an das seltsame Ding, welches nun jedoch gar nicht mehr so grotesk wirkt.
Es ist eine Frau, oder ein Mann, das ist nicht so recht zu bestimmen, es scheint, als würde es sich mir jeder Bewegung wieder neu entscheiden, aber er oder sie ist wunderschön. Ebenmäßige Gesichtszüge, kurzes, blondes Haar, volle rote Lippen, ein schlanker und/oder vollbusiger Körper. Sie trägt einen schwarzen Einteiler mit tiefen Einblicken. Ihre Brust ist da, dann aber auch wieder nicht.

„Ich habe dich gewarnt, Schwester! Solltest du uns nicht in Ruhe lassen, wirst du es bereuen!", knurrt Morpheus.
„Oh Dream, mein liebster Bruder."
Ihre Stimme ist seidig und verführerisch, er verkörpert das reinste Verlangen.
„Du weißt, das Verlangen gehört mir!"
„Das klingt seltsam. Wie kann das Verlangen jemandem gehören? Es ist ein Gefühl und das ist meines. Es gehört sonst niemandem!", überlegt Samira laut.
„Ach, und mit Träumen verhält es sich etwa anders?", fragt Desire süffisant.
„Oh ja, die brauchen jemanden, der sie bändigt. Aber meine Gefühle bekomme ich selbst in den Griff!"
„Du bist genau wie er!", poltert sie. „Eingebildet, arrogant. Der Meinung nur sein Reich sei das einzig wahre!"
„Schuldig", flüstert sie und blickt mit einem entschuldigenden Lächeln zu Dream. Morpheus beobachtet den kleinen Schlagabtausch der beiden. Er kann nicht leugnen, dass er stolz auf seine Samira ist. Desire die Stirn zu bieten traut sich nicht jeder. Von den 7 war er bisher der Einzige. Schmunzelnd tritt er an Samiras Seite und legt ihr einen Arm um die Schultern.
„Ich würde sagen, sie hat es schon ganz gut durchschaut", mischt er sich nun ein.
„Ein paar Minuten mit deiner kleinen Braut und sie zerfließt vor Verlangen!"
So schnell, wie der Sand in diesem Moment um uns herumwirbelt kann ich gar nicht reagieren.
Er greift DESIRE in einem Wirbel aus Sand an. Sie wird zu einer riesigen, gefiedertem pulsierenden Gestalt. Die beide wirbeln durch den Thronsaal, es ist kaum auszumachen, wer die Oberhand behält. Sie bringen die Wände zum erzittern. Riesige Gesteinsbrocken fallen von der Decke und zerschellen am Boden.
Nach einiger Zeit verlassen Desire die Kräfte. Sie ist die reinste Lust und nicht dazu gemacht zu kämpfen. Wo ist da das Verlangen
Morpheus kann sie letztlich überwältigen und aus seinem Reich verbannen.

Schwer atmend steht er mit dem Rücken zu der Zerstörung an den Türen des Thronsaals und blickt Desire nach, wie sie seine Gefilde verlässt.
„Ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber zulange ertrage ich ihr dummes Geschwätz nicht."
Als er keine Reaktion erhält dreht er sich um und sieht nun zum ersten Mal, die Zerstörung, welche die beide angerichtet haben.
„Samira?"
Er sieht sich panisch um, als er ihren Körper am Boden entdeckt. Lucien kniet neben ihr.
„Was ist...". Er kann sich denken, was passiert ist. An ihrem Kopf ist eine blutende Wunde, eines ihrer Beine ist unter einem großen Felsbrocken eingeklemmt.
Mit einer flüchtigen Handbewegung lässt er den Felsbrocken verschwinden und dreht sie vorsichtig um. Mit Schrecken stellt er fest, dass eine große Scherbe aus ihrer Brust ragt.
„Könnt ihr sie heilen?", fragt Lucien besorgt.
„Ich habe Macht über Träume, ich kann ihr einen beruhigenden und Schmerzlosen Schlaf schenken, aber ich kann sie nicht heilen!"
Er streicht ihr die verbluteten Haare aus dem Gesicht: „ich werde dich nicht verlieren! Nicht noch einmal!"
Er lässt mitten im Thronsaal einen großen Tisch aus den Trümmern entstehen und legt sie darauf.
„Sie verblutet", stellt Lucien fest.
In Morpheus Hand erscheint ein Dolch.
„My Lord, es habt ihr vor?"
„Mir fällt nur ein Weg ein, ihr das Leben zu retten!"

Er schneidet sich mit dem Dolch in die Hand.
„Mein Blut, zu deinem Blut."
Er legt ihr seine blutende Hand auf ihre Wunde und vermischt das Blut.
„Meine Macht, zu deiner Macht."
Er legt seine Lippen auf ihre.
Bitte lass es geschehen, fleht er in Gedanken.
Er blickt auf sie herab, seine Hand noch immer auf ihrer Brust. Er sollte etwas geschehen. irgendetwas!
Er hat bisher noch nie jemanden einen Teil seiner Kräfte übertragen, er weiß noch nicht einmal, ob es überhaupt funktioniert. Es schnürt ihm die Kehle zu, noch einmal zu sehen, wie sie in seinen Armen stirbt. Er nimmt ihre Hand und führt sie zu seinem Mund. „Verlass mich nicht! Bitte! Nicht noch einmal!"
Was hat er sich dabei gedacht, noch einmal eine Sterbliche in sein Leben zu lassen. War es ihm nicht Lehre genug, als er sie verloren hat? Nie wieder! Hatte er sich geschworen! Nie wieder würde er sein Herz an eine Sterbliche verlieren!
Eine Träne rinnt seine Wange hinab und tropft auf ihre Finger, welche leicht zucken. Er legt ihre Hand an seine Wange. Er möchte noch einmal ihre Wärme spüren. Er nimmt etwas Sand aus seinem Beutel und pustet diesen über sie. Er kann sie nicht heilen, aber sie schmerzlos einschlafen lassen.
„Ich liebe dich."

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