17. Kapitel

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So, mal etwas längeres ;)

Ich blickte durchs Autofenster hinaus den Himmel an. Dichte Wolken bedeckten ihn. Es sah nicht gerade gut aus für den Nationalfeiertag der Schweiz, der bekanntlich am 1. August stattfand, dieses Jahr wohl nicht der beste Tag vom Wetter her.

Ich lehnte mich auf meinem Sitz auf der Rückbank zurück, versuchte den Mann neben mir auszublenden und betrachtete mein heutiges Outfit. Es bestand aus einem Traum von violettem Kleid, das ungefähr zehn Zentimeter vor meinen Knien endete, hinten jedoch länger war als vorne. Es war trägerlos und besass eine Art V-Ausschnitt, der mit silbernem Glitzer betont wurde. Dazu trug ich passende schwarze Riemchenschuhe mit mittelhohem Absatz. Meine braunen Haare fielen mir heute in Locken auf die Schulter. Dies war das Wer meiner besten Freundin. Hätte sie mich nicht dazu getrieben, würden sie nun wie im Normalzustand gerade und lustlos in die Gegend blicken.

Den heutigen Abend wollte ich mir nicht verderben lassen. Ich hatte meinen Bruder gefragt, ob er und seine Familie mich begleiten wollen, doch er lehnte dankend ab. Denn es war einfach ein zu weiter Weg, als das man ihn einer zwei Monate alten Tochter zumuten könnte. Von Bern nach Zürich zu reisen dauerte schon eine Weile. Was auch der Grund war, weswegen wir dort übernachten würden. Mir graute es schon davor meine Zeit mit Yves zu verbringen, doch musste ich immer daran denken, wie er sich in den letzten Wochen verändert hatte. Er war nicht mehr dasselbe Arschloch wie zu Anfang. Er schien sogar die „to-do-list“, die er für mich angefertigt hatte, vergessen zu haben. Hin und wieder neckte er mich mit dem Video, doch tat er dies beinahe nicht mehr um mich zu erpressen sondern um mich aufzuziehen. Mit ihm zu leben war richtig angenehm geworden, obwohl ich mir immer das Gegenteil einredete.

Wie immer sah er auch heute unverschämt gut aus. Ein schwarzer Anzug spannte sich über seinem muskulösen Körper. Das Haar hatte er sorgfältig gekämmt. Eine indigofarbene Fliege trug dazu bei, dass seine Augen heute unnatürlich blau wirkten, wo ihre Farbe doch normalerweise nicht auszumachen war.

„Dir gefällt wohl, was du siehst“, sagte er wie gewohnt selbstsicher.

Ich verfluchte mich innerlich für das durchdringliche Mustern meinerseits und wandte meinen Kopf ab. Auf seinen Satz erwiderte ich folgendes:

„Nicht mehr als es einer Katze gefallen würde, wenn man sie am Schwanz packt.“

Er lachte kurz auf und ich meinte auch bei unserem Fahrer ein Schmunzeln erblicken zu können.

„Das fasse ich jetzt mal als Kompliment auf“, sagte Yves und erst da merkte ich, dass meine Antwort mehr als nur zweideutig war. Ich liess mir jedoch nichts anmerken oder probierte zumindest gekonnt die Zweideutigkeit zu ignorieren.

Es ging langsam gegen Abend zu, als wir dann schliesslich vor dem Haus der Bekannten meiner Mutter. Es war die alljährliche 1. Augustfeier, auf die wir heute gehen würden. Dazu eingeladen waren ausschliesslich Leute, die sich ihren Reichtum durch ihre Arbeit verschafft hatten und deren Familien. So besuchte ich schon seit Kindestagen jedes Jahr diese Veranstaltung. Der Unterschied zu diesem Jahr war nur, dass meine Eltern nicht anwesend sein würden, denn sie hielten sich immer noch geschäftlich andernorts auf. Stattdessen begleitete mich Yves, der nun gemeinsam mit mir über den roten Teppich lief, der meiner Meinung nach zu viel des Guten war. Doch dieser war nun mal typisch Giselle, unsere Gastgeberin, die mich auch gleich begrüsste.

„Elisa, schön dass wenigstens du kommen konntest. Bist du seit dem letzten Mal gewachsen?“

„Es ist auch schön dich mal wieder zu sehen. Aber nein, Giselle, ich bin immer noch die gleiche kleine Person, die ich schon immer gewesen bin“, sagte ich lächelnd. Dabei betrachtete ich die Frau, die ich so wenig sah, etwas genauer und fasste zusammen, was sich an ihr verändert hatte: Ihre Haare waren ein wenig grauer, ihr Gesicht besass einige Falten mehr und ihr Körper war noch ein wenig rundlicher geworden. Ansonsten war das einzig Auffällige an ihr, dass sie ein pinkfarbenes Kleid trug, in dem sie aussah wie eine übergrosse Christbaumkugel. Wir plauderten noch eine Weile über die Ereignisse des letzten Jahres. Dann verabschiedete sie sich, um auch noch die restlichen Gäste zu begrüssen.

Ausgerechnet Mr.Babysitter!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt