11. Kapitel

8.7K 279 16
                                    

»Tief einatmen und ausatmen«, ertönte die sanfte, beruhigende Stimme der Trainerin, die gerade dabei war eine Figur vorzuzeigen, aus dem Fernseher.

Was ich tat? Ich war gerade dabei Yoga zu praktizieren. Ich weiss, dass ist ziemlich klischeehaft. Die junge Frau, die sich aufregt, noch dazu aus reicher Familie kommt und nun vor dem Fernseher sitzt und Yoga macht oder es zumindest versucht. Ich hatte dies noch nie ausprobiert und wollte wissen, wie das war, da es doch in den meisten Filmen so gerühmt wurde. Ich bereute es jedoch am nächsten Tag wieder, da jeder einzelne Muskel meines Körpers schmerzte, wie er es noch nie getan hatte.

Doch nun streckte ich mich auf der Matte und verbog mich, so gut es eben ging. Als ich gerade meinen Po in die Höhe streckte, meinen Kopf nach unten senkte, kam Yves vorbei, gab mir einen Klaps auf meinen Hintern und meinte:

»Toller Arsch.«

Zum Glück jedoch hielt ich stand, klappte nicht zusammen. Doch anstatt ihm zu sagen, dass er seinen Mund gefälligst halten sollte, lächelte ich.

»Ich weiss«, sagte ich mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht, sodass er nicht recht wusste, ob dies etwas gutes bedeutete oder ob ich gerade dabei war irgendetwas auszuhecken.

Eigentlich wollte ich aber nur nicht meine gute Laune, die ich im Moment dank Yoga hatte (So dachte ich zumindest), verderben lassen.

»Hier«, sagte er, während er mir ein Blatt Papier unter die Nase hielt.

Um es mir genauer ansehen, setzte ich mich aus meiner Po-in-die-Höhe-Pose, oder wie auch immer sie hiess, hin. Ich nahm ihm das Blatt aus der Hand und begann zu lesen. Es war ein Kostenvoranschlag des Automechanikers, der vor nur wenigen Minuten gegangen sein musste, da Yves zuvor mit ihm in der Garage besprochen hatte.

»Und wieso soll ich das jetzt bezahlen? Wenn das Auto nicht in Ordnung ist, wenn mein Vater zurückkommt, dann wird er dir die Schuld dafür geben«, sagte ich ihn ohne ein kleines bisschen darüber nachzudenken.

Natürlich wusste ich, wieso er wollte, dass ich die Rechnung bezahlte. Schliesslich hatte ich das Auto zerstört und nicht er. Aber es war ein dolles Sümmchen, das ich zu bezahlen hatte, und so einfach wollte ich mich nicht kriegen lassen. Leider wusste er mich aus dem Spiel zu werfen, womit ich klein bei geben musste.

»Also da gibt es verschiedene Gründe. 1. Wenn du es nicht tust, werde ich das Video veröffentlichen, was bedeutet, dass du 2. kein Geld mehr fürs Studium bekommst. Ich könnte 3. höchstens gefeuert werden, was 4. nicht passieren wird, da ich 5. die einzige passable Person bin, die für diesen Job in frage kommt, woraus sich schliessen lässt, dass 6. dein Vater mich mehr mag als dich und du 7. wohl oder übel die Rechnung bezahlen wirst, wenn da nicht die Möglichkeit wäre sie 8. deiner Freundin aufzudrücken, die dir offensichtlich dabei geholfen hat das Auto zu zerstören, was 9. der eigentliche Grund dafür ist, dass du diese Rechnung bezahlen musst«, sagte er, ohne es lassen zu können mich dabei schelmisch anzublicken.

»Was soll’s. Wo muss ich unterschreiben?«, fragte ich, um es schnell hinter mich zu bringen.

»Nirgends, bloss warten bis die Rechnung kommt, dann solltest du sie ausfüllen und abschicken, wenn das deine Fähigkeiten nicht gerade überfordert«, fing er an und fügte noch hinzu, »Ach ja und gleich kommt noch ein Freund von mir vorbei. Wenn du also so freundlich wärst und keine Zicken machen würdest?«

Ich konnte nicht einmal eine Antwort darauf geben, da klingelte es schon an der Tür. Yves eilte zum Eingang, öffnete sie und herein trat der besagte Freund. Die Gestalt eines etwas grösseren Mannes, der dunkelbraune, kurze Haare hatte, stand nun bei uns im Flur. Ich dachte ich halluziniere, wollte nicht glauben, wen ich da vor mir hatte. Stillschweigend hoffte ich, dass sich meine Augen täuschten und irgendetwas mit meinen Kontaktlinsen nicht stimmte. Aber leider war dem nicht so. Dies sah ich schliesslich ein, als der junge Herr zu sprechen begann.

Ausgerechnet Mr.Babysitter!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt