5. Kapitel

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Tut, tut, tut und schliesslich vernahm ich nach einem leisen, vertrauten Klicken seine Stimme.

»Yves Schwarz«, sagte er.

Mir lief ein wohliger Schauer den Rücken hinunter. Er klang einfach zu gut. Dennoch mochte ich ihn nicht.

»Deine Liste ist bescheuert. Ich werde ganz bestimmt nicht in Unterwäsche für dich das Haus putzen!«, schrie ich in den Hörer hinein, in der Hoffnung er würde wenigstens einen kleinen Gehörschaden davonziehen. Doch als Reaktion bekam ich bloss schallendes Gelächter zu hören.

»Elisa! Ich wusste doch, dass du dich melden würdest. Hör zu Süsse…«

Ich liess ihn nicht ausreden. Es ärgerte mich einfach zu sehr, dass ich die ganzen Ferien durch und vielleicht auch bis ans Ende meiner Tage, tun musste, was er sagte. So wollte ich schon jetzt die Grenzen abstecken.

»Nein, du hörst gefälligst mit zu! Was auch immer du von mir willst, ich machs, solange es nicht deiner to do list ähnelt. Ich meine hallo! Kauf dir deinen Hund doch selbst! Und wenn du willst, dass jemand für dich in Unterwäsche das Haus putzt, dann bestell dir eine Hure!«, sagte ich in herrischem Ton.

Ich betete, er möge mir doch bitte zustimmen, doch das tat er nicht.

»Um den Hund habe ich mich bereits gekümmert. Mir ist klar geworden, dass ich lieber Scotch, als irgend so einen beschissenen Pudel haben möchte, an den ich bestimmt gekommen wäre, hättest du einen gekauft«, sagte er.

»Alkohol ist kein Hund!«, bemerkte ich.

»Und ob Scotch ein Hund ist. Er ist einfach der Beste, den es gibt. Neun Jahre hat er bereits hinter sich.«

Wollte er mich veräppeln? Sollte ich jetzt tatsächlich eine Flasche Alkohol an einer Leine spazieren führen!?!? Ich glaubte, ich spinne. Das konnte er nicht von mir verlangen!

»Weißt du, wie mich die Leute blöd anstarren, wenn ich mit einem Scotch spazieren gehe?«

Seine Antwort klang, anders als erwartet, sogar ernst. Scheinbar war er von der Vorstellung wirklich überzeugt.

»Solange du nicht mit 15cm Absätzen durch die Gegend stöckelst, sollte das kein Problem sein. Klar werden sie blöd gucken, wenn du einen Stock wirfst und ihm dann befiehlst er soll ihn holen, aber das kannst du schon auf dich nehmen. Scotch sollte dir eigentlich keine Umstände machen.«

»Ich werde ganz bestimmt nicht mit einer Flasche Scotch gassi gehen! Die Leute werden denken ich sei einer dieser Junkies, die morgens bis abends betrunken und bekifft sind. Ausserdem würde mich fast jeder der Passanten erkennen. Ich will keinen Ärger mit meinem Vater kriegen«, beklagte ich mich.

»Wie oft muss ich es dir denn noch sagen, bis du es endlich kapierst?!? Scotch ist ein Hund! Das ist sein Name. Wenn du auch noch seine Rasse wissen willst: Sheltie blue merle. Ein ausgezeichneter Rüde, kann ich nur sagen.«

Er klang sichtlich genervt. Kein Wunder bei der Langen Leitung, die ich hatte. Es war mit zutiefst peinlich, wie bescheuert ich doch sein konnte und so legte ich einfach auf. Wie hatte ich bloss glauben können, dass Mr. Babysitter mich mit Scotch laufen schicken würde? Na ja, zuzutrauen wäre es ihm ja schon. Er war nicht so hinreissend wie Noemi, die die ganze Zeit neben mir gesessen und das Gespräch mit angehört hatte. Kurz zuvor hatte ich ihr noch meine Momentane Situation erklärt. Jetzt spielte ein Lachen auf ihren Lippen. Ihr Gesichtsausdruck versprach mir, dass sie es nicht lassen konnte einen Kommentar abzugeben, doch ich wollte nichts hören.

»Sag jetzt einfach rein gar nichts!«, gab ich ihr zu verstehen, worauf ihr Lächeln zu einem breiten Grinsen wurde.

Da fiel mir erst ein, dass ich immer noch jeden einzelnen Punkt der Liste abarbeiten musste. Eigentlich hatte ich mit diesem Anruf genau das Gegenteil erreichen wollen. Ich kann ihn noch einmal anrufen, sagte ich mir, als ich erneut zu meinem Handy Griff und nach seiner Nummer suchte. Doch ehe ich den grünen Hörer betätigen konnte, wurde es mir schon wieder aus der Hand gerissen. Schnurstracks drehte ich mich um und starrte Noemi mit wütendem Blick an. Ich erhob meine Hand, um mir mein Mobiltelefon zurückzuholen, doch sie wich geschickt aus.

Ausgerechnet Mr.Babysitter!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt