4. Kapitel

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Mit langen, schnellen Schritten betrat ich den Innenbereich des Restaurants. Es war klein und gemütlich gehalten. Überall standen grünen Tische und  Stühle. Die Tische waren mit roten Tischtüchern bedeckt. Jeder von ihnen war mit Besteck, und Gläsern gedeckt, wobei man die weissen Stoffservietten und die reichliche, dennoch nicht übertriebene Dekoration nicht vergessen durfte. Somit waren alle Farben des italienischen Wappens miteinander vereint und strahlten mich nur so an. Ich mochte das Restaurant gerade deswegen, da es so klein war und man die meisten Leute kannte, die hier assen. Auch war das Essen nicht überteuert dennoch wirklich köstlich, wenn man die Italienische Küche nicht gerade verabscheute. Klar gab es Gerichte, die man an anderen Orten besser zubereitet essen konnte, aber das brauchte ich nicht. Das hier genügte mir. Sicher ging ich auch gerne schick essen, das Geld dazu hatte ich schliesslich, besser gesagt meine Eltern stellten es mir zur Verfügung. Aber das heisst noch lange nicht, dass ich es immer benutzte. Na gut ich brauchte es meistens, aber ich hatte auch so meine Gründe dazu. Es war eines meiner Hobbys, das Geld meiner Eltern für jeden möglichen Kram auszugeben. So hatte ich wenigstens etwas von ihnen. Doch heute konnte ich ihr Geld nicht benutzen, da meine Kreditkarte bis zu den Semesterferien gesperrt war. Aber dies wusste Pablo, der Restaurantbesitzer, nicht, als er auf mich zulief und mich stürmisch begrüsste.

»Elisa! Wie geht es dir Bella? Schön, dass du mal wieder bei mir vorbeischaust. Wie lange ist es her; drei Wochen?«, sagte er mit hervortretendem italienischem Akzent.

Ich musterte ihn von oben bis unten. Er hatte sich kein bisschen verändert, was in so kurzer Zeit natürlich nicht schwierig war. Wie üblich hatte er viel zu viel Gel in seinen schwarzen Haaren. Durch seine braungebrannte Haut stachen seine sehr dunklen Augen nicht hervor, sondern wurden von den Meisten kaum beachtet. Er liebte es die Menschen zu unterhalten. Eine seiner Leidenschaften war auch das Kochen und vor allem das Essen seiner Gerichte. Jedoch beschäftigte er einen anderen Koch in seinem Lokal, was ich persönlich sehr schade fand, da ich gerne mal seine Speisen probiert hätte. Er ass wirklich viel und war so ein wenig pummelig, was durch seine grosse Statur jedoch ein wenig kaschiert wurde. Ich fand dies aber nicht weiter schlimm. Ich mochte ihn so, wie er war. Und vielleicht hätte ich auch gerne etwas mit ihm angefangen, wäre er nicht vom andern Ufer gewesen. Da konnte man nichts machen. Ich wollte ihm gerade antworten, als er plötzlich von meinem Begleiter Notiz nahm und mich begeistert ansah.

»Wer ist das denn? Guter Fang Li, guter Fang. Wenn du ihn nicht willst, kannst du ihn ruhig mir übergeben«, sagte er scherzhaft. Solche Gespräche führten wir häufig. Ich hatte ihn mal versucht mit Noemis Cousin zu verkuppeln, doch er wollte nicht.

»Pablo, es ist auch schön dich mal wieder zu sehen. Mir geht es tatsächlich gut, zumindest einigermassen. Es sind übrigens zwei Wochen. Ich war mal kurz zum Aperitif hier. Oder hast du das vergessen? Egal, das ist Levin, mein Nachbar. Wir sind hier um etwas zu Mittag zu essen, wenn es dir nichts ausmacht. Und dann habe ich vergessen: Wie geht es dir überhaupt?«, sagte ich, darauf bedacht keine weiteren Detail über mein Zusammentreffen mit Levin zu verrate. Zu meinem Glück fragte mein Lieblings Italiener auch nicht weiter nach. Das ersparte mir einen peinlichen Augenblick mehr.

»Gut, Gut. Meine Eltern kommen mich dieses Wochenende besuchen. Deswegen veranstalte ich hier eine Art Party, ganz harmlos. Du bist herzlich eingeladen. Ich würde mich freuen, wenn du kommen könntest«, sagte er.

»Natürlich werde ich kommen. Ich wollte deine Eltern sowieso schon lange mal kennenlernen. Nach dem, was du erzählt hast, müssen sie beeindruckende Persönlichkeiten sein. Ich freue mich schon auf sie.«

Leider merkte ich erst zu spät, dass ich vielleicht doch nicht kommen konnte. Wer wusste schon, was Yves alles vor hatte. Schliesslich gehörte dieses Wochenende bereits schon zu seiner Amtszeit als Babysitter. Das wird schrecklich, seufzte ich innerlich. Nur konnte ich Pablo nach meiner Zusage nicht enttäuschen. Er freute sich so auf seine Eltern, hatte die Party wohl schon seit Monaten geplant. Irgendwie konnte ich das schon zurechtbiegen. Anstatt ihm also zu sagen, dass ich doch nicht erscheinen würde, fragte ich ihn, wo Noemi denn sässe. Er reagierte sofort und führte Levin auf mich auf die kleine Holzterrasse zu meinem Stammtisch. Er war ein wenig von den anderen abgeschottet platziert. Von hier aus konnte man die Aussicht auf den Garten geniessen und vor allem den frischen Duft des Basilikums inhalieren, den ich so mochte. Sicherlich war dieser Geschmack nicht für jedermann. Es hatte sogar welche gegeben, die sich mal darüber beschwert hatten und verlangten, dass das Basilikum entfernt wurde. Pablo hatte davon abgesehen und gesagt, dass sie doch drinnen essen sollen, wenn es sie stören würde oder sie könnten auch ganz verschwinden, wenn sie wollten. Damit vergraulte er einen winzigen Teil seiner Kundschaften. Er stand aber dazu, da das Restaurant sein ganzer Stolz war und niemand ihn dazu treiben konnte auch nur das winzigste Detail daran zu ändern. Dies fand ich völlig korrekt. Er hatte hier ein echt schönes Lokal eröffnet und das sollte er sich gefälligst von niemandem nehmen lassen. Noemi war auch meiner Meinung, was Derek und Mo betraf, die mit ihr am Tisch sassen, war ich mir da nicht ganz so sicher. Alle drei hatten ein schelmiges Grinsen auf dem Gesicht, was wohl daher kam, da ich nicht alleine unterwegs war. Ich hätte besser ohne ihn kommen sollen, dachte ich, als ich mich zu Noemi bückte und ihr zuerst ein Küsschen links, dann eins rechts und noch einmal eins links auf die Wange drückte. Denselben Vorgang wiederholte ich noch einmal bei Derek, bevor ich mich neben ihn hinsetzte. Levin beteuerte ich sich neben mich zu setzten, was er dann sogleich auch tat. Ich sass nun Mo gegenüber, der mich enttäuscht ansah.

Ausgerechnet Mr.Babysitter!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt