Als Zeichen, dass ich wieder da war, knallte ich die Eingangstür so laut es ging hinter mir zu. Wenn Yves das nicht gehört hatte, dann brauchte er definitiv ein Hörgerät. Das Nachhauselaufen hatte mir gut getan, doch ich war immer noch ein wenig wütend auf ihn. Da half eben nur noch eins: Cup Cake backen nach Elisas Regeln.
Ich ging also in die Küche und holte die nötigen Zutaten heraus, die wir nun, da wir vor einigen Tagen einkaufen gegangen waren, auf Vorrat hatten. Der Teig, den ich nun knetete, reichte gerade für ein einziges dieser Törtchen aus, sodass die Sauerei, die Cup Cakes eben bei mir so mit sich brachten, später weniger gross sein würde. Ich füllte den Teig in eine papierene Muffinform, welche ich zuvor in eine für sie gemachte Backform gelegt hatte. Schnell schob ich es in den Ofen, stellte die Backzeit und die Temperatur ein, bevor ich mich der Creme widmete, die später auf dem Küchlein platziert werden würde.
Ich entschied mich ganz Ladylike für eine hellrosa Farbe, da ich diese sehr mochte und ich fand, dass sie gut mit der braunen Farbe des Törtchens harmonieren würde. Die fertige Masse füllte ich in einen Spritzsack und stellte diesen beiseite. Da immer noch nicht das hohe »Pling« des Backofens ertönte, hatte ich noch genügend Zeit, auch noch den Rest der Dekoration vorzubereiten. Aus einem der Schränke holte ich eine Rolle weissen Marzipan. Ich schnitt eine Scheibe davon auf einem dicken, hölzernen Schneidebrett ab, das für die kleine Rolle viel zu gross war. Daraus formte ich ein Plättchen, das ich mit einem Schriftzug aus einer Art Zuckerguss verzierte. Dies war das alles entscheidende Schmuckstück.
Endlich klingelte der Backofen. Doch bevor ich das Gebäck aus dem Ofen holte, legte ich das grösste Messer, welches ich in der Küche finden konnte, neben das Brett. Das Küchlein stellte ich in den Kühlschrank, damit es schneller abkühlen konnte. Nach einigen Minuten Wartezeit nahm ich es wieder heraus und drückte vorsichtig die rosa Creme aus ihrem Spritzack. In einem eleganten Türmchen landete sie auf dem Muffin, sodass dieser nun schon fast wie ein richtiger Cup Cake aussah. Doch fast nützte mir nichts für mein Vorhaben. So platzierte ich auch noch den Rest der Dekoration an die richtige Stelle.
Nun lächelte mich ein wundervoller Cup Cake an, der mir mit seinem Schriftzug klar und deutlich sagte:
»Please kill me.«
Ich setze ein gespieltes Lächeln auf und nahm das grosse Messer zur Hand.
»Na gut, wenn du so liebt fragst«, sagte ich und fing an wie wild auf ihn loszuschlagen.
All meine Wut, die ich jetzt noch in mir hatte, fokussierte ich auf den Cup Cake vor mir. Diese Therapie hatte ich vor einigen Jahren entwickelt und gemerkt, dass sie mir half Dinge zu verarbeiten oder meine Wut mal richtig rauszulassen. Ausserdem kam dabei niemand zu schaden. Wenn ich viel Zeit hatte, sah er ab und zu so aus, wie derjeneige, auf den ich wütend war. Doch heute wollte ich mir die Mühe dazu ersparen. Yves nachzubilden wäre äusserst schwierig gewesen, da ich mit grösster Wahrscheinlichkeit nur vor seinem Foto gestanden wäre und ihn angestarrt hätte. Er sah einfach zu gut aus, als dass ich mich dann noch hätte aufs verzieren konzentrieren können.
Wie ich ihn für sein attraktives Aussehen hasste. Wenn er wenigstens so aussehen würde, wie die Versager aus ihrer Schulzeit, so hätte ich niemals solche Probleme gehabt, mich gegen ihn zu wehren.
»Was hat denn diese arme Köstlichkeit getan, dass du sie ermorden musstest«, vernahm ich eine tiefe Stimme hinter mir.
Erschrocken drehte mich um und sah in die blaugrauen Augen meines Babysitters. Für einen kurzen Moment hielt ich einfach nur den Atem an. Meine Wut hatte sich wie Luft aufgelöst. Doch dann, als mein Gehirn langsam wieder anfing zu funktionieren, schenkte ich ihm einen missbilligenden Blick, wandte mich von ihm ab und stürmte aus der Küche hinaus, die Treppe hinauf, in mein Zimmer.
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Ausgerechnet Mr.Babysitter!
Literatura FemininaWer denkt ein Babysitter sei nur etwas für kleine Kinder, der kennt eindeutig meinen Vater noch nicht. Er hat es doch tatsächlich für nötig gehalten einen für mich, seine 22 jährige Tochter, einzustellen, während er gemeinsam mit meiner Mutter in me...