Kapitel 2 - Namjoon

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Regel Nr. 2: Alkohol und die Nebenwirkungen

(Trink nicht zu viel, damit ersparst du dir grausame Peinlichkeiten.)


Namjoon war Polizist und eigentlich viel zu straight um schwul zu sein. Aber vielleicht musste man genau so sein, wenn man als homosexueller Bulle nicht auffliegen wollte. Männer wie er hatten schon immer eine besondere Anziehung auf mich ausgeübt, weil es jedes einzelne Mal so wirkte, als würde man sie korrumpieren. Nicht, dass ich unbedingt in Fantasien geschwelgt hätte, einen Hetero-Kerl zu verführen, das war nun echt nicht meins, aber wenn ihnen so gar nichts anhaftete, mein Radar noch nicht mal kurz aufleuchtete, dann war das schon immer irgendwie faszinierend.

Abgesehen davon war er auch noch ziemlich direkt und kam gleich zur Sache, was mich ebenfalls ziemlich anmachte, allerdings war der Abend schon weit fortgeschritten und unser beider Alkohollevel auf einem kritischen Niveau. Ich wusste immer, wann ich genug hatte und somit wusste ich auch, dass ich haarscharf an der Grenze war, als ich mir das erste Wasser bestellte.

Und auch Namjoon hätte ich in diesem Moment sicherlich attestiert, dass er leidlich genug hatte, aber er bestellte unverdrossen den nächsten Drink. Gleichzeitig wurde jede Aktion zielgerichteter. Die Hand auf meinem Oberschenkel, die sich unverschämt frech voranschob, sein Mund so nah an meinem Ohr, der mir wahlweise gehauchte Küsse auf den Hals tupfte oder in unmissverständlichen Worten klarmachte, was er wollte.

Ficken.

Mich.

Und zwar ganz dringend.

Es waren nicht die groben Worte, die mich köderten, es war mehr das Gesamtpaket. Ich mochte versaut lieber, als verschmust, konnte mich aber für guten Blümchensex in einem gemütlichen Bett ebenso erwärmen, wie für eine schnelle dreckige Nummer, irgendwo in einer dunklen Ecke. Es kam immer auf die Situation an, auf den Mann, auf die Gelegenheit. Und sagen wir es so, mit Namjoon war die Gelegenheit einfach günstig. Das hieß, die Chancen standen ganz gut, dass ich mal wieder auf ganz andere Weise auf meine Kosten kommen würde. Interessanterweise suchten die meisten Männer, die ich traf, eher einen aktiven Partner und das kam mir entgegen. Aber wenn alle Zahnrädchen ineinander klickerten und es schlichtweg passte, war ich auch bereit, die Rollen umzukehren. Und Namjoon war eben so ein Kerl, der für mich so ziemlich alle Zahnrädchen genau dahin schob, wo sie dafür sein mussten.

Auch wenn seine Aussprache mit dem letzten Drink deutlich verwaschener wurde, war ich gewillt, das Vorspiel hier und jetzt enden zu lassen. Er wollte mich, ich wollt ihn, tja, manchmal war es wirklich herrlich einfach und unkompliziert.

Ich hinderte ihn daran, noch eine Runde zu bestellen und machte ihm unmissverständlich klar, dass wir fertig waren mit Reden. Unsere Tour durch diverse Bars hatte uns mittlerweile in eine Gegend geführt, in der ich mich nicht mehr auskannte und wir waren wohl beide eindeutig zu gut dabei, um noch vernünftige Entscheidungen zu treffen. Da war es nicht weiter verwunderlich, dass wir nur fünfzehn Minuten später in der Lobby eines schäbigen Love Hotels standen, in welches ich – in nüchternem Zustand – ganz sicher keinen Fuß gesetzt hätte. Aber wir waren betrunken und entsprechend benahmen wir uns auch. Wir tauschten geflüsterte Schweinereien aus und während ich noch, schwankend zwischen amüsiert und schockiert, die Auswahl der Zimmer auf den Monitoren betrachtete, streckte Namjoon heiser lachend die Hand aus.

„Sowas...", raunte er und schwankte leicht dabei, „gibt's doch gar nicht, oder?" Ich folgte seinem Fingerzeig und starrte auf den Bildschirm, der einen plüschigen Albtraum in kräftigem Rosa zeigte, an der Wand eine weiße Katze.

„Helloooo Kiiiitty Kiiitty Kiiitty", gackerte Namjoon neben mir, verstolperte taumelnd einen Schritt und tappte dabei auf den Bildschirm. Ein leiser Signalton bestätigte seine Auswahl und ich verfolgte mit leichtem Entsetzen und wachsendem Begreifen, wie uns eine Schlüsselkarte durch das Fenster zugeschoben wurde. Ebenfalls in rosa.

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