Ich erhöhte meine Geschwindigkeit. Ausdauer hatte ich, das war nicht das Problem. Das Problem war, das Sonnenlicht, denn ich war ein Vampir. Ich rannte durch den Wald. Meine Kapuze hatte ich tief ins Gesicht gezogen. Dennoch wollte ich kein Risiko eingehen.
Sie waren hinter mir her. Ich konnte sie riechen, aber auch hören. Von dem Trommeln der Pfoten her, konnten es vier oder auch fünf Wölfe sein. Ich wollte nicht auf sie treffen.
Ich gab ihnen keine Schuld, denn ich war auf ihrem Territorium. Ich konnte nicht anders. Es war der kürzeste Weg. Einem Kampf wollte ich unbedingt aus dem Weg gehen. Ich hasste unnötiges Blutvergießen und war mir dessen bewusst, das Wölfe und Vampire oft verfeindet waren.
Zwar gab es Rudel, die Vampire duldeten, aber auch viele, die sie einfach töteten. Zu tief saß der Hass beider Seiten.In Gedanken rannte ich weiter und blieb abrupt auf dem Feld stehen.
Verdammt! Ich bin vom Weg abgekommen und in die falsche Richtung gerannt. Ich sah mich um und konnte den anderen Teil des Waldes sehen. Dort hätte mein Auto gestanden.
Ich konnte nicht mehr umdrehen, denn die Wölfe kamen aus dem Wald und blieben am Rande stehen.
Da stand ich nun. Konnte nicht vor und nicht zurück. Eine große Wolke verdeckte immer noch die Sonne.Meine Klamotten waren gegen das Sonnenlicht ausgelegt, aber testen wollte ich es nicht. Das Risiko war mir immer zu hoch gewesen.
Ich überlegte, wie ich aus der Situation wieder heraus kam, doch ich kam zu keinem Ergebnis.Ich sah zu den Wölfen. Sie warteten ab. Klar, warum sollten sie sich die Pfoten schmutzig machen!
Ich öffnete meinen Reißverschluss meiner Jacke und nahm vorsichtig Elias raus. Er winselte.Ich drückte den kleinen Welpen an mich und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. Ich setzte ihn auf den Boden und deutete auf das andere Ende des Feldes.
"Elias! Geh schnell nach Hause! Los jetzt! Lauf schon!": rief ich zu ihm und deutete abermals in die Richtung, in die er gehen sollte.
Er winselte und stieß einen Jauler raus.Er lief los! Jaulte aber, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke zu und drehte mich um. Meine Kapuze streifte ich mir vom Kopf und fuhr mir durch die Haare.
Ich wartete darauf was die Wölfe jetzt taten. Aber sie standen einfach nur da und warteten ab. Ich sah mich um, ob ich doch noch irgendeinen anderen Ausweg fand, aber da hatte ich mich geirrt. Ich sah keinen. In meinen Augen bildeten sich die ersten Tränen. Ich hatte immer gehofft, das es niemals soweit käme, aber ich wurde eines besseren belehrt.
Ich ging ein paar Schritte auf die Wölfe zu. Sie legten die Ohren an und die Lefzen gingen nach oben.
Sie machten sich bereit anzugreifen, doch den Gefallen wollte ich ihnen nicht tun und blieb an Ort und Stelle.Mir kam es eine Ewigkeit vor. Wir stand uns immer noch gegenüber. Keiner wollte nachgeben. Mir war klar, das sie mich nicht gehen lassen wollten. Ich sah zum Himmel. Die große Wolke verdeckte immer noch die Sonne. Es würde nicht mehr lange dauern und ich wäre dem Sonnenlicht ausgesetzt.
Ich dachte an mein bisheriges Leben. Was ich alles erleben durfte. Spaß, Freude aber auch Trauer. Meine Familie liebte mich so wie ich war. Niemand behandelte mich schlecht, oder anders. Jeder begegnete mir mit Respekt. Ich tat alles für das Rudel. Ich hatte Freunde. Viele Freunde. Man konnte es nicht für möglich halten. Vampir und Werwölfe. Für manche ein Unding, aber es funktionierte. Ich liebte mein Rudel über alles und würde alles für sie tun. Was ich heute auch getan hatte. Ich hoffte das meine Eltern stolz auf mich waren. Leider konnte ich mich nicht von ihnen verabschieden. Sie sollten mich in Erinnerung behalten, wie ich war. Es hätte mich auch irgendwann in einem Kampf erwischen können. Ich war immer zuversichtlich in einen Kampf gegangen. Immerhin wurde ich vor kurzem volljährig. Die Feier war sehr schön gewesen. Meine Eltern hatten einiges aufgefahren. Coran mein Freund hatte mir eine wunderschöne Halskette geschenkt. Ich liebte ihn über alles. Ja. Coran und ich waren seit 6 Monaten zusammen. Uns war klar das es irgendwann vorbei sein könnte. Immerhin war er ein Wolf und irgendwo war seine Mate, die nur auf ihn wartete. Das war das Los der Wölfe. Ich war mir dessen bewusst, ihn irgendwann zu verlieren. Die Mate hatte immer vorrang. Deshalb genoss ich jeden Tag mit ihm. Ich hoffte inständig das er sich immer an mich erinnern würde.
Mein Blick nach oben sagte mir, das es gleich soweit war. Ich nahm Abschied von der Welt und vom Leben.
Ich holte tief Luft und sah der Wolke dabei zu, wie sie langsam vor der Sonne wegzog. Dieser Moment kam mir so ewig vor. Ich schloss die Augen und ging auf die Knie.
Ich spürte die Wärme auf meinem Gesicht und wie der Wind die Richtung änderte. In meinen Ohren rauschte das Blut. Ich bereitete mich vor, denn der Augenblick war nah. Bis ich einen dumpfen Schlag spürte und es dunkel wurde.
So fühlte es sich wohl an, wenn man starb. Ich dachte es wäre schmerzvoller.
So waren meine letzten Gedanken, bis ich ins Nichts viel.
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Hope
WerewolfEin kleines zwei Jahre altes Mädchen wurde in einem Wald, an einen Baum angekettet, zum Sterben zurück gelassen. Sie wurde von Jungwölfe gefunden und von ausgewachsenen Werwölfen aufgezogen. Das besondere an ihr: Sie ist ein Vampir!! Heute ist Hope...