8. Zayn

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Hope kam in normaler Gestalt die Treppen runter. Sie war blass und ihre Augen waren gerötet. Sie hatte geweint. Aber warum? War ich so schlimm? Ich wollte sie doch nicht ihrer Familie wegnehmen! Sie durfte, wann immer sie wollte hierher zurückkehren und ihr Rudel besuchen. Dachte sie wirklich, ich würde sie wegsperren?

Gut. Das würde ich schon gerne tun. Denn ich hatte Angst um sie, dass sie sich wieder was antut. Sie hatte uns ja deutlich gezeigt, dass sie Ambitionen dafür hatte. Aber wenn ich einsperre, würde ich alles auf Spiel setzten. Ich hätte sie wohl dann für immer verloren. Ihre Mutter trug einen kleinen Koffer. Meine Stimmung hellte sich schlagartig wieder auf. Mein Wolf schlug Purzelbäume und wälzte sich vor Freude. Sie würde mit mir mitgehen. Sie zog sich ihre Jacke an und zog die Kapuze über den Kopf.

Sie ging, ohne mich eines Blickes zu würdigen, an mir vorbei und nach draußen. Langsam folgte ich ihr und beobachtete wie Jarek Hope umarmte. Sie erwiderte die Geste nicht und ließ es einfach über sich ergehen. Jarek ließ sie los, aber in seinem Gesicht konnte ich die Traurigkeit lesen.

Es war faszinierend. Eine Wolke hatte sich wieder vor die Sonne geschoben, genau in diesem Moment, als Hope vor die Tür trat. Sie hatte die Kapuze noch oben, aber ihre Hände hatte sie aus den Taschen genommen. Ich sah, wie sie zu der Gruppe schaute. Coran ihr Freund, besser gesagt ihr Ex standen in der Nähe des Autos, das uns zu meinem Zuhause bringen sollte. Jarek hatte es mit einem Fahrer uns zur Verfügung gestellt.

Ich beobachtete wie Hope zu Coran lief, doch er trat, nach einem kurzen Blick zu mir zurück. Hopes Kopf senkte sich etwas und ihre Schultern spannte sich an. Sie drehte den Kopf etwas in meine Richtung. Ich sah ihre gelben Augen leuchten. Es sah faszinierend aus. Nachdem ich zur Besinnung kam, erschauderte ich. Ihr Blick zeigte mir, wie sehr sie mich hasste. Sie ballte vor Wut die Fäuste und ich konnte sehen, dass sie ihre Krallen ausfuhr und sich in die Handflächen bohrten. Ich ging davon aus, das jeder das Blut roch und sehen konnte, wie es ihr von den Fäusten tropfte.

Ich hatte immer von meiner Mate geträumt, aber in meinen Träumen, liebte mich meine Mate über alles. Die Situation mit Hope schien immer heftiger zu werden, also öffnete ich die Autotür. Ohne ein Wort zu sagen, setzte sie sich rein und ich schloss die Tür. Ich sah zu Jarek, der seine weinende Gefährtin im Arm hielt. Die Stimmung hier war auf einem tief, wie ich es noch nie erlebt hatte. Ich nickte Jarek zu und er erwiderte die Geste. Sein Blick war traurig, doch er hob den Daumen, der mir sagte, dass er zuversichtlich war. Ich setzte mich neben den Fahrer. Ich wollte mich jetzt nicht neben sie setzten, dafür war sie wahrscheinlich zu geladen.

Als wir los fuhren, sah ich kurz nach hinten. Hope sah zum Fenster hinaus. Sie hatte die Kapuze noch auf, dennoch konnte ich sehen, wie sich eine Träne ihren Weg bahnte. Ich seufzte. Das würde ein langer und beschwerlicher Weg werden. Die Fahrt ging schneller vorüber als erwartet, als der Wagen vor dem Rudelhaus hielt. Ich stieg aus und öffnete Hope die Tür. Sie aber stieg auf der anderen Seite aus und stapfte auf der Wiese Richtung Wald davon und ließ sich dort nieder.

Mit hängenden Schultern schloss ich die Tür und holte ihren Koffer aus dem Kofferraum. Ich nickte dem Fahrer freundlich zu und er fuhr davon. Er sah nochmal kurz zu Hope, als er auf ihre Höhe war. Es sah fast so aus als hätte er sich eine Träne aus dem Auge gewischt, dann verschwand er und nur ich blieb zurück.

Meine Leute kamen nach etwa zehn Minuten bei mir an und verschwanden im Haus. Hope saß immer noch auf der Wiese und ich konnte sie weinen hören. Mein Wolf brüllte. Er wollte sie trösten. Doch versuchte ich ihn mit aller Macht wieder zurück zu drängen. Langsam ging ich zum Haus. Ich war so froh darüber, dass ich meine Mate gefunden hatte und jetzt saß sie vor meinem Zuhause und weinte, das sie hier sein musste. Das war bitter. Ich trat durch die Tür und schloss sie hinter mir. Ich rutschte mit dem Rücken an der Tür runter und blieb auf dem Boden sitzen. Ich war echt am Verzweifeln. Ich wusste nicht, wie ich mit ihr umgehen sollte. Ihr wäre es wahrscheinlich am liebsten gewesen, zuhause in ihrem Rudel zu bleiben. Aber wir waren füreinander bestimmt. Luna hatte uns zusammengeführt.

Gut, ich musste zugeben, das es nicht der perfekte Start war. Meine Mate war ein Suizid gefährdeter Vampir Werwolf. Ein Hybrid! Was sagt wohl mein Rudel dazu? Oder meine Familie? Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. In diesem Moment stand plötzlich Sam vor mir. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich ihn nicht bemerkte hatte.

"Hey Sam! Alles klar?": fragte ich ihn und sah zu ihm hoch. Er stand grinsend vor mir. Warum grinst er so dämlich?

"Zayn, altes Haus! So wie es aussieht habe ich die Wette gewonnen!": sagte er dümmlich und hielt mir die Hand hin, und mich hochzuziehen.

"Was meinst du?": fragte ich ahnungslos. Ich hatte keinen Schimmer auf was er anspielte.

"Oh Mann! Hat es dich so erwischt, das du unsere Wette vergessen hast! Wir hatten gewettet, das du zuerst deine Mate finden würdest! Du warst dagegen, ergo habe ich gewonnen!": stellte er erfreulich fest und rieb sich die Hände.

"So! Wo sind die Autoschlüssel?": fragte er mich und hielt die Hand auf.

"Autoschlüssel? Ach so! Stimmt ja! Die sind vorne am Schlüsselbrett!": sagte ich niedergeschlagen, als es mir dämmerte, was der Wetteinsatz war.

Mein Auto verließ mich und meine Mate wollte nichts von mir wissen!

Was für ein Scheiss Tag!!!

Sam merkte das was nicht stimmte und sah sich um. Nicht das auch noch.

"Wo wir gerade dabei sind! Wo ist sie und wann lerne ich sie kennen?": fragte er und sah mich dabei frech an.

"Habt ihr etwa schon Krach?"

"Was hast du getan?": fragte er und trat auf mich zu. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir war eher zum Heulen zumute. Aber ich wollte nicht vor meinem Beta und besten Freund in Tränen ausbrechen. Also drehte ich mich um und ging die Treppen zu meinem Büro hoch. Sam folgte mir und mir war klar, dass er erst aufhören würde, wenn ich ihm alles erzählte.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt