19. Zayn

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Ich muss schon sagen der kleine Giftzwerg ist ein mutiger süßer Welpe. Er ist allen ernstes alleine hierher gekommen. Dass er mich anknurrte, hatte mich amüsiert, aber auch etwas wütend gemacht. Ich war der Alpha und hatte Respekt verdient. Aber er?

Er war genauso dickköpfig wie Hope, aber das gefiel mir an den beiden. Auch wenn es mein Leben dadurch nicht einfacher machte.

"Was machen wir jetzt mit ihm? Er gehört nicht zu unserem Rudel. Nicht dass es Ärger gibt.": sagte Cosmo bedrückt. Er hatte wohl immer noch Sorge, dass ich ihn bestrafte. Der kleine wäre so oder so hier aufgetaucht, dessen war ich mir sicher.

"Mach dir kein Kopf. Der kleine ist gewitzt. Er weiß, was er tut, auch wenn es nicht vernünftig war, einfach hierherzukommen. Der Welpe ist gerade mal sieben.": sagte ich und beide schauten wir zu den zwei schlafenden Wölfen.

"Kann er hier bleiben?": fragte ich Wesley. Er grinste breit und ich wusste sofort, dass er einen Narren an ihm gefressen hatte. Wesley liebte Welpen und kam auch super mit ihnen klar.

Ich musste trotzdem Alpha Jarek Bescheid geben, dass Elias hier bei mir war. Also machte ich mich auf den Weg in mein Büro.

Ich setzte mich bequem in meinen Sessel, zog mein Handy aus der Tasche und wählte Jareks Nummer.

"Hallo Alpha Zayn. Gibt es Neuigkeiten von meiner Tochter? Ist sie wach?": fragte er aufgeregt. Er tat mir leid. Denn meine Antwort würde ihn wieder traurig stimmen. Ich konnte mir vorstellen, wie es ihm ging. Er hätte sie fast verloren und jetzt lag sie im Koma.

"Nein leider nicht. Ich rufe aus einem anderen Grund an. Vermisst ihr einen sieben Jahren alten Welpen, der auf den Namen Elias hört? Er ist hier bei uns. Eine Patrouille hatte ihn hinter eurer Grenze aufgegabelt. Er wollte unbedingt zu Hope.": sagte ich und konnte mir sein Gesicht gut vorstellen.

"Das tut mir leid, Zayn. Ich werde mich sofort auf den Weg machen und ihn abholen. ": sagte er und seufzte.

"Es war mir eigentlich klar, dass er irgendwann sich auf den Weg machen würde. Er ist genauso dickköpfig wie Hope. Sie könnten echt Geschwister sein.": sagte er lachend.

"Wenn er dich zu arg nervt, gib mir Bescheid und ich hole den Bengel. Dann werde ich mal meinem Beta Bescheid geben, dass er bei dir ist. Ich gehe davon aus, dass er Tani gestern hat weinen hören. Er war zu diesem Zeitpunkt bei uns und war dann plötzlich verschwunden.": erzählte er.

"Ich melde mich bei dir.": versprach ich ihm und legte auf. Ich blieb noch einige Zeit sitzen und überlegte, wo ich ihn unterbrachte. Ich konnte mir vorstellen, das er nicht mehr von Hope wegzubekommen war und überlegte wie ich das Wesley bei brachte, das er jetzt zwei Patienten auf der Station hatte.

Also schlenderte ich in Richtung Krankenstation. Wobei ich noch einen Abstecher in die Küche machte. Ich ließ mir von unserer Köchin ein paar belegte Sandwiches machen. Die waren echt die besten. Ich hätte sie auch selbst machen können, aber ein Blick von Ina hatte mir gereicht.

Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich hatte nur an den Griff des Kühlschranks gegriffen und schon stand sie knurrend hinter mir. Somit setzte ich mich an den Tisch und wartete, bis sie fertig war, um sie dann lächelnd in Empfang zu nehmen. Sie hatte so viele gemacht, dass Wesley und ich auch davon essen konnten, obwohl ich sie für den kleinen geplant hatte.

"Hey Wesley. Hast du Hunger? Ina hat Sandwiches gefühlt für das ganze Rudel gemacht.": sagte ich lachend, doch keiner war hier. Selbst Hopes Bett war leer.

Ich bekam Panik. Wo waren sie?

"Wesley? Wo seit ihr? Wo ist Hope?": fragte ich aufgeregt über Mindlink. Ich drehte mich im Kreis. Ich konnte nicht mal genau ihren Geruch ausmachen.

"WESLEY?!": brüllte ich jetzt laut.

"Beruhige dich. Sag mal. Warum brüllst du hier so herum?": fragte Wesley mich.

War das sein verdammter ernst?

"Ihr wart weg und du hast dich nicht über Mindlink gemeldet.": sagte ich fast schon wütend.

Wesley lachte laut.

Oh Mann.

Freunde sind wichtig, haben sie gesagt.

Freunde stärken dich und sind immer für dich da, haben sie gesagt.

"Also. Wo ist sie?": fragte ich jetzt nicht mehr ganz so freundlich.

"Sie und Elias sind draußen in der Sonne. Ich war der Meinung, es würde ihrer Heilung gut tun. Frische Luft, die Vögel und einfach die Natur genießen": sagte er. Man konnte echt denken, er hätte was geraucht.

"Sie sind also jetzt alleine da draußen?": harkte ich nach. Wesley schüttelte den Kopf.

"Nein. Natürlich nicht. Cosmo ist bei ihnen und passt auf. Ich bin jetzt nur rein, um etwas zu trinken zu holen.": entschuldigte er sich. Er hatte wohl gemerkt, dass es mir gar nicht passte.

"Dann tue das und wir gehen gemeinsam raus. Ich hab Sandwiches dabei.": sagte ich und hielt den Korb in die Luft.

"Sind die von Ina, der Küchenfee?": fragte Wes schon fast sabbernd. Ich musste lachen. Jeder mochte die Sandwiches von Ina. Ich war da keine Ausnahme.

"Her damit.": forderte er und ich musste lachen.

"Langsam. Gehen wir raus zu den anderen! Vielleicht haben die auch Hunger.": sagte ich grinsend und nickte zur Tür.

Draußen angekommen, sah ich mich gleich nach Hope um. Wes und Cosmo hatten sie auf eine Decke ins Gras gelegt. Elias lag an ihren Bauch gekuschelt und streckte seine Nase in die Sonne. Ich setzte mich neben die zwei und begann die Sandwiches zu verteilen.

"Elias. Willst du dich nicht zurückverwandeln? Dann könntest du etwas essen": sagte ich und sah zu ihm runter. Er sah auf, bewegte sich aber keinen Millimeter.

"Was ist mit ihm los? Warum verwandelt er sich nicht?": fragte Cosmo und biss herzhaft in sein Sandwich. Kauend und schmatzend saß er da und sah mich abwartend an.

Ich überlegte. Mit Hope hatte ich nicht wirklich darüber gesprochen. Wir hatten eigentlich noch nie so richtig miteinander gesprochen. Ich spürte schon wieder die Trauer. Ich wollte endlich meine Gefährtin bei mir haben. So richtig markiert in beider Einverständnis. Warum war es nur so kompliziert? Cosmo sah mich immer noch erwartungsvoll an.

"Ich weiß es nicht. Ich habe ihn auch noch nicht verwandelt gesehen. Er ist soweit ich weiß, fast nur als Wolf unterwegs. Nur in Hopes Gegenwart verwandelt er sich.": erklärte ich und streichelte seinen Rücken. Ich nahm ein Stück von meinem Sandwich und hielt es ihm vor die Schnauze.

"Du hast doch bestimmt Hunger. Hier nimm. ": sagte ich und hoffte, dass er es nahm. Er reagierte eigentlich gar nicht.

"Hey. Du willst doch bei Kräften sein, wenn Hope wieder aufwacht. Oder wie soll ich ihr erklären, dass du im Bett neben ihr liegst?": fragte ich ihn und hielt ihm das Stück immer noch vor die Nase.

Er nahm es und mit einem Haps war es weg. So fütterte ich ihn, bis das Sandwich weg war. Ich war zufrieden, denn er hatte genau das getan, was ich wollte.

Die Sonne ging langsam unter und zusammen brachten wir Hope wieder rein. Ich hoffte, dass sie bald wieder aufwachte, denn ich wollte am liebsten mit ihr mir denn Sonnenuntergang anschauen.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt