Hope

20. Wesley

Ich überprüfte ihre Werte und sie gefielen mir gar nicht. Seufzend setzte ich mich in meinen Sessel, als Elias in mein Büro kam und sich vor mich hinsetzte.

"Hey kleiner. Willst du etwas kuscheln?": fragte ich ihn und hielt ihm meine Hände hin. Er kam zu mir und ließ sich hochheben. Vorsichtig setzte ich ihn auf meinen Schoss und begann ihn zu kraulen.

Er schnurrte leise und wurde langsam müde. Ich beobachtete Hope, wie sie auf dem Bett lag und unruhig atmete.

Gedanken versunken bemerkte ich nicht, dass Zayn plötzlich da stand und zuckte zusammen, als er mich ansprach.

"Hey Wes. Hörst du mir zu?": sagte er und fuchtelte mir vorm Gesicht herum. Ja. Man. Was ist?": fragte ich genervter als ich wollte.

"Sorry. Ich wollte nicht stören. Kann ich bei Hope bleiben? So kann sie mich wenigstens nicht wegschicken.": fragte er leise und sah zu ihr.

Mein schlechtes Gewissen meldete sich wieder und ich seufzte.

"Klar. Sorry. Ich wollte dich nicht so anzicken.": sagte ich und legte Elias auf das Sofa in meinem Büro.

Zusammen gingen wir zu ihrem Bett. Zayn zog sich einen Stuhl ran und setzte sich neben sie. Als er mit seiner Hand ihren Rücken streichelte, musste ich lächeln.

Er sah so verträumt aus und plötzlich zog etwas an meiner Hose.

Elias sah zu mir hoch und winselte. Er wollte hoch. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Elias wollte Zayn nicht alleine mit Hope lassen. Gespannt saß er auf ihrem Bett und beobachtete jede Bewegung von Zayn. Ihm schien es auch langsam zu dämmern, denn er sah etwas wütend aus.

Als Zayn zu mir sah, schüttelte ich den Kopf. Es wäre kontraproduktiv, wenn er den Kleinen jetzt in den Boden stampfte.

Zayn seufzte und streichelte sie weiter. Ich ließ sie alleine und begab mich wieder in mein Büro.

Ich saß dort und beobachtete die zwei. Sie waren noch nicht sonderlich grün. Zayn musste anfangen, Elias Vertrauen zu gewinnen.

"Zayn. Rede mit Elias. Wenn du Hopes Herz gewinnen willst, musst du Elias auf deine Seite bringen.": sagte ich im Mindlink. Er sagte nichts, sondern sah nur panisch zu mir. Ich gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, etwas zu tun.

"Elias. Es tut mir leid, wie alles gelaufen ist. Ich wollte Hope nie einsperren oder ihr weh tun. Sie ist meine Mate und du weißt, was das bedeutet. Klar, ich habe Fehler gemacht. Das will ich nicht abstreiten, aber Hope hatte mir auch nie wirklich eine Chance gegeben. Ich will nicht, dass sie unglücklich ist. Kannst du mir dabei helfen?": hörte ich ihn sagen und war auf Elias Reaktion gespannt.

Er ließ sich Zeit, das Gesagte zu verarbeiten. Ich war mir sicher, dass er es verstand, obwohl er erst sieben war.

Er saß neben Hope und stupste sie mit seiner Nase an und winselte.

"Wir werden alles tun, dass es ihr schnell wieder besser geht.": sagte Zayn und streichelte Hope.

Elias hatte noch immer nicht darauf reagiert. Er ließ sich Zeit und wog wahrscheinlich ab. Er war ein Wolf und wusste schon im Welpenalter, was es mit einer Mate auf sich hatte.

Ich wusste, dass er Hope über alles liebte und sie am liebsten vor allem beschützen wollte, doch in diesem Falle ging es nicht. Ich hoffte von Herzen, dass Hope nachgab, denn sie war wichtig für Zayn und das ganze Rudel.

Elias winselte. Er wusste nicht, was er tun sollte. Ich stand auf, um ihm beizustehen.

"Elias. Du weißt, wie wichtig Hope für uns ist. Ich weiß, es ist schwierig für dich, Zayn zu vertrauen, aber gib ihm eine Chance.": sagte ich und kraulte seinen Kopf. Er saß mittlerweile vor mir und genoss es sichtlich.

Als er mir in die Augen sah, konnte ich seine Angst erkennen und er winselte. Langsam beugte ich mich über ihn und umarmte ihn.

"Elias. Ich wollte nie etwas Böses. Das musst du mir glauben. Damals auf dem Feld war ich mir sicher, dass sie zurück in den Schatten kommt. Es hatten alle Vampire vor ihr getan. Meist konnten wir es klären.

Wir hatten noch nie einen Vampir getötet, wenn es nicht sein musste. Hope ist das dickköpfigste Wesen, das mir je untergekommen ist. Bitte gib mir eine Chance. Ich will nur, dass sie wieder gesund wird. Ich brauche sie.

Das Rudel braucht sie.

Sie ist die Luna.

Verstehst du das?": bettelte Zayn und er tat mir leid.

Es war vieles schiefgelaufen, doch wusste ich, wie sehr er Hope jetzt schon liebte.

Elias zog sich aus meiner Umarmung und legte sich wieder zu Hope. Zayn seufzte und streichelte weiter Hopes Rücken.

Nach etwa einer Stunde stand er auf und verließ wortlos die Station. Ich überlegte, ob ich Elias überreden konnte und entschloss mich, es nochmal zu versuchen.

"Elias. Du liebst Hope. Du willst doch auch, dass sie glücklich wird und das kann sie nur mit Zayn. Sie sind füreinander bestimmt. Denkst du nicht, dass sich unsere Mondgöttin dabei, was gedacht hatte?": fragte ich ihn.

"Sie hatte Hope auf dem Feld beschützt und sich später verwandeln lassen. Sie werden zueinander finden. Aber wenn du strikt dagegen bist, wird Hope sich nicht darauf einlassen. Ich will dich nicht zu etwas überreden, aber es wäre wichtig, beide zu unterstützen. Verstehst du, was ich dir sagen will?": fragte ich ihn nach meinem langen Vortrag und wartete ab, was er jetzt tat.

Er stand auf und tappste an den Rand des Bettes. Ich sah ihn fragend an und in diesem Moment knackten seine Knochen und er saß nackt vor mir. Es war ein süßer rothaariger Bengel mit Sommersprossen. Ich deutete ihm an sitzen zu bleiben und holte ein Shirt von mir aus dem Schrank und brachte es ihm.

"Du hast dich längere Zeit nicht verwandelt, ich hole dir noch was zu trinken. ": sagte ich und holte eine Flasche Wasser aus dem Büro.

Er lächelte mich schüchtern an und trank einen riesigen Schluck, als er mich wieder ansah.