13. Sam

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Beim Abendessen lief es eigentlich ganz gut. Sie lächelte, was ein gutes Zeichen war. Doch beim Kaffee danach kippte plötzlich die Stimmung. 

Zayn fragte sie, ob er ihr das Rudel zeigen könnte und das war zu viel. Ihre Augen wurden traurig und sie verließ uns. Man könnte schon fast sagen, sie flüchtete. 

Ich wusste nicht, woran es lag und nahm mir vor, mit ihr zu sprechen. Ich mochte sie und fand es schade, dass sie sich so von uns distanzierte. 

Ich wusste, dass sie gerne am See war und machte mich auf den Weg dorthin. Es war nicht schwer, sie zu finden. 

Sie saß am Ufer und sah einfach nur auf das Wasser. 

Ich hoffte darauf, dass Hope sich uns anvertraute. Wir waren nicht der Feind, auch wenn sie es so sah. Klar, unser Start war nicht der beste. Um genau zu sein, war er katastrophal. Sie wäre beinahe gestorben. Verbrannt auf einem Feld in einer neutralen Zone. 

Nicht auszudenken, was passiert wäre. Zayn hätte niemals seine Gefährtin bekommen! 

Ein furchtbarer Gedanke. 

Er hätte wahrscheinlich den Alphatitel an seine Schwester Amaya abgeben müssen. Ihr hätte das nicht gefallen. Sie war noch nie daran interessiert einen Titel zu haben, denn dass sie die Schwester des Alphas war, reichte ihr völlig.

Ich freute mich auf ihre Rückkehr. Sie war schon lange nicht mehr da gewesen. Sie hatte ihren Mate gefunden und war mit ihm zu seinem Rudel zurückgekehrt. 

Doch jetzt wollte sie uns eine Zeit lang besuchen. Sie und ihr Mate wollten eine Weile im Rudelhaus wohnen. Für uns hieße das Big Party. 

Ich war mir sicher, dass Zayn allen Hope vorstellen wollte. Auf der einen Seite eine schöne Vorstellung, aber auf der anderen Seite war es zu früh. 

Ich näherte mich ihr und setzte mich in einem gebührenden Abstand neben sie. 

Wir schwiegen beiden, doch irgendwann hielt ich die Stille nicht mehr aus. Zayn war wie ein Bruder für mich und ich wollte jetzt Antworten!

"Warum bist du geflüchtet?": fragte ich und hoffte, dass sie mir antwortete. 

Sie schwieg weiter. 

Ich sah, wie sie mit sich kämpfte. Sie wollte ja keine Träne vor mir verlieren. Ich wollte ihr so gerne helfen, sich musste sie sich auch helfen lassen. 

"Bitte Hope! Rede mit mir! Ich kann dir sonst nicht helfen!": sprach ich leise. Ich rückte näher an sie ran und hätte sie beinahe in den Arm genommen! Zayn hätte mich in der Luft zerrissen, wenn es Hope nicht schon vorher getan hätte. 

Sie schwieg immer noch, doch die Tränen konnte sie nicht mehr zurückhalten. Von Pierre wusste ich, dass sie eine sehr gute Kriegerin war und dass sie jetzt vor mir weinte, zeigte mir, wie verletzt sie war. 

"Es tut mir leid!": murmelte ich und sah, wie sie mich irritiert ansah. 

"Was tut dir leid?": fragte sie mich leise und sah mich an. 

"Na ja! Du musstest deine Familie verlassen!

Du bist hier nicht glücklich! Aber wir sind ein tolles Rudel und helfen einander! Kannst du uns nicht eine Chance geben?": fragte ich sie. 

Hope sah weg. 

Ich ließ traurig den Kopf hängen. Ich wusste nicht, was ich noch machen sollte und musste an Zayn denken!

"Weißt du, ihm geht es schlecht! Sein Wolf will dich markieren! Er kämpft jeden Tag aufs neue mit ihm! Was ist mit deiner Wölfin? Will sie nicht zu Zayn?": fragte ich sie und beobachtete, wie sie den Kopf auf ihre Knie senkte. 

"Doch! Sie will zu ihm! Ich versuche, sie zu unterdrücken! Was mir nicht immer gelingt! Es ist neu für mich und ein schreckliches Gefühl nicht alleine in meinem Körper zu sein! Es fühlt sich nicht richtig an!": erklärte sie mir. 

Ich war schockiert. Dass es so schlimm war, war mir nicht bewusst. 

"Du musst dich an sie gewöhnen! Ihr gehört jetzt zusammen! Sie ist jetzt ein Teil von dir!": versuchte ich ihr beizubringen. 

Wütend sah sie mich an. 

"Ich wollte das nie! Ich wäre jetzt lieber bei meinem Rudel! Was wäre, wenn ich jetzt einfach dorthin zurück gehe?": fragte sie mich. 

Ich überlegte einen Moment.

"In manchen Rudeln ist es so, dass die unmarkierten Mates vom Rudel verstoßen werden! Da es sonst zu einem Krieg kommen könnte! Es ist zwar schon lange nicht mehr der Fall gewesen! Es kommt zum Glück auch nicht oft vor! Die Weibchen werden dann zu Rouges und treffen dann meist auf gleichgesinnte! Zumindest wenn sie Glück haben und nicht vorher getötet werden!": beendete ich meinen Vortrag. 

Sie sah mich entsetzt an und schüttelte den Kopf. 

"Also habe ich alles verloren! 

Meine Familie! 

Meine Freunde! 

Meinen Freund und mein Rudel! 

Warum hasst mich euer Göttin so sehr, dass sie mir das antut?": fragte sie mich und stand auf. 

Ich habe es vermasselt. Ich wollte helfen, doch ich habe alles nur noch schlimmer gemacht. 
Ich sah ihr nach, wie sie in den Wald rannte. Sie wollte nicht mal meine Antwort hören. 

Niedergeschlagen machte ich mich zurück zum Rudelhaus, um Zayn zu beichten. 

Ich traf ihn in seinem Büro, wo er einfach nur da saß und in die Leere starrte. 

"Zayn! Ich glaube, ich hab Scheiße gebaut! Ich hab mich mit Hope unterhalten und jetzt fragt sie sich, warum die Mondgöttin sie so hasst! Sie stellt alles infrage! Mit ihrer Wölfin kommt sie auch nicht klar! Sie meint, sie hätte alles verloren!": zählte ich traurig auf. 

Ich beobachtete Zayn, aber er sah mich nur traurig an. 

"Ich glaube, es ist momentan egal, was wir zu ihr sagen! Sie hasst mich und will hier nicht sein!": sagte er und bot mir ein Glas Scotch an.

Ich nahm es und setzte mich ihm gegenüber. 

"Ich glaube nicht, dass sie dich hasst! Sie will einfach wieder zurück in ihr altes Leben!": erklärte ich ihm. 

Doch er hatte recht. Es war egal, was wir zu Hope sagten. Zwischendurch lief es ja auch ganz gut. Sie hatte beim Essen gelächelt! Sie brauchte einfach nur mehr Zeit. 

Ich hoffte, dass wir die auch hatten.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt