Kapitel 7

675 31 3
                                    

Jungkook P.o.V.

Ich liebe ihn.
Ich liebe ihn so sehr.

Er weiß es.
Und er hasst mich.
Er hasst mich so sehr.

Ich bekam keine Erklärung, keinen Grund, keine Chance, ihn zu verstehen.

Ich kann nicht nachvollziehen, was in seinem hübschen Kopf vor sich geht, denn er gibt mir nicht einen einzigen Anhaltspunkt, was passiert sein könnte.
Was hatte ich falsch gemacht, dass er mich so sehr von sich stößt und seinen Hass nur auf mich projiziert?

Seokjin kann mir nicht helfen. Er weiß auch nicht weiter. Er kann nur seinen Job machen, auf Taehyung aufpassen und ihn dabei beobachten, wie er mich zerstört.

Bei diesen Gedanken entweicht meiner trockenen Kehle ein kleines, nahezu hysterisches Lachen.

Taehyung ist nicht der Einzige, der mich zerstört.

Ich zerstöre mich gerade wortwörtlich selber. Ich bin gerade in der Villa des Älteren, obwohl er nicht da ist. Wenn er das erfahren würde, wäre ich Geschichte.
Der Schlüssel, den ich von Seokjin bekommen habe, als der Braunhaarige im Trainingscamp war, befindet sich immernoch in meinem Besitz. Ich weiß nicht, ob Taehyung es vergessen oder Jin ihm versichert hatte, mir den Hausschlüssel abgenommen zu haben... Jedenfalls besitze ich die Möglichkeit in dieses Anwesen zu kommen, wenn ich es will.

Jin weiß Bescheid. Er ist der Meinung, dass es nicht die beste Idee meinerseits ist und damit hat er mehr als nur Recht. Ich spüre förmlich, wie jede einzelne Sekunde, die ich hier alleine verbringe, mein Herz mehr und mehr zerdrückt.

Hier, genau hier, müsste ich eigentlich mit Taehyung sein. So wie wir früher hier waren. Glücklich, lachend, zusammen.

Aber wir sind es nicht. Ich bin alleine hier, in dem Wissen, dass Taehyung es nicht weiß. Und somit bleibt mir nur übrig, es mir vorzustellen.

Ich stelle mir vor, wie Schönling bei mir wäre, wie ich ihn beobachten könnte, während er seinen Alltag im Haus durchlebt.

Ich setze mich auf den Stuhl, der nie ganz an den Esstisch geschoben ist.

Ich stelle mich vor das Bücherregal und lese mir ruhig die Buchrücken durch. Ein Bein angewinkelt, den Kopf schief gelegt, um die Schrift besser zu entziffern. Genau so würde Taehyung hier stehen.

Ich genieße den Ausblick aus dem Panoramafenster, das im Wohnzimmer stets für Beleuchtung sorgt. Er liebt diesen Anblick bestimmt immernoch so sehr wie ich.

Ich wandere durch die Flure und Zimmer, so wie er es wohl machen würde.

Ich lege mich in sein Bett und verzerre mich an seinem Geruch, der in den Kissen und Decken hängt.

Ich ruhe, wo er ruht. Wo wir hätten gemeinsam ruhen können. Wir werden es wohl nie wieder gemeinsam tun.

Bei diesem Gedanken rinnt mir eine kleine Träne über die Wange, während ich meine Nase in das Kissen drücke. Wir haben es geliebt, nach einem anstrengenden Tag einfach nur faul im Bett zu liegen. Ein Buch lesen, reden, dösen,...einfach sein.

Es ist nachts und morgen würde Taehyung von einer Städtetour zurückkehren. So schrieb es Seokjin gestern.

Nur noch diese Nacht.
Und dann sollte ich es nicht mehr wiederholen...
Ich sollte den Schlüssel zurückgeben...
Ich sollte loslassen, auch wenn mir schleierhaft ist, wie das zum Teufel nochmal funktionieren soll.

The Ring • TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt