Kapitel 14

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♠Paul♠

Die ganze Fahrt über überlege ich, wie ich Neo gegenübertreten soll.

Ja, Neo. Ich habe mich dazu entschlossen, ihn genauso beim Vornamen zu nennen wie er mich, denn schließlich waren wir auch schon intim miteinander und es ist Zeit für mich, den Abstand zu schließen, den ich bisher so verzweifelt gehalten habe.

Nachdem Damon mit mir gesprochen hatte, entschied ich mich spontan dafür, zu Neo zu fahren. Kurzerhand nahm ich mir ein verlängertes Wochenende frei, damit ich ein wenig Zeit habe, um Neo für mich zu gewinnen, denn das habe ich jetzt vor.

Mein ganzes Leben wartete ich hoffnungsvoll auf diese eine Person, was ich mir so richtig hätte sparen können, denn Nick war es nicht.

Dann kommt die richtige Person in mein Leben und was tue ich? Sie von mir stoßen. So geht das nicht.

Auch wenn ich nicht mehr der Jüngste bin, sollte ich abenteuerlustiger sein und mehr ausprobieren. Mal ein Risiko eingehen, ohne Rücksicht auf Verluste, denn ich kann weder ahnen noch wissen, was mich mit Neo erwartet.

Würden wir uns verstehen, in einer Beziehung? Passen wir zusammen? Naja, ich denke im Bett auf jeden Fall, aber sonst sind wir total unterschiedlich. Während er so ein extrovertierter Sonnenschein ist, bin ich eben der ruhige Eigenbrötler und während er den Aktivitäten und Hobbies hinterherjagt, bin ich gerne zuhause vor dem Kamin und lese.

Aber muss sie deshalb gleich zum Scheitern verurteilt sein?. Gegensätze ziehen sich an, so sagt man doch. Es gibt viele Paare, die unterschiedlich wie Nacht und Tag und dennoch schon Jahrzehnte zusammen sind. Also wieso sollte es dann bei uns nicht auch klappen? Und auch wenn es klappt, dann haben wir es wenigstens versucht, oder nicht? Ich muss es einfach wagen. Alles gleich funktioniert auch nicht, das habe ich oft genug in meinem Job gesehen. Ich denke an das ungleiche Paar von gestern zurück. Die Steinbecks, die beiden haben sich gegenseitig ausgeglichen. Und Neo und ich? Ja. Ja, ich denke, das könnte so gehen.

Da ich schon in der Nacht losgefahren bin, komme ich früh morgens an seiner Wohnung an. Gerade als ich aussteigen will, sehe ich ihn aus dem Haus kommen. Die Kapuze seines Hoodies zieht er tief ins Gesicht, als er auf einen Kleinwagen zugeht, ihn aufschließt und sich hineinsetzt.

Verdammt. Ob er zur Arbeit geht? Noch einmal werfe ich einen Blick auf meine Uhr. Es ist sieben Uhr, natürlich geht er zur Arbeit.

Also gut, dann fahre ich ihm eben hinterher. Vielleicht ergibt sich ja ein Treffen in seiner Mittagspause. Falls er überhaupt eine hat.

Nachdem er losgefahren ist, fahren wir quer durch die Stadt, bis er am Ende dann auf einem großen Parkplatz anhält. Ich bleibe auf der Straße stehen und warte bis er im Schulgebäude verschwunden ist, bevor ich mir dann auch einen Platz auf dem Parkplatz suche. Einen, der nicht gleich jedem ins Auge fällt. Nicht dass mich noch jemand für so einen Perversling hält, der Schülern nachstellt.

So verbringe ich die Stunden hier und warte. Ab und zu steige ich mal aus und laufe ein Stück, doch ich bewege mich nie weit weg von der Schule. Zum Glück hat es auf der anderen Straßenseite eine kleine Bäckerei, so werde ich auch nicht verhungern, denn an Verpflegung hatte ich nicht gedacht. Ich muss zugeben, ich war sogar so neben der Spur, dass ich vergessen habe, eine Tasche mit Ersatzklamotten einzupacken.

Natürlich hatte ich auch nicht geplant, Neo zu observieren.

Schmunzelnd schüttel ich mit dem Kopf. Wann zum Teufel bin ich zu einem Stalker geworden? Unfassbar.

Irgendwann fahre ich erschrocken hoch. Etwas panisch schau ich auf die Uhr. Verdammt, ich bin wohl eingeschlafen.

Ich setze mich aufrecht in den Sitz meines Autos und halte nach Neos Wagen Ausschau. Als ich ihn entdecke, puste ich erleichtert die Luft aus, die ich wohl vor Schreck angehalten habe. Gerade als ich aussteigen will, um mich zu strecken, sehe ich, wie sich ein Mann an Neos Auto lehnt.

Wer ist das? Sein Freund? Nein, oder? Ich denke nicht, dass Neo so ein Typ ist, der zuhause einen Freund hat und im Urlaub wen anderes angräbt. Doch wer ist er dann? Vielleicht auch ein Verehrer? Am liebsten würde ich hingehen und ihn fragen, doch das tue ich natürlich nicht. Ich beobachte ihn weiter und überlege, was ich jetzt tun soll, da geht die Tür der Schule auf und Neo tritt heraus.

Erst ist sein Schritt enthusiastisch, sicher wegen dem bevorstehenden Wochenende, doch als sein Blick auf den Typen fällt, bremst er ab, bleibt stehen und setzt dann kurz darauf einen langsam Schritt an. Sein Gesichtsausdruck spricht Bände und mir scheint, er ist von dem Kerl nicht so sehr begeistert. Langjährige Erfahrung in meinem Job kommt mir jetzt zu Gute, aber immer noch unschlüssig, beobachte ich die beiden weiter.

Sie beginnen sich zu unterhalten, bis Neo irgendwann in sein Auto einsteigt und davon fährt. Zum Glück habe ich mir den Weg gemerkt, als wir hier hergefahren sind. Sonst wäre ich jetzt echt aufgeschmissen.

Ich warte noch ab, bis der Typ in sein Auto steigt und ebenfalls davon fährt, bevor ich dann dasselbe mache.

Bei Neo angekommen, verlässt mich mein Mut wieder etwas und ich frage mich wirklich was er sagen wird, wenn ich einfach an seiner Türe auftauche. Knallt er sie mir vor der Nase zu, weil er sauer ist? Oder bittet er mich hinein? Scheiß drauf. Ich pack all mein Mut zusammen, steige aus und begebe mich zur Haustüre. Ich suche den Namen auf der Klingel und als ich ich finde, drücke ich einfach drauf. Gespannt warte ich, bis sich irgendwas tut. Doch es passiert nichts. Das war doch die richtige Klingel, oder? Ich werfe noch einmal einen Blick darauf. Doch, ja, das ist die richtige Klingel.

Noch einmal drücke ich darauf, doch auch nach einer weiteren Wartezeit tut sich nichts. Vielleicht hört er sie auch einfach nicht? Wer weiß was er gerade tut.

Mit dem Gedanken, es später noch einmal zu versuchen, gehe ich zurück zu meinem Auto und setze mich hinein, mein Blick immer auf das Haus gerichtet.

Als ich mir gerade überlege, wieder aus meinem Auto auszusteigen und nochmal zu klingeln, kommt Neo heraus, setzt sich wieder in sein Auto und fährt davon. Wo will er hin? Es ist kurz vor neun, hat er noch was vor? Vielleicht mit diesem einen Kerl?

Eilig starte ich meinen Wagen und fahre ihm hinterher, bis zu einem Club. Nachdem Neo ihn betreten hat, steige ich ebenfalls aus und folge ihm. Einmal mit dem Stalken angefangen ... was soll ich sagen. Ich kann jetzt nicht einfach aufhören. Nicht, bevor ich mit ihm gesprochen habe.

Mit einem Glas in der Hand lehne ich mich nah am Ausgang an eine Wand und beobachte Neo und seine Begleitung. Ich wusste doch, dass es sich um den Typen von der Schule handelt. Habe ich die Beziehung doch falsch eingeschätzt? Soll ich jetzt einfach dazwischen gehen?

Jetzt legt er auch noch seine Hände auf Neos Hüfte und bewegt sich lasziv mit ihm zum Takt der Musik.

Ich habe gerade echt das Gefühl, mein Mageninhalt will sich von mir verabschieden. Ich kann da nicht zusehen. Dieser Typ lässt seine Zunge heraushängen wie ein Hund. Fehlt nur noch, dass er sabbert. Himmel.

Wenn ich gewusst hätte, dass sowas auf mich zukommt, ich glaube ich wäre Neo nicht gefolgt. Ach wem mache ich was vor, natürlich wäre ich das. Es dauert immer lange, bis ich mich mal in Bewegung setze, aber wenn, dann bin ich ein Frachter in Bewegung - unaufhaltsam.

Neos Augen sind geschlossen, während er sich ganz in der Musik verliert. Er ist so wunderschön und sexy. Was würde ich alles dafür geben, jetzt an der Stelle von diesem Typ zu sein. Seine Hände beginnen von der Hüfte tiefer zu wandern, über Neos Oberschenkel und mein Hass auf diesen Mann wird immer größer.

Ich kann einfach nicht mehr still stehen bleiben und springe vorwärts, stürme auf die Tanzfläche, packe Neo am Handgelenk und ziehe ihn hinter mir her zur Toilette.

Nachdem ich der Türe einen Kick gegeben habe, knalle ich Neo gegen die Wand und presse meine Lippen auf seine.

Ein Feuerwerk knistert von meinen Lippen durch meinen ganzen Körper bis in meinen Schwanz und ich drücke mich automatisch enger an Neos Körper.

Resort de la Pheya 14 - NeoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt