Kapitel 13

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♠Neo♠

"Vengo de San Francisco, Lesley?"

Der Alltag hat mich wieder voll eingenommen und so stehe ich wie jeden Tag vor meiner Klasse und lerne ihnen spanischen Grundsatz.

"Ich komme aus San Francisco", antwortet Lesley und ich nicke ihr lächelnd zu.

"Correcto. ¿Cuántos años tienes, Noah?"

"Vierzehn Mister Sanchez", antwortet er und das ist so eine typische Noah-Antwort. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, er ist strohdumm, aber er ist einfach nur der Klassenclown und versucht immer wieder, mich zu ärgern. Doch eigentlich weiß er, dass ich am längeren Hebel sitze. Und so setze ich meinen 'strengen Lehrer Blick' auf und starre ihn an.

"¡Disculpe, señor Sánchez! Wie alt bist du? Tengo catorce años! Ich bin vierzehn Jahre alt."

"Correcto."

Die Schulklingel läutet und alle springen auf, als würde es etwas umsonst geben.

"Moment, Moment. Vergesst nicht euer Projekt, ihr kennt das Thema, immer zwei Miteinander, ihr habt noch sechs Wochen Zeit", rufe ich noch in den Kurs. Ob sie es gehört haben oder nicht, ist mir im Moment auch egal. Sie haben die Anweisungen schon letzte Woche erhalten, ich wollte sie nur noch einmal wiederholen.

Heute bin ich echt froh, endlich Feierabend zu haben.

Freitags ist immer anstrengender als die anderen Tage. Doch heute ganz besonders, denn ich habe gleich noch ein paar Elterngespräche.

Drei Stunden später sehe ich total übermüdet auf die Uhr und stelle fest, dass es schon sieben ist. Die letzten Eltern sind gerade gegangen und ich schlurfe durch das leere Schulgebäude zum Klassenzimmer, wo ich mir meinen Hoodie über mein Hemd ziehe, meine Tasche schnappe und schnurstracks das Gebäude verlasse.

Heute mache ich hier nichts mehr. Der Papierkram kann bis Montag warten.

Als ich auf dem Parkplatz ankomme, steht jemand an meinem Auto und als ich näher hingehe, erkenne ich Noahs Dad, Richard.

"Hey Richard, haben wir etwas vergessen? Oder wieso wartest du auf mich?", frage ich ihn, öffne meine Autotüre und schmeiße meine Tasche hinein.

"Nein wir haben nichts vergessen, aber Noah ist über das Wochenende bei seiner Mum, da dachte ich, vielleicht hast du Lust ein wenig tanzen zu gehen?"

Ah ja, okay. Vor meinem Urlaub erwischte Richard mich in meinem Lieblingsclub. Ich habe meine Sexualität nie versteckt oder geheim gehalten, doch hausieren bin ich damit auch nicht gegangen. So war Richard total von der Rolle, als er mich dort in einer eindeutigen Pose mit einem anderen Mann auf der Toilette erwischte.

Ja ich weiß, keine Glanzleistung, aber ich nehme nicht gerne andere mit zu mir nach Hause und ich stehe wirklich auf diese Überfälle.

Auf jeden Fall, versucht er mich seit diesem Tag um ein Date zu bitten. Doch ich blocke ihn immer ab. Er ist der Vater meines Schülers und außerdem nicht mein Typ. Seine Statur ist in etwa dieselbe wie meine, seine Augen haben immer einen kalten Ausdruck und er ist mir einfach zu jung.

Ich steh einfach auf solche wie Paul. Unscheinbar, älter, grauer, mit Bauch.

Paul....ich vermisse ihn. Ich hab es wirklich versucht, aber er ist einfach eine harte Nuss. Ich kann ihn ja irgendwo verstehen.....nein kann ich nicht. Er scheint mich doch auch zu mögen, also wieso hat er sich nicht einfach auf uns eingelassen? Liegt es an diesem Soldaten? Oder an der Entfernung? Über alles hätten wir reden können, über wirklich alles. Wir hätten eine Lösung gefunden.

Seit ich wieder zu Hause bin, ist mein Leben irgendwie trüb. Ich hab mich noch nie von etwas so runterziehen lassen. Ich war immer schon der Strahlemann, der anderen gute Laune brachte. Ich sah alles mit anderen Augen. Fröhlicher, bunter.....Doch seit Paul....ich fühle mich alleine, einsam und irgendwie verletzt. Vielleicht auch etwas in meiner Eitelkeit verletzt, obwohl ich nicht wirklich eitel bin. Aber so wie Paul hat noch niemand meinem Charme widerstanden. Zumindest niemand, der mich an sich mag.

Vielleicht sollte ich heute Richard einfach zusagen, denn hingehen wollte ich ja sowieso. Ich brauche das heute für meine Stimmung. Und ob ich mit ihm zusammen gehe oder ihm dort über den Weg laufe, macht keinen Unterschied, er wird so oder so mit mir tanzen wollen. Auch wenn ich mit ziemlicher Sicherheit meine Augen schließen und Paul als meinen Tanzpartner auftauchen lassen werde.

"Okay, aber es läuft nichts, nur tanzen, hörst du, Richard? Du bist....."

"Ja, ich weiß ich bin nicht dein Typ und zudem noch der Vater deines Schülers....das Thema hatten wir schon mehr als einmal. Um neun an der Bar?"

Ich nicke es ab, steige in mein immer noch offenes Auto ein und fahre nach Hause.

Zwei Stunden später stehe ich dann frisch geduscht und nicht mehr ganz so müde wie nach Feierabend an der Bar und nippe an meinem gerade bestellten Bier, als Richard auf mich zukommt.

"Schön, dass du gekommen bist", begrüßt er mich mit einem Küsschen links und einem rechts auf der Wange und bestellt dann beim Barkeeper dasselbe wie ich. Als er sein Bier hat, suchen wir uns einen Stehtisch in der Nähe der Tanzfläche und ich lasse meinen Blick über die Menge im Raum streifen.

Es ist ganz schön voll heute, obwohl es noch sehr früh ist.

Ich nehme einen großen Schluck aus meinem Glas, stelle es dann ab. Dann gehe ein paar Schritte nach vorne auf die Tanzfläche und fange an zu tanzen.

Meine Augen schließen sich von ganz alleine, als ich beginne in den Rhythmus des Liedes zu fallen.

Zwei Minuten später spüre ich Hände, die sich an meine Hüfte legen und ein Körper, der sich an meinen Rücken anschmiegt.

Ich hoffe nur Richard behält seine Finger bei sich und belässt es nur beim Tanzen, denn sonst ist es das erste und letzte Mal, dass ich mit ihm herkomme. Zum Glück hält er sich an unsere Abmachung. Und so tanzen wir ein paar Lieder durch, als ich plötzlich am Handgelenk gepackt und regelrecht aus Richards Armen gerissen werde.

Was zum Teufel soll das denn? Mit festem Griff werde ich hinter jemandem her auf die Toilette gezogen.

Als ich sehe, um wen es sich handelt, bleibt mein Herz für ein paar Sekunden stehen, bevor es zuerst im Eiltempo los rast und dann ins Stolpern kommt. Schon werde ich gegen die Wand in meinem Rücken gepresst und hart geküsst.

Resort de la Pheya 14 - NeoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt