„Willkommen, meine Liebe! Du bist ja eine Süße!", und zack war Luna erdrückt ihn der Körpermasse der zwei Meter großen Lady. Mit so viel Herzlichkeit hatte selbst Luna nicht rechnen können, als die Tür aufschwang und mit einem lauten Knall gegen die Wand geprallt war. Luna hätte die Begrüßung gerne erwidert, jedoch hatte Scarlett einen sehr festen Druck, sodass sie keinen Laut heraus kam. Ein hilfesuchender Blick wanderte zu Robin und Ovina, die aber nicht viel dagegen unternehmen konnten. Kräftige Umarmungen waren zum bislang keine Straftat. Nachdem Scarlett Lunas Rippen gefühlt schon zerquetscht hatte und die Hexe darüber nachdachte, ob Umarmungen nicht doch zu einem Tatbestand hochgestuft werden sollten, ließ die riesige Frau von der zierlichen Luna ab, um sich dann ihren Begleitern zu widmen. Diese Begrüßungen triften mit derselben Überschwänglichkeit, nur blieb eine Rippenquetsche aus: Robin erhielt einen leichten Boxer gegen die Schulter, die er sich danach auffällig schmerzhaft rieb und Ovina bekam jeweils einen Kuss beide Wangen. Beide hingegen nahmen die Gesten humorvoll hin, während Luna nur völlig überrumpelt an Ort und Stelle erstarrt war.
„Nun aber genug der Begrüßung", lachte die Lady herzlich, „Ihr seid ja wegen etwas Wichtigerem hier." Genauso schnell wie sie aus ihrem Büro gekommen war, dreht sich Lady de Vere auf den Absatz um und lief wieder hinein, während sie mit einem kleinen Wink ihre Gäste aufforderte, ihr zu folgen. Ovina hackte sich bei der immer noch hoffnungslos überforderten Hexe ein und zog sie mit einem sanften Ruck über die Türschwelle. Robin zog dann als Letzter die Tür hinter ihnen ins Schloss.
„Also kommen wir gleich zum Punkt", mit einer geschmeidigen Handbewegung warf die Lady ihren langen, roten Locken in den Nacken und überschlug elegant die Beine auf ihrem Stuhl, wo sie bereits Platz genommen hatte. Nur mit einem Schlucken konnte die Hexe diese Szene kommentieren. Scarlett war noch viel schöner in echt, als sie schon auf den Fotos war, die Robin Luna auf dem Weg gezeigt hatte. Scarlett wies auf die Stühle vor sich: „Bitte setzt euch doch."
Das ließ sich Luna nicht zweimal sagen und plumpste dann auf einen der drei Stühle. Das erste Mal nun stellte sie fest, wie groß eigentlich alles in diesem Raum war. Der Raum an sich war schon riesig: Hohe Decken, viel Platz und bodentiefe Fenster. Aber nicht nur der Raum hatte Übergröße, alle Möbel waren auch mindestens eine Nummer größer als der Standard, den die Feuerhexe sonst kannte. Auf einmal fühlte sich Luna unglaublich winzig auf ihrem Platz und kauerte sich automatisch etwas mehr zusammen. Das einzige, was sie tröstete, war der Fact, dass Ovina und Robin nicht viel größer als sie wirkten.
„Da wir hier schon so schön sitzen: Wollt ihr vielleicht etwas zu trinken?", schlug Scarlett freudig vor, „Wir haben Kaffee, Tee, Limonade und natürlich auch etwas Alkoholisches, wenn ihr mögt." Letzteres zählte sie mit einem Zwinkern auf, woraufhin Luna nur schüchtern den Kopf schüttelte. Sie kam sich sowieso schon vor wie ein Reh vor der Flinte, da würde noch nicht mal Alkohol nicht viel helfen. Egal wie freundlich jemand sich bei einem Bewerbungsgespräch sich gegeben hatte, am Ende war es dann doch nichts. Wirklich etwas erhoffen tat sich Luna dabei nicht. Diese Unwohlheit wurde dadurch bestärkt, dass ihre große Liebe direkt neben ihr saß und das Angebot der Lady lächelnd entgegennahm. Ovina hatte sich für einen Tee entschieden, der ihr von Robin gebracht werden sollte. Dieser hatte sich nämlich prächtig bereits mit Scarlett über die Getränkeauswahl ausgetauscht und war nun auf dem Weg, ihnen etwas zur Erfrischung zu holen.
„Also, Luna", die in Gedanken versunkene Hexe schreckte hoch, als die Lady sie direkt adressierte und wippte vor plötzlichem Nervositätsanflug mit dem Fuß, „Ich darf dich Duzen oder möchtest du das lieber nicht?"
Nach einem verdutzten Innehalten antwortete sie dann hastig auf die Frage: „Doch! du darfst mich ruhig- äh - Ich meinte natürlich: Sie dürfen mich gerne duzen. Wenn Sie natürlich möchten!"
DU LIEST GERADE
Little witch Luna
FantasyIn einer Welt, wo unter den Menschen eine magische Gesellschaft exisitiert, versucht die junge Elementarhexe Luna sich zu behaupten und ein neues Leben aufzubauen. Nur gestaltet sich die Jobsuche schwieriger, als gedacht und die fehlende Kontrolle ü...