Die Haustür der dunklen Villa prallte schwungvoll gegen die Wand und brachte ein Regal mit viktorianischen Vasen ins Wanken.
„Wir sind da!", platzte Ovina aufgeregt mit Robin im Schlepptau in das Wohnzimmer. Louis sah skeptisch zu den Vasen, die bedrohlich auf dem Regalbrett wackelten. Seine Begeisterung über den energischen Besuch hielt sich offensichtlich in Grenzen.
Es war nicht mal eine halbe Stunde vergangen, nachdem Ovina angekündigt hatte, dass Robin und sie etwas entdeckt hatten, was dringend besprochen werden müsste. Nach einem kurzen Gespräch über Lunas Handy, wo Louis klargestellt hatte, dass Reparaturen seine Zeit und Sorgfalt brauchten, hatte Ovina sich letztlich kurzerhand selbst zu Louis eingeladen.
Mittlerweile war die Mondelfe bereits dabei Akten und Dokumente, die sie wohl aus dem Archiv mitgenommen hatte, auf dem kleinen Sofatisch in der Mitte des Raumes auszubreiten. Robin stand schweigend neben dem Sofa vor dem Tischchen und beobachtete gelassen, wie sich das Papier auf der hölzernen Tischplatte zu einem riesigen, instabilen Dokumentenberg aufstapelte. Louis beobachtete das Geschehen mit unterkühlter Miene: „Ein Treffen in einem Büroraum war wohl nicht möglich."
„Theoretisch wäre es möglich gewesen", antwortete Robin sachlich, „Scarlett muss jedoch anwesend sein. Du kannst die Reparatur selbstverständlich in meinem Büro fortsetzen, wenn dich ein bisschen Papier stört."
Feindselig starrte Louis den schiefen Aktenturm an, den Luna mittlerweile an einer Seite stützt, um einem Einsturz vorzubeugen, während Ovina fröhlich weitere Aktenmappen obendrauf legte.
„Ich habe verstanden", zischte Louis widerwillig und wandte sich ab, um die Katastrophe auf seinem Sofatisch auszublenden. Neugierig betrat Scarlett das Wohnzimmer. Sie trug inzwischen einen Schal um die Schultern, um das Loch in ihrem Rücken zu verbergen und betrachtete bewundernd das Gebirge an Papierkram, welches Ovina mit Dokumenten aus einem Stoffbeutel mit der Aufschrift „I love Metal" erweiterte. Scarletts und Lunas Blicke blieben beide an diesem Beutel hängen.
„Zum Protokoll: Es ist nicht meine Tasche. Frau Mahnzahl hatte keine andere zur Verfügung", erklärte Ovina hastig, die den Blicken zu der Tragetasche gefolgt war, „Sie möchte diese auch schnell wieder haben. Also die Tasche, nicht die Akten."
„Die Tasche hat sie euch freiwillig gegeben?", fragte Scarlett ungläubig und verwundert über die sichtlich plötzliche Güte einer Amtsdrachin. Robin zuckte mit den Schultern unberührt und zwinkerte Ovina zu: „Wir hatten überzeugende Argumente."
„Ein gemeinsames Abendessen", korrigierte Ovina platt, „Das war Robins Argument."
Daraufhin warf Robin ihr einen finsteren Blick zu, was Scarlett mit einem belustigten Lächeln quittierte. Anscheinend war die Einladung zu einem Date mit Frau Mahnzahl mehr ein Opfer seitens Robin als ein Argument. Luna hatte derweil die Akten aus ihrer Schieflage gerettet und sich erleichtert auf das Sofa gegenüber des Sofatisches gesetzt.
„Was habt ihr Wichtiges herausgefunden, was nicht warten kann?", stellte Luna nun die Frage an den Raum. Sie versteckte ihre zitternden Hände in dem Mantel, den sie von Scarlett bekommen hatte. Der Fakt, dass Robin und Ovina etwas herausgefunden haben könnten, dass so unglaublich dringend erschien, machte Luna nervös. Was war es, was die Beiden wussten?
Ovina grinste und Stolz blitzte in ihren grünen Augen: „Wir wissen jetzt, was dieser Hexenzirkel will."
„Oder genauer gesagt, was Cezis, ihr Hohepriester, will", ergänzte Robin Ovinas Aussage ernst. Scarletts leere Augenhöhlen weiteten sich in Begeisterung und wies ihnen aufgeregt, sich ebenfalls zu setzen: „Bitte erzählt. Das klingt nach einem wichtigen Fortschritt."
Ovina ließ sich neben der kleinen Hexe auf das Sofa fallen, während Scarlett und Robin auf dem gegenüberliegenden Sofa Platz nahmen. Der Aktenberg lag wie eine Wand zwischen ihnen auf dem Tisch.
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Little witch Luna
FantasyIn einer Welt, wo unter den Menschen eine magische Gesellschaft exisitiert, versucht die junge Elementarhexe Luna sich zu behaupten und ein neues Leben aufzubauen. Nur gestaltet sich die Jobsuche schwieriger, als gedacht und die fehlende Kontrolle ü...