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Eine Stunde später wussten wir mehr. Lance saß an einem Krankenbett, neben seinem Vater. Dieser war an unzählige, bunt leuchtende, Geräte geschlossen. Doch er atmete und mittlerweile hatte er auch die Augen aufgeschlagen.

Müde lächelte er seinen Sohn an und streichelte leicht seine Hand.

Reden konnte er gerade noch nicht. Doch wir wussten trotzdem, was passiert war. Kazumi hatte uns über alles Wichtige in Kenntnis gesetzt.

Lance' Vater war auf einem Spaziergang gewesen, als er von ein paar Halunken attackiert und zu Boden geschlagen worden war. Sie schienen Regierungsgegner zu sein, denn sie hatten ihn immer wieder als Auserwählten-Freund beleidigt. Eine Fußgängerin mit Hund hatte ihn wenig später gefunden. Warum die Halunken genau ihn und genau jetzt angegriffen hatten, blieb ein großes Fragezeichen.

Ich war sehr erleichtert, dass es Lance' Vater gut ging, doch während ich grübelte, begann ich, auf meiner Lippe herumzukauen. So ein Angriff hatte uns gerade noch gefehlt. Hatten wir nicht sonst schon genug Probleme?

Natürlich wusste ich, dass es Gegner gegen das System gab. Auch in den Reichen war man nicht immer einer Meinung mit dem, was unsere Königin für uns entschied. Außerdem kam noch dazu, dass Ade den Natesim jahrelang weisgemacht hat, die Auserwählten wären die Bösen und nun arbeiten wir mit ihnen zusammen.

Kazumi hatte noch immer große Mühe, ihr Volk an die Wahrheit glauben zu lassen. Zu viele Jahre hatte man ihnen Lügen aufgetischt, die sich schwer entkräften ließen.

Während Lance noch immer bei seinem Vater saß und ich ihnen eine kleine Auszeit gönnte, wanderte ich wieder ziellos im Schloss umher. Dieses Mal war ich bei den Zimmern der Auserwählten angekommen.

Wenn man den Gang entlang ging und dann die Wendeltreppe am Ende nach oben, kam man in den kleinen Turm, den Marie und Pia bewohnten. Hier, ein Stockwerk unter ihnen, fand man die Zimmer von Paul, Liam, Alice, Zane, Elisa und Finn.

Die sechs Auserwählten gingen waren alle ganz unterschiedliche Charaktere, die alle anders mit ihrer neuen Lebenssituation umgingen.

Alice flitzte mit immerwährender Energie durch die Säle und Gänge des Schlosses. Sie hatte bereits vor unserer Reise vor ein paar Wochen von den Natesim gewusst und prahlte damit immer vor den anderen. Doch diese nahm ihr das gar nicht böse. Sie hatte so eine fröhliche, quirlige Art, dass man sie nur lieben konnte.

Elisa war das komplette Gegenteil. Die Sechsjährige kam kaum aus ihrem Zimmer und trug immer einen leidenden Ausdruck auf ihrem Gesicht. Als wäre es ihr lieber, die Erde würde zugrunde gehen, sie aber dafür in Ruhe gelassen werden.

Doch ich konnte es ihr nicht verübeln. Mit sechs Jahren wäre ich auch lieber mit meinen Freunden auf dem Spielplatz als allein in einem riesigen Schloss.

Zane hing am liebsten mit Jian und Herrik ab. Da wir den letzten Part unserer Reise gemeinsam bestritten hatten, war ich zu so etwas wie einer großen Schwester für ihn geworden. Es war schön, dass meine Brüder ihn einfach in unsere kleine Runde mit aufgenommen hatten.

Paul und Liam verstanden sich ebenfalls super. Man sah sie nur gemeinsam, immer in ein Gespräch vertieft. Sie tuschelten und lachten.

Finn war seltsam. Manchmal sprach er gar nicht, am nächsten Tag redete er wie ein Wasserfall. Er lachte nur über seine eigenen Witze und sagte weder Hallo, Bitte, Danke noch Tschüss. Aber das war egal, ich mochte ihn trotzdem.

Gerade hatte ich mich dazu entschieden, hinauf zu den Zwillingen zu gehen. Pia war nun schon einen halben Tag hier. Der Besuch bei Lance' Vater hatte mich viele Stunden gekostet.

SOON - Das Ende von Sonne und Mond (III)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt