Prolog

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Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal genau, wo ich anfangen soll. Diese Geschichte ist viel zu verrückt. Und ich bin mir sicher, du wirst mir kein Wort glauben. Doch ich versichere dir, es ist genau so passiert.
Und es hat alles geändert.

Alles fing damit an, das ich in den sozialen Medien auf das sogenannte Reality Shifting gestoßen bin.
Und es faszinierte mich vom ersten Augenblick an.
Ich wollte daran glauben.
Ich wollte daran glauben, das ich eine Schülerin in Hogwarts sein könnte.
Das ich in Hawkins im Jahr 1986 leben könnte.
Das ich mit den Avengers Seite an Seite gegen Thanos antreten könnte.
Das ich mich gemeinsam mit Frodo und Sam zum Schicksalsberg aufmachen könnte.
Denn das würde bedeuten, das ich sein könnte, wer immer ich auch sein wollte.
Die Theorie des Shiftens besagt, das es unendlich viele Paralleluniversen gibt und wir unendlich oft existieren. In unendlich vielen Welten.
In Welten voller Magie, in Welten voller Monster.
Vielleicht auch einfach in einer Welt, in der wir glücklich sind.
Und das wir in all diese Welten tatsächlich shiften, wechseln, können.
Man shiftet, während man schläft.
Man erschafft einen Klon seiner selbst, der in der sogenannten Current Reality, der derzeitigen Realität, weiter existiert und sogar weiter funktioniert. Er meistert den Alltag während man selbst in seiner Desired Reality, der Wunschrealität, ein anderes Leben führt.
Und das bewusst.
Denn wer shiftet, weiß das er shiftet.
Um sich seine Desired Reality zu erschaffen, schreibt man ein Skript.
Ein Drehbuch, wenn man so will.
Man legt fest, wie alt man in der DR ist, wie man aussieht, wie man heißt, wie man lebt.
Wie viel Zeit in der CR vergeht, während man in seiner DR verweilt.
Man kann also festlegen, das in der DR zum Beispiel vier Tage vergehen, während es in der CR nur vier Stunden sind.
So könnte man ein ganzes Leben führen, während in der eigentlichen Realität gerade Mal ein Wimpernschlag vergangen ist.
Doch es birgt auch Risiken.
Denn anders als beim Luciden Träumen steuert man nicht, was passiert.
Es passiert einfach. Ohne das man darüber Kontrolle hat.
Es sei denn, man schreibt es in sein Skript.
Das bedeutet, das man, wenn man beispielsweise nach Hogwarts Shiften möchte, dabei die Gefahren dieser Welt berücksichtigen muss.
Denn es ist nicht ganz unwahrscheinlich, das man von einem Troll zertrampelt wird.
Nicht das man sterben könnte. Man würde einfach in seiner CR aufwachen.
Doch den Schmerz würde man fühlen, wenn man ihn nicht wegskriptet.
Deshalb ist es auch wichtig, das man jederzeit aus seiner DR erwachen kann. Dafür legt man ein Safeword fest.
Meines lautet Jumanji.
Ein Wort, das normalweise nicht in einer gewöhnlichen Konversation fällt.
Aber genug der Theorie.
Kommen wir zum interessanten Teil.
Der Praxis.
Wie fühlt sich Shiften an?
An dieser Stelle eine kleine Metapher.
Deine Zunge ist in der Lage, ein Gefühl zu beschreiben, ohne es je gefühlt zu haben.
Sieh dir ein beliebiges Objekt an. Den Tisch zum Beispiel. Oder die Lampe, die an der Decke hängt.
Und jetzt stell dir vor, wie es sich auf deiner Zunge anfühlen würde, würdest du daran lecken.
Erstaunlich, nicht wahr?
Dein Gehirn weiß, wie es sich anfühlen würde, ohne es je gefühlt zu haben.
Und genau so verhält es sich beim Shiften.
Du hast in deiner CR noch nie deinen Crush aus nächster Nähe gesehen und doch kannst du in deiner DR seinen Duft riechen.
Weißt, wie sich seine Haut anfühlt, wie es ist, deine Hände in seinen Haaren zu vergraben oder seinen Atem auf deiner Haut zu spüren.
All das ist Shiften.
Und ich wollte es so sehr.
Also lernte ich es.
Und das hat viel Geduld erfordert.
Denn möglicherweise benötigst du nur einen einzigen Versuch und du wachst in deiner DR auf, ich jedoch brauchte fast ein Jahr.
Ich hab alle Methoden ausprobiert, die es gibt.
Und es gibt viele.
Bis ich meine eigene Methode erfand.
Und dann passierte es.
Und ich war überwältigt.
Plötzlich führte ich zwei Leben.
Und während ich in dem einen leben wollte, musste ich es in dem anderen.
Was das mit mir gemacht hat, ist an diesem Punkt der Geschichte noch nicht relevant.
Relevant ist, das ich es Tag für Tag kaum erwarten konnte, mich in mein Bett zu legen um endlich in meiner Wunschrealität aufzuwachen.
Und ihr könnt euch nicht einmal vorstellen, wie schwierig es ist, einen Alltag zu führen, während man sich gedanklich in einen anderen wünscht.

Die DR, in die ich shiftete, ist keine Spektakuläre.
Jedenfalls nicht für dich.
Für mich jedoch schon.
Sie ist keine Welt, in der ich eine Superheldin oder Magierin bin.
Sie ist eine Welt, in der ich ich sein kann.
Anders als in meiner CR.
Der Hölle, in der ich leben muss.

Meine DR ist deshalb so besonders, weil es dort ihn gibt.
Caleb.
Der einzige Mensch, den ich einen Freund nenne.
Denn er ist der Einzige, der mich wirklich kennt.
Mein wahres Ich.
Und er mag mich, so wie ich bin.
Das gibt mir das Gefühl, nicht falsch zu sein.
Sondern genau richtig.

Doch in dieser Geschichte geht es nicht nur um Caleb.
Es geht darum, wie ich herausfand, das es tatsächlich Paralleluniversen gibt.
Nicht, weil ich shiftete. Sondern weil ich jemanden in meiner DR kennenlernte, der ebenfalls shiftete.
Und wie ich ihn versehentlich in meine CR einlud.
Und er nicht länger nur existiere, wenn ich schlief.
Sondern auch in meiner Realität.
Und das sorgte für ein solches Chaos, das ich nun hier sitze und es niederschreiben muss, damit die Wahrheit nicht verloren geht.
Die Wahrheit über die Unendlichkeit.
Und der Titel, den ich für diese unglaubliche Geschichte gewählt habe, lautet:

~A Shift to Infinity ~




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