"Geh Mal beiseite, Feuermelder!",sagte Caleb und versetzte mir einen leichten Stoß.
"Verzieh dich, Nerd! Ich bin noch nicht fertig",antwortete ich und stemmte mich gegen ihn.
"Du hast schon zwei Runden gespielt! Lass mich jetzt!",quengelte Caleb und ich verzog meinen Mund zu einem breiten Grinsen.
"Du führst dich auf wie ein Dreijähriger."
"Leck mich",erwiderte Caleb und hielt mir seinen Mittelfinger entgegen.
Amüsiert gab ich den Pacman Automaten frei und Caleb stürzte sich förmlich darauf.
Ich lehnte mich gegen den Automaten und schaute ihm eine Weile zu.
Dann ließ ich meinen Blick durch die Spielhalle gleiten.
Ich stutzte, als ich wieder diesen merkwürdigen Typen bemerkte, der gerade den Streetfighter Automaten in Beschlag nahm.
Er kam erst seit ein paar Tagen hier her, irgendetwas an ihm, ließ meine Alarmglocken schrillen.
Es war fast so, als würde er nicht hier her gehören.
Ich erstarrte, als er plötzlich seinen Blick hob und mich direkt ansah, als wüsste er, das ich ihn beobachtete.
Ein Schauer lief mir über den Rücken.
Er nickte mir kaum merklich zu und ich erwiderte, schwer schluckend, die Geste.
"Hey, Tida!",riss mich Caleb aus meinen Gedanken.
"Hast du das gesehen?! Das war ein Run! Bitte sag mir, dass du's gesehen hast!"
"Ich sehe nur, dass da Game Over steht, Loser!",erwiderte ich schmunzelnd.
"Ich bin dran!"
Caleb stöhnte enttäuscht auf und machte mir Platz.
Ich spielte noch ein paar Runden, kam aber nicht weit, da sich meine Gedanken um den Typen drehten und ich mich kaum auf das Spiel konzentrieren konnte.
Irgendwann gab ich genervt auf.
"Lass uns was essen gehen. Ich hab Hunger",sagte ich an Caleb gewandt.
Er nickte und rieb sich den Bauch, ehe er einen Arm um meine Schultern legte und mich mit sich zog.
"Pizza!",rief er und ich lachte.
"Schön, das wir uns einig sind",sagte ich.
"Nicht, das wir je etwas anderes als Pizza gegessen hätten",fügte ich hinzu.
Wir verließen die Spielhalle und ich spürte förmlich die Blicke des Fremden auf mir.
Es bereitete mir Unbehagen.
Was war es, das mich so an ihm störte? Wieso hatte ich das Gefühl, das er nicht hier her gehörte?"He, da ist dieser Typ schon wieder. Verfolgt der dich?"
Ich sah auf und folgte Calebs Blick.
Der Fremde saß ein paar Tische weiter, vor sich ein Glas Bier, und starrte zu uns herüber.
"Keine Ahnung wer das ist. Irgendwie gruselig, findest du nicht?"
"Ja und es gefällt mir nicht, wie er dich ansieht",sagte Caleb und ich lachte laut auf, ob seines, wohl als Warnung gedachten, zornigen Blickes in die Richtung des Fremden.
"Wem willst du denn damit bitte Angst machen? Den Welpen in der Tierhandlung nebenan?",fragte ich neckisch und Caleb schnaubte verächtlich.
"Er hat's schon verstanden",erwiderte er selbstsicher.
"Ganz sicher",antwortete ich und verkniff mir ein Lachen.
Doch tatsächlich erhob sich der Fremde in dieser Sekunde und verließ die Pizzaria, ohne sein Bier zu leeren.
Ich sah ihm nachdenklich nach.
"Echt merkwürdig",murmelte ich und beobachtete Caleb dabei, wie er sich ein Stück Pizza in den Mund schob.
"Vielleicht steht er auf dich", schmatzte er und ich verzog angewidert das Gesicht.
"Kannst du bitte erst kauen und dann reden? Ist ja ekelhaft!"
Caleb hob erneut seinen Mittelfinger, öffnete dabei seinen Mund und gewährte mir so einen Blick auf das halb gekaute Essen darin.
Ich machte ein Würgegeräusch und fingerte ein Ananasstück von meiner Pizza, warf Caleb damit ab.
"Uuäh!",machte er und ich beobachte amüsiert, wie er sich schüttelte.
"Jetzt bin ich kontaminiert",jammerte er.
"Verdient!",merkte ich an und reckte einen Zeigefinger in die Luft.
Caleb hasste Ananas. Besonders auf Pizza.
"Hast du den Typen schonmal gesehen?",wollte ich wissen, während ich meinerseits ein Stück von meiner Pizza abbiss.
Caleb schüttelte den Kopf.
"Ne, der muss neu in der Stadt sein",sagte er und ich runzelte die Stirn.
"Merkwürdig",wiederholte ich murmelnd.
"Aber ich schätze, wir werden ihn bald kennenlernen."
Fragend hob ich meine Augenbrauen.
"Na, so wie er dich ansieht, wird er dich sicher bald ansprechen, Feuermelder",sagte Caleb und ich schnalzte mit der Zunge.
"Ich werde nie angesprochen",sagte ich wahrheitsgemäß.
"Weil du einschüchternd wirkst!",erwiderte Caleb und gestikulierte dabei wild.
"Du wirkst wie jemand, der Leichen im Keller hat. Und das meine ich nicht metaphorisch!"
Ich kniff die Augen zusammen.
"Nicht so laut! Sonst hört uns noch jemand und ich werde nie als die größte Serienmörderin in die Geschichte eingehen!"
"Wirklich witzig,"meinte Caleb sarkastisch, lachte jedoch über meinen Witz.
"Aber jetzt Mal ernsthaft, Tida",sagte Caleb und lehnte sich ein Stück vor, "Der Typ wirkt irgendwie gefährlich. Du solltest dich vorsehen."
Ich legte ihn beschwichtigend eine Hand auf den Arm.
"Ganz ruhig, Tiger. Wir haben doch gerade geklärt, wer hier tatsächlich zum fürchten ist. Er sollte sich besser vorsehen. Ein Fass hab ich noch übrig",sagte ich verschwörerisch und Caleb verdrehte genervt die Augen.
"Mit dir kann man auch nicht einmal ein ernstes Gespräch führen!",beschwerte er sich und ich zuckte mit den Schultern.
"Das Leben ist schon ernst genug."Da Caleb nur zwei Häuser weiter neben der Pizzaria wohnte, machte ich mich allein auf den Nachauseweg.
Es dämmerte bereits und ich beschleunigte meine Schritte.
Nicht, das ich Grund gehabt hätte, Angst zu haben.
Hier war ich sicher.
Nichts konnte mir hier etwas anhaben.
Doch der Fremde hatte einen bitteren Nachgeschmack auf meiner Zunge hinterlassen und ich war nicht scharf darauf, ihm in der Dunkelheit zu begegnen.
Kurz überlegte ich, mein Safeword zu benutzen und zurück in meine CR zu kehren, doch darauf hatte ich noch weniger Lust.
Ich wurde lieber in meiner DR von einem grusligen Fremden verfolgt, als vorzeitig in meine CR zurückzukehren.
Erleichtert bog ich in meine Straße ein und zog nochmals das Tempo an, ehe ich vor der Tür meines Elternhauses zum stehen kam.
Ich warf einen letzten Blick über meine Schulter und betrat dann eilig mein zu Hause.
"Mum! Dad! Ich bin zu Hause!",rief ich und bekam als Antwort lediglich ein Grunzen aus dem Wohnzimmer.
Ich folgte dem Geräusch und blieb im Türrahmen stehen.
Mein Vater lag rücklings auf dem Sofa, die Hände auf dem Bauch gefaltet.
Lächelnd trat ich an ihn heran und legte mich auf seinen Bauch, so wie ich es als Kind immer getan hatte.
Nur, das ich heute viel zu groß dafür war und der Platz auf der Couch kaum für uns beide reichte.
Mein Vater legte seine Arme um mich und ich fühlte mich sofort geborgen.
"Wo ist Mum?",fragte ich und mein Vater grunzte erneut.
"Buchclub",antwortete er.
"Also betrinkt sie sich wieder mit ihren Freundinnen?",wollte ich amüsiert wissen und mein Vater schmunzelte.
"Wie war dein Tag, Schätzchen?",fragte er, ohne auf meine Bemerkung einzugehen.
"Lustig",erwiderte ich wahrheitsgemäß, "Caleb und ich waren in der Spielhalle und anschließend Pizza essen."
"Also alles wie immer",bemerkte mein Vater und ich verschwieg ihm die Begegnung mit dem Fremden.
"Jup, alles wie immer."*Wordcount 1151
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A Shift to Infinity
Science Fiction*Pausiert!* ~ "Du solltest nicht hier sein",flüsterte ich und Angst kroch in mir empor. "Du auch nicht",erwiderte er ruhig. "Das hier ist nicht deine Realität." Er machte einen Schritt auf mich zu, ich wich zurück. "Deine auch nicht." ~ ...er existi...