"Du musst sie fester zuziehen",sagte Bene streng und zerrte an meiner Schussweste, schnürrte sie enger.
"Sie darf nicht verrutschen",fügte er kühl hinzu.
Mir schlug das Herz bis zum Hals.
Ich hatte noch nie solche Angst verspürt.
Mein gesamter Körper befand sich im Ausnahmezustand.
Alles in mir schrie danach, zu fliehen.
Weg von hier.
Doch wohin?
Da Raus wollte ich nicht und da Rein konnte ich nicht, wenn ich nicht da Raus ging.
Ich steckte in der Klemme und hatte keinen Ausweg mehr.
Bene drückte mir ein Jagdgewehr in die Hände und schulterte seinen Rucksack.
Er pfiff durch zwei Finger und die Truppe, bestehend aus vier weiteren Gefährten, versammelte sich um ihn.
"Wir werden heute das Nobelviertel besuchen",sagte er gelassen.
"Dort werden wir uns die Villa am Ende der Sackgasse genauer ansehen. Sie ist verlassen, doch die Alarmanlage ist noch aktiv. Fred hat mir erklärt, wie man sie ausschaltet. Da das Haus, im Gegensatz zu den anderen, scheinbar über einen Generator verfügt, ist das unser erster Anlaufpunkt. Wir brauchen diesen Generator! Deshalb fahren wir auch mit dem Truck",er blickte warnend in die Runde, "Damit sind wir zwar schneller, aber auch auffälliger. Stellt euch also auf Komplikationen ein!"
Ich schluckte schwer.
Seit die Welt aus den Fugen geraten war, hatte ich nicht mehr die sicheren Betonwände des Bunkers verlassen.
Mit war schlecht und schwindelig und kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn.
Das Bene mich tatsächlich zwang, in die Außenwelt zu gehen, machte mich wütend.
Und fassungslos zugleich.
Bene öffnete die Hecktüren des kleinen Trucks und ich stieg mit zitternden Knien ein.
Die anderen taten es mir gleich und Bene schloss die Türen hinter uns, ehe er sich hinter das Lenkrad setzte.
Und ich fühlte mich wie Vieh auf dem Weg zur Schlachtbank.Bene stoppte den Truck abrupt.
Wir waren noch nicht lange unterwegs und konnten unser Ziel unmöglich schon erreicht haben.
Der Truck war Fensterlos, weshalb ich nicht den Grund ausmachen konnte, wegen dem wir hielten.
Nervös sah ich in die Runde.
Die anderen wirkten angespannt.
Das machte mich nur noch nervöser.
Ich umklammerte das Jagdgewehr und lauschte.
Doch ich hörte nur mein Blut in meinen Ohren rauschen.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Hände waren schweißnass.
Plötzlich wurden die Hecktüren aufgerissen und alle hoben augenblicklich ihre Waffen.
Mit zitternden Händen tat ich es ihnen gleich.
Bene bedeutete uns die Waffen sinken zu lassen.
"Vor uns ist eine Blockade. Wir kommen mit dem Truck nicht durch",sagte er und deutete auf die Sackkarre, die auf der Ladefläche befestigt war.
"Nehmt das Ding mit. Wir gehen zu Fuß weiter."
Auf wackeligen Beinen stieg ich aus dem Truck.
Es war inzwischen dunkel und die Schwärze der Nacht verschluckte jeden Funken Licht.
Seit der Strom nicht mehr funktionierte, waren die Nächte tiefschwarz und undurchdringlich.
"Keine Taschenlampen!", ermahnte uns Bene.
"Wer auch immer die Blockade errichtet hat, wird nicht weit sein. Bleibt dicht beieinander. Keine Alleingänge! Ist das klar?!"
Wir nickten und folgten Bene.
Wir machten einen Bogen um die Blockade und bahnten uns einen Weg durch das Gestrüpp am Straßenrand.
Plötzlich blieb Bene stehen.
"Runter!",zischte er und wir gehorchten.
Er legte sich einen Finger auf die Lippen und deutete auf eine Gruppe Jugendlicher, die um ein kleines Lagerfeuer herum saßen.
Sie waren allesamt bewaffnet und sahen mehr als verwahrlost aus.
Das konnte bedeuten, dass sie obdachlos, verzweifelt und somit gefährlich waren.
Meine Kehle schnürte sich zu.
Bene bedeutete uns mit einer Handbewegung, ihm zu folgen.
Wir schlichen tiefer in das Gestrüpp und ein Ast schnitt mir schmerzhaft in die Wange.
Ich spürte warmes Blut, das aus der Wunde austrat und mein Kinn hinab tropfte.
Ich ignorierte den Schmerz und versuchte, die anderen nicht aus den Augen zu verlieren.
Es war so finster, das ich nicht einmal die Hand vor Augen sah.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir einen Feldweg, der über einen Kinderspielplatz in eine Siedlung führte.
"Ihr müsst schnell sein. Auf dem Spielplatz haben wir keinerlei Deckung. Seid so leise wie möglich, aber bleibt nicht zurück!",wies uns Bene an und preschte vor.
Geduckt liefen wir über den Spielplatz und ich wäre am liebsten losgerannt.
Das Adrenalin ließ meine Finger Kribbeln und meine Kehle fühlte sich staubtrocken an.
Erleichtert atmete ich aus, als wir die Siedlung erreichten und die Häuser uns Schutz vor Blicken boten.
Bene schlug einen Haken und lief in einen der verwahrlosten Gärten.
Wir stiegen über Zäune und schlugen uns durch hüfthohes Gras, ehe wir unser Ziel erreichten.
Die verlassene Villa ragte vor uns empor, wie ein Ungeheuer.
Sie lag im Dunkeln, doch als Bene das Gartentor erreichte, sprang ein Bewegungsmelder an und erhellte schneidend die Nacht.
"Shit!",fluchte Bene leise und wir wichen erschrocken dem Lichtkegel aus.
Ich hielt die Luft an, während wir warteten, ob uns jemand bemerkt hatte.
Als sich nichts tat und das Licht erlosch, atmete ich erleichtert aus.
Die Gruppe war durch den Lichtkegel getrennt worden und eine Taschenlampe leuchtete kurz auf.
Dann erneut.
Dreimal schnell hintereinander.
Irritiert legte ich meine Stirn in Falten.
"Los!",flüsterte einer der Gefährten, ich glaubte mich zu erinnern, das sein Name Erin war, und zog mich mit sich.
Er warf eine Plane über den hohen Zaun, die sich auf den Stacheldraht legte.
Dann kletterte er am Zaun hoch und stieg hinüber.
Mit klopfendem Herzen folgte ich ihm.
Unbeholfen kletterte ich über den Zaun und schlug auf der anderen Seite unsanft auf dem Boden auf, als ich das Gleichgewicht verlor und fiel.
"Au!",entfuhr es mir und ich rieb mir das schmerzende Steißbein.
Erin zog mich unsanft auf die Beine und stieß mich vorwärts.
"Weiter!",zischte er und ich setzte mich mechanisch in Bewegung.
Ich presste mich an die Hauswand und Erin positionierte sich vor mir.
Langsam schob er sich an der Wand entlang.
Dann blieb er stehen und deutete auf einen Bewegungsmelder über der Terrassentür.
Ein Ploppen ertönte und der Bewegungsmelder wurde in seine Einzelteile zerlegt.
Bene hatte mit der Glock darauf geschossen.
Die einzige Waffe, die einen Schalldämpfer besaß.
Und für die wir verschwindend wenig Munition hatten.
Das wusste ich, weil ich oft für die Inventur im Bunker eingeteilt wurde.
Bene trug die Glock immer bei sich.
Vermutlich wollte er so den Bewohnern des Bunkers Respekt einflößen.
Was ihm allerdings auch ohne Waffe gelang.
Bene preschte zur Tür vor und drückte sein Gesicht an die Scheibe.
Ein kaum erkennbares rotes Blinken blitzte im Innern auf.
Die Alarmanlage.
"Jetzt muss es schnell gehen",sagte Bene leise.
"Wartet hier, bis ich euch hole! Wenn die Alarmanlage losgehen sollte, rennt ihr! Habt ihr das verstanden?!"
Wir nickten alle und ich schluckte schwer.
Ich erschrak, als ich im Augenwinkel eine Bewegung im Inneren des Hauses warnahm.
Doch ich konnte nichts erkennen.
Vermutlich hatte meine Angst mir einen Streich gespielt.*Wordcount 1126
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A Shift to Infinity
Science Fiction*Pausiert!* ~ "Du solltest nicht hier sein",flüsterte ich und Angst kroch in mir empor. "Du auch nicht",erwiderte er ruhig. "Das hier ist nicht deine Realität." Er machte einen Schritt auf mich zu, ich wich zurück. "Deine auch nicht." ~ ...er existi...