,,Darf ich mich setzen?"
Es gibt wenige Momente, in denen der junge Mann überrascht wird. Das kann er sich allein wegen seiner Tätigkeit gar nicht leisten. Seine Aufträge erfordern ein großes Maß an Aufmerksamkeit, Präzision und Diskretion, denn ein begangener Fehler würde noch auf Familienfeiern ausdiskutiert werden. Doch entgegen aller Wahrscheinlichkeit hat es jemand geschafft, ihn dermaßen zu erschrecken, dass es ihm die Sprache verschlägt, nachdem ein heftiges Zucken durch seinen Körper gewandert ist.
,,Oh Gott, ich wollte Sie nicht erschrecken! Es tut mir leid... Sie saßen hier allein und das ist die einzige Bank in der Nähe... ich wollte mich nur kurz hinsetzen und den Schuh zu machen... ich... ich bin sofort wieder weg."
Noch immer sprachlos wandern seine Augen über die junge Frau, die sich soeben auf das andere Ende der Bank gesetzt hat. Umgehend hat sie sich zu ihrem offenen Schuh gebückt und beginnt damit, die Schleife zu erneuern. Sie hat dunkelbraunes Haar, das eingeflochten als zwei Zöpfe über ihren Kopf, bis zu den Schultern reicht. Sie trägt eine schwarze Leggins, ein schwarzes Langarmoberteil und eine offene weiße Sportjacke. Auffällig sind allerdings die roten Laufschuhe, deren Farbe ihn an die Textmarker erinnert, die seine Zwillingsschwester früher gerne benutzt hat. Er hat Roxan nie verstehen können, was an dieser Farbe besonders ist, aber in diesem Fall ist diese Farbe allerdings sehr schön.
,,Ich möchte mich nochmals für den Schrecken entschuldigen, das war nicht meine Absicht."
,,Mach dir keine Sorgen. Es ist doch nichts Schlimmes geschehen."
Der Blick ihrer braunen Augen ruht auf seinem Gesicht, während sie ihm ihre Hand reicht. Er nutzt diese Gelegenheit und führt ihre Hand an seine Lippen, ohne genau zu wissen, woher dieser Impuls wohl gekommen sein mag. Die junge Frau errötet, dann schenkt sie ihm nochmal ein schüchternes Lächeln, ehe sie ihre Kopfhörer wieder richtet, die er bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht gesehen hatte. Er schaut ihr nach, während sie sich im Laufschritt immer weiter von der Bank und ihm entfernt. Nur am Rande nimmt er sein Handy wahr, das in seiner Hosentasche zu vibrieren begonnen hat. Der junge Mann wartet noch, bis ihre Figur ganz hinter der nahestehenden Baumreihe verschwunden ist, dann zieht er das Gerät aus der Hosentasche. Ohne einen Blick auf das Display zu werfen, nimmt er das Gespräch an.
,,Rojan Bloe am Apparat, was kann ich tun?"
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Familienorganisation:
Rayan, sieht
Rojan, stiehlt
Roxan, spieltund die ganze Familie Bloe siegt, immer
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Opal, ist überraschend ehrlich