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,,Wenn ich gewusst hätte, dass wir einen Spaziergang entlang des Flusses machen, nachdem wir in einem so noblen Restaurant essen gehen, hätte ich Soph geschrieben, dass sie mir bessere Kleidung bringt."

,,Was meinst du damit?"

,,Nachdem du weg warst, habe ich meiner Mitbewohnerin geschrieben, dass sie mir Sachen vorbeibringen muss. Und wenn ich gewusst hätte, dass wir eben soetwas machen, dann wäre ich gerne anders gekleidet gewesen."

Ich bleibe stehen, um ihr in die Augen zu schauen.

,,Fühlst du dich gerade etwa unwohl?"

,,Nein, eigentlich nicht wirklich. Du gibst mir das Gefühl, das würde ich alles richtig machen, aber ich trage eine schlichte Bluse und eine ausgewaschene Jeans. Du trägst eine dieser teuren Stoffhosen und ein Hemd und bewegst dich hier wie ganz selbstverständlich, fast als würde dir das Hotel, in dem wir gerade für das Essen waren, gehören."

Meine Mundwinkel zucken kurz, immerhin trifft sie den Nagel damit auf den Kopf. Diese Hotelkette gehört mir, jedenfalls ein Drittel davon. Das würde Opal allerdings in diesem Augenblick noch mehr verunsichern. Vorsichtig ergreife ich ihre Hände, die sie in den Taschen ihrer Strickjacke vergraben hat.

,,Ich finde, dass du wunderbar dahin gepasst hast und ich mag auch dein Outfit. Das habe ich dir doch bereits gesagt, als ich dich eingesammelt habe."

,,Ich habe einfach nicht gedacht, dass wir soetwas machen würden."

Sie wendet den Blick von mir ab, belässt ihre Hände aber in meinen. Vorsichtig verschränke ich unsere Finger, was sie ohne Wiederstand sofort zulässt.

,,Was hast du denn gedacht, was wir heute machen würden?"

,,Ich dachte, dass wir vielleicht zu dir gehen, oder zu mir, dort kochen und einen gemütlichen Abend verbringen."

,,Dann sollte ich wohl etwas klarstellen."

Erwartungsvoll liegen ihre Augen nach meinen Worten doch wieder auf mir. Ich glaube, sogar eine leichte Spur von Angst in ihrem Blick zu erkennen. Ein Jogger kommt an uns vorbei, als er weit genug weg ist, hole ich tief Luft und bete, dass sie mich verstehen wird.

,,Wenn ich mit dir ausgehe, dann nehme ich dich mit in die Öffentlichkeit. Ich will mit dir gesehen werden, weil es mir ernst mit dir ist. Ich will dich nicht verstecken, oder wie eine heimliche Geliebte behandeln, wenn du ein Teil von meinem Alltag werden sollst. Es stimmt, dass ich Geld habe, aber mir ist egal, wohin wir gehen, oder was wir machen, solange du dabei bist und du glücklich bist. Ich möchte dich weiter kennenlernen und es tut mir leid, falls ich durch meine Gewohnheiten etwas falsch gemacht habe. Wenn wir in Zukunft etwas unternehmen, dann sprechen wir uns ab, okay?"

Während ich gesprochen habe, habe ich meinen Blick starr auf ihr Gesicht gerichtet und nun rast mein Herz, während ich auf ihre Reaktion warte. Sie schaut mich an, sagt aber nichts. War ich zu schnell? Hat mich mal wieder meine Ungeduld in eine missliche Lage gebracht? Als sie ihre Hände aus meinen löst, wächst meine Verunsicherung ins Unermessliche. Ich will schon einen Rettungsversuch starten, als sie ihre Arme um meine Hüfte schlingt und sich an mich drückt.

,,Es würde mich sehr freuen, wenn wir uns nochmal treffen, Rojan."

RojanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt