,,Darf ich dich etwas fragen?"
,,Aber klar doch."
Opal schließt den Reißverschluss ihres Stiefels, dann richtet sie sich mit einem neugierigen Ausdruck auf. Wir waren eigentlich gerade dabei, uns auf den Weg ins Kino zu machen und eigentlich wollte ich mir die Sache nochmal gut überlegen, aber dann ist es nun doch aus mir herausgeplatzt. Eigentlich habe ich die letzten Tage auch schon lange genug darüber nachgedacht, trotzdem bin ich nun so nervös, dass ich mich leicht gegen die Kommode lehnen muss.
,,Würdest du mich zu einem Spendenkonzert begleiten, ganz offiziell?"
Obwohl ich weiß, dass ich den Abend über meine Fingerfertigkeiten anders ausnutzen muss, als ich gerne würde, kann ich mir nicht vorstellen, ohne sie dort zu erscheinen. Zwar habe ich Roxan vor ein paar Tagen im Vertrauen darum gebeten, auf Opal ein Auge zu haben, aber das werde ich auch selbst machen können. Außerdem wird uns diese Veranstaltung wahrscheinlich schon auf normalem Wege so viel Geld in die Kassen spülen, dass es ausreichen wird, wenn ich nach dem offiziellen Teil meine Runden drehe und in die Taschen schaue, die geschlossen gehalten werden. Jedenfalls wäre das mein Plan, wenn sie dem zustimmt.
,,Was meinst du mit ganz offiziell?"
,,Nun, dort wären ein paar wichtige Leute, Politiker, Firmenchefs, der Typ mit der Automesse und auch etwas Presse vertreten. Wenn du mich begleitest, kommst du als meine Freundin. Ich weiß, dass das schnell geht, aber es würde mich freuen, wenn du dabei wärst."
,,Wieso bist du auf der Veranstaltung?"
Da das keine direkte Absage ist, keimt Hoffnung in mir auf. Wäre sie etwa wirklich dazu bereit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren? Als meine Freundin?
,,Wir geben jährlich ein Winterfest in einem unserer Hotels. Dabei werden Spenden gesammelt und ein paar Sänger treten zur Unterhaltung auf. Das ist Werbung für uns und eine gute Sache in einem."
,,In einem eurer Hotels? Was soll das heißen? Gehört dir das Hotel etwa wirklich, in dem wir unser erstes Date hatten?!"
Ihre Stimme klingt eine Spur höher als gewöhnlich und sie hat ihre Augen aufgerissen. Etwas unsicher nicke ich. Wer weiß, was nun passieren wird. Es ist immer heikel, wenn Personen mitbekommen, wie viel Geld meine Geschwister und ich über die Jahre angehäuft haben. Ich habe Opal gegenüber zwar von Beginn an, angedeutet dass ich über Geld verfüge, mein Wagen und auch meine Wohnung zeugen davon, aber wahrscheinlich macht sie sich nun ein konkreteres Bild davon, wie viel finanzielle Mittel es tatsächlich sind. Gespannt versuche ich irgendetwas aus ihrer Mimik abzulesen, aber sie steht augenscheinlich ganz ruhig in meinem Flur nahe der Tür. Ich weiß nur nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen sein soll. Warum sagt sie denn auch nichts? Vielleicht war ich wirklich zu schnell...
,,Ich würde dich sehr gerne begleiten."
,,Bist du wirklich damit einverstanden, wenn ich dich ganz offiziell meine Freundin nenne?"
,,Es würde mich sehr freuen, wirklich."
Ihre Hände zittern leicht, als sie diese an meine Wangen legt. Ich kann kaum atmen vor lauter Freude über diese Antwort. Ich lehne meine Stirn gegen ihre, bevor sich ein sehr breites Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet. Diese Geste spiegelt sich auf ihrem Gesicht wieder, dann stellt sich die junge Frau auf ihre Zehenspitzen und zieht mein Gesicht mit ihren Händen zu sich herunter.