,,Ich kann es nicht glauben, dass das wirklich passiert. Ich kann es nicht glauben, wirklich. Ist das ein Traum?"
,,Soll ich dich kneifen?"
,,Ich bitte drum."
Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie das ernst gemeint hat, aber dann streckt sie mir ihren Arm hin und schaut mich abwartend an. Noch etwas unsicher, ob sie mich nicht in der nächsten Sekunde auslachen wird, strecke ich meine Hand aus und kneife sie, wenn auch möglichst leicht, in den Arm. Sie verzieht ihr Gesicht ganz minimal, danach beginnen ihre Augen noch mehr zu funkeln, als sie andächtig mit den Fingern über das Amaturenbrett fährt, dann zum Schaltknüppel und den restlichen Hilfsmitteln gelangt. Ihr Mund steht dabei leicht offen, während es ihr offenbar wirklich die Sprache verschlagen hat. Da ihre Schicht noch lange dauert, musste ich sie schon dazu überreden, sich hineinzusetzen, aber allein für diesen Anblick hat es sich gelohnt.
,,Das ist wirklich unglaublich. Vielen Dank dir, Rojan. Das versüßt meinen ganzen Tag, ach Quatsch, eher den ganzen Monat."
Sie schenkt mir ein breites Lächeln, das eine kleine Zahnlücke zwischen ihren oberen Schneidezähnen entblößt. Ich bemerke, wie sich auch meine Mundwinkel automatisch heben. Sie verhält sich auch einfach nur niedlich, wobei ich ihre Begeisterung für teure Autos eindeutig teile und die Freude eigentlich nachvollziehen können müsste. Allerdings saß ich nie derart ergriffen in einem solchen Gefährt. Ihre Finger legen sich leicht vom Beifahrersitz aus auf das Lenkrad. Sie fährt mit der Hand über das Firmensymbol auf der Mitte, dann zieht sie sich wieder zurück. Wahrscheinlich möchte sie aussteigen und zurück an ihren Arbeitsplatz gehen, den sie auch nur nach kurzem Wiederstand verlassen wollte. Doch bevor sie die Tür öffnen kann, starte ich den Motor, was sie regelrecht gefrieren lässt, ehe sie sich wieder zu mir dreht.
,,Hör dir dieses Geräusch an, das ist einfach perfekt."
,,Möchtest du eine Runde drehen?"
,,Du weißt doch, dass ich hier nicht weg kann. Ich hab den Thresen schon zu lange allein gelassen, ich muss zurück."
Sie hat die Tür bereits einen Spalt weit geöffnet, als ich sie an der Schulter zurückziehen kann.
,,Ich fahre hier eine Runde. Es wird keine zwei Minuten dauern, dann kannst du zurück. Es wäre doch aber schade, wenn du ohne dieses Erlebnis zurückkehrst."
Bevor sie etwas antworten kann, habe ich den ersten Gang eingelegt und den Wagen ins Rollen gebracht. Geschickt drehe ich eine Runde um die Zapfsäulen und fahre eine zweite Runde Slalom, dann halte ich genau vor der Tür des Tankstellengebäudes. Die ganze Zeit über hat Opal keinen Ton von sich gegeben und auch jetzt ist sie regungslos. Ich will sie schon fragen, ob alles in Ordnung ist oder ob ich etwas falsch gemacht habe, da ist sie mir erneut um den Hals gefallen.
,,Damit hast du mir einen meiner größten Träume erfüllt, das werde ich dir nie vergessen."
Sie haucht mir ein leises 'Danke' ins Ohr, dann ist sie flink ausgestiegen und zu ihrer Arbeit zurückgekehrt. Ich spiele noch mit dem Gedanken, ihr zu folgen, als mich ein Hupen dazu auffordert, die Einfahrt nicht weiter zu blockieren.