5. Vier Uhr Morgens

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Jungkook kann seinen Augen nicht trauen, als er mit zusammengezogenen Augenbrauen auf den Störenfried blickt. Plötzlich fühlen sich alle, aber auch keiner, angesprochen, denn alle entfernen sich von Taehyung, der nun in der Mitte eines riesengroßen, leeren Kreises steht.

Alle nehmen sich außen vor, außer Taehyung, der blickt standfest und mit ernsthaften Gesichtszügen hoch zur Bühne.

Sein Puls schießt unmittelbar in die Höhe, brutal schnell klopft sein Herz gegen die Brust und das Atmen fällt ihm plötzlich schwer, aber trotzdem knickt er nicht unter Jungkooks angsteinflößenden Augen ein.

"Es reicht doch endlich mal! Diese Frau ist bereits tot, wieso musst du noch einen drauflegen?!", schreit Taehyung und alle ziehen scharf die Luft ein.

Wie kann er es wagen, den König mit "du" anzusprechen und vor allem zu widersprechen?

"Komm zu dir, Jungkook!"

Der sonst so emotionslose und unnahbare König steht wie eingefroren da, er glaubt zu träumen, so surreal wirkt der Moment auf ihn.

In der Menschenmenge steht kein anderer als sein bester Freund und heimliche Liebe.

Er hat keinen blassen Schimmer wie er nun reagieren soll.

Lieber Umbringen?

Oder ein Gespräch aufsuchen?

Die vernünftige Seite an dem Jüngsten sagt ihm, abzuhauen und zurück in die heutige Realität zu gehen.
Nur blöd, dass Taehyung genau denselben Gedanken hat.

🎭🎭🎭

Jetzt kann Jungkook nicht mehr flüchten. Taehyung will jetzt sofort mit ihm reden, es ist ihm jetzt absolut egal, dass es gerade vier Uhr morgens ist.

Taehyung platzt, ohne zu klopfen, in Jungkooks Zimmer und schnauft laut auf, als er den Jüngeren schlafend im Bett vorfindet. "Mach die Augen auf, Jungkook! Du schläfst nicht."

Keine Regung.
"Jeon!", ruft er laut und zieht die Decke weg. Hätte er das lieber nicht gemacht, denn der Jüngere trägt nicht mehr als eine dünne, enganliegende Unterhose, die eine deutliche Rundung in der Mitte abzeichnet.

Mit hochrotem Kopf wirft er wieder die Decke auf den ruhigen Körper. Aber auf einmal bewegt sich Jungkook im Bett und gähnt müde auf.

"Hm? Taehyung? Wie spät ist es? Lass mich schlafen...", murmelt er verschlafen.

Schauspielern konnte er schon immer gut, denkt sich Taehyung und fällt erst gar nicht auf diese unverschämte Masche rein.

"Hör auf mit deinen blöden Spielchen und sag mir lieber, wieso du das tust!"

Jungkook verzieht das Gesicht und setzt sich auf. "Blöde Spielchen? Wovon redest du überhaupt?" Bewusst weicht Jungkook die Blicke seines Freundes aus, wirft eher einen Blick auf die Uhr. "Vier Uhr morgens... bist du verrückt? Was willst du um diese unmenschliche Zeit von mir?"

"Der einzige, der unmenschlich ist, bist du! Also lass das, Jeon. Du hast nicht geschlafen, das wissen wir beide ganz genau.", knurrt Taehyung ungeduldig.

"Doch klar hab ich geschlafen. Hast du was intus, Hyung?"

"Sieh mir in die Augen und sag mir das nochmal, Jungkook." Jungkook schluckt, seine Pupillen huschen im ganzen Raum umher, aber Taehyung weicht er gezielt aus. "Jungkook!", schreit Taehyung und ist kurz vor dem Platzen. "Muss ich dir alles aus der Nase ziehen?!"

"Wieso hast du diese Frau getötet?! So... so... so weh getan?! Sag es mir endlich! Was soll dieser ganze Wahnsinn?!" Ihm ist egal, ob er mit dieser Lautstärke die anderen wecken könnte. Er möchte endlich Klarheit in diesem Gefühlschaos.

"Du verstehst das sowieso nicht, also lass mich in Ruhe.", Jungkook dreht dem Älteren den Rücken zu und schließt die Augen. Schlaf könnte er echt mal wieder gut gebrauchen.

"Dann erkläre es mir doch. Rede endlich mit mir, Jungkook. Ich möchte dich verstehen, wieso du Unschuldige so leiden lässt.", spricht Taehyung nun ruhiger und durchfährt die seidenweichen Haare des anderen.

"Ich will nichts erklären. Wenn du damit nicht klar kommst, dann erscheine einfach nicht mehr. Wäre sowieso besser, denn die ganze Stadt kennt dich nun. Ich bin quasi gezwungen, dich zu töten."

Taehyung schüttelt den Kopf, er verspürt Wehmut.

"Nein, du kannst mich dazu nutzen, ein besserer König zu werden, Kookie..."

"Hör auf mit dem Mist. Ich bin ein guter König. Ich erledige alles Böse."

Ein sarkastisches Auflachen kann sich Taehyung nicht mehr zurück halten. "Du entfernst alles Böse, ja? Du wolltest meine Schwester umbringen, weil sie in dich hineingelaufen ist. Du hast meinen kleinen Bruder den Kopf abgeschlagen, weil er sich für Raeji eingesetzt hat. Was nennst du daran Böse?!"

Taehyung ballt seine Hände zu Fäusten.

Jungkook bleibt stumm, er wusste nicht, dass Taehyung von all dem Bescheid weiß.
Da fragt er sich ernsthaft, wie lange Taehyung ihn schon durchschaut hat.

Plötzlich verspürt der Junge ein mulmiges Gefühl, er fühlt sich ertappt, untergeben und ausgeliefert. Taehyung könnte nun alles mit ihm machen. Ein Gefühl, was Jungkook nicht kennt.

"... Raeji ist deine Schwester...?", fragt er stattdessen leise und das schlechte Gewissen wird größer, als Taehyung mit einem leisen "Ja" antwortet.

"Du hast sie bis aufs Blut traumatisiert. Sie gibt sich selbst die Schuld an dem Tod unseres Bruders. Herzlichen Glückwunsch, Jungkook oder warte, sollte ich mich nicht eher dafür bedanken?", spöttisch lacht Taehyung auf, aber Jungkook bleibt erneut stumm.

Er weiß nicht, was er dazu sagen soll.

Er verspürt zum ersten Mal seit so langer Zeit wieder Angst - etwas, was der Jüngere aus seinem Leben verbandt hat.

"...Es tut mir leid, Tae Hyung..."

🎭🎭🎭

𝐓𝐖𝐎 𝐖𝐎𝐑𝐋𝐃'𝐒 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt