6. Dickköpfigkeit

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Taehyung atmet tief durch. Am liebsten möchte er ihn fragen, was genau ihm leid tut, aber dafür ist er selbst zu erschöpft, zu müde und zu schwach.

Die vielen Ereignisse der vergangenen Stunden setzen ihn sehr zu.

"Bitte töte nicht mehr, Jungkook. Das bringt doch nichts.", bittet er liebevoll und fährt mit den Fingerspitzen die tiefschwarzen Haare aus dem Gesicht des Königs.

"Was bringt nichts?", murmelt Jungkook ausgelaugt und schmiegt sich unbewusst an die warme Hand. Ein lang vergessenes Gefühl von Wärme breitet sich in seinem Körper aus.

Durch die zarte Berührung fühlt sich Jungkook sofort wohl und endlich im Paradies angekommen. Wieder einmal wird im traurigerweise bewusst wie sehr er seinen besten Freund liebt. Wie stark er Taehyung in seiner Nähe braucht, um nicht komplett durchzudrehen.

"Mit deinen... Bestrafungen wirst du nicht das Böse aufhalten können."

"Aber so passieren weniger Überfälle oder andere Gewalttaten. Ich muss doch hart durchgreifen?"

Taehyung seufzt, denn er kann nicht fassen wie verblendet Jungkook doch ist. "Hast du jemals hinter die Türen geguckt?" Er guckt ihn ernst an.

"In den Familien passieren regelmäßige gewalttätige Übergriffe, Frauen und Kinder werden misshandelt, gar vergewaltigt, zu Arbeit gezwungen, die viele gar nicht standhalten können. Nennst du das friedlich?"

"Wie-", stottert Jungkook fassungslos. Das hat er noch nie gehört. Vergewaltigungen und Gewalt in Haushalten?

Taehyung nickt traurig. "Es ist wahr. Im Verborgenen verläuft nichts, wie du es dir vorstellst. Das Böse ist größer denn je."

"Aber wieso denn?!", überrumpelt setzt Jungkook sich auf, strampelt die Decke mit seinen Beinen weg und blickt bestürzt seinen besten Freund an. "Was mache ich falsch, dass noch immer solche Gewalttaten passieren?! Muss ich sie noch mehr bestrafen?!"

Schnell schüttelt Taehyung den Kopf und legt die Hände auf Jungkooks Brust, um ihn vor überstürzten Handlungen zu bewahren. "Nein, im Gegenteil. Du darfst sie nicht mehr bestrafen."

Jungkook versteht die Welt nicht mehr. Die Leute müssen doch für ihre Fehler büßen, um lernen zu können. Ohne Strafen tanzt ihm doch das Volk auf der Nase herum.

"Hör mir gut zu, Jungkook.", langsam wandern die langen Finger über die gezeichnete Brust, hoch zu dem markanten Schlüsselbein und verfestigen sich in den kräftigen Schultern.

"Die Bewohner denken, wenn du so hart durchgreifen darfst, dürfen sie das auch. Verstehst du?"

Unmittelbar schüttelt Jungkook den Kopf. Er verstehst überhaupt gar nichts.

"Du bist doch ihr Vorbild und wenn du so brutal bist, dann denken sie das ist normal und dürfen auch so mit ihren Mitmenschen umgehen, denn das empfinden deine Leute als richtig."

So langsam macht es in Jungkooks Kopf klick. Taehyungs Worte geben mit immer mehr Nachdenken Sinn und lassen in Jungkook erneut ungemütliche Gefühle aufkommen.

Er empfindet Schuldgefühle, Wut auf sich selbst, für seine Blindheit und noch größeren Hass auf sein Volk, in das er sich so getäuscht hat.

"Du darfst das nicht mehr machen, Kookie. Sei lieb zu deinen Leuten oder-"

"Ich kann doch nicht einfach von heut auf morgen der netteste Mensch sein, Tae! Was werden alle nur von mir denken?" Entschlossen schüttelt Jungkook den Kopf. "Das kann und will ich nicht machen."

Jungkook nimmt Taehyungs Hände von seinen Schultern und legt sich mit dem Rücken zu ihm, zieht die Decke hoch bis zu den Ohren, sodass man nur noch eine kleine Fläche der Haare erkennen kann.

"Außerdem lass mich jetzt schlafen. Ich bin wirklich müde. Wir haben sowieso in ein paar Stunden wieder unendlich viel zu tun. Ich muss auch mal wieder fit sein."

Enttäuscht blickt der Ältere auf seinen Freund. Er hätte nicht gedacht, dass er so dickköpfig ist.

"Meine Mutter wird regelmäßig von meinem Vater geschlagen, weil sie die Wäsche nicht richtig aufgehangen hat, dabei weiß er nicht mal wie man die Wäsche richtig wäscht.", beginnt Taehyung Fakten aufzuzählen, denn er kann das Gespräch um alles in der Welt nicht einfach so stehen lassen.

Doch Jungkook rührt sich nicht.

"Sie wird von ihm vergewaltigt und das oft. Ich höre sie nachts öfters weinen."

Wieder keine Reaktion.

"Meine Schwester hatte von ihrem Vater einmal so lange Schläge mit dem Gürtel bekommen, bis sie geblutet hat, weil sie die verdammten Stäbchen auf die falsche Seite vom Teller gelegt hat."

Und erneut bleibt eine erhoffte Reaktion aus.

Die Enttäuschung wächst noch mehr und schnaubt verachtend.
"Ignoriere mich nur, Jungkook.
Aber lass mir eines gesagt haben: Für so jemanden wie dich will ich nur noch meine Gefühle vergessen."

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𝐓𝐖𝐎 𝐖𝐎𝐑𝐋𝐃'𝐒 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt