„Hagrid, du weißt doch, wie schlimm die Dursleys sind! Bitte, tu mir diesen klitzekleinen Gefallen!"
„Klitzeklein, hm?", brummte Hagrid missmutig, „Nee, nee, Harry, das ist eher ein Gefallen in Größe des Riesenkraken."
Nach dem Unterricht war Harry auf eine Tasse Tee bei Hagrid vorbeigekommen, der ihn praktischerweise auf eine Idee gebracht hatte.
„Außerdem hab ich schon ein Geburtstagsgeschenk für dich. Wesentlich ungefährlicher, als ein Trip über den Atlantik."
Das bezweifelte Harry, denn Hagrids Auffassung von „ungefährlich" unterschied sich ein bisschen von der der meisten Anderen.
„Und es ist so...", begann Harry, auch, wenn er sich dabei wirklich gemein vorkam „Genaugenommen bist du mir was schuldig, immerhin habe ich bewiesen, dass du die Kammer des Schreckens gar nicht geöffnet hast!"
Hagrid biss finster in einen Felsenkeks. Krachend kaute er, wobei Kekskrümel in alle Richtungen flogen. „Das ist nich' fair, Harry. Wirklich nich' fair. Was hab ich nicht alles für dich getan."
Er seufzte schwer, und da wusste Harry, dass er Hagrid überredet hatte.
· · · · · · · ·
Harry verabschiedete seine Freunde am Bahnhof in Hogsmeade, bevor er sich auf den Weg über das verlassene Schulgelände zu Hagrids Hütte machte.
Zur Sicherheit hatte er sich seinen Tarnumhang übergeworfen, um nicht von Filch oder Snape entdeckt und in den Zug gesteckt zu werden.
Seine Habseligkeiten warteten bereits bei Hagrid, wo das meiste davon auch den Sommer über bleiben würde, denn Harrys Fluggelegenheit besaß keinen Platz für Gepäck. Hedwig würde ebenfalls den Sommer in Hogwarts verbringen.
Hagrid stand bereits vor seiner Hütte, mit verschränkten Armen und düsterem Gesicht. Harry streifte den Tarnumhang ab und begrüßte ihn fröhlich.
„Na gut, du kommst besser kurz mit rein", meinte Hagrid und hielt die Tür für Harry auf. Harry betrat das Innere der Hütte und sah Hagrid aufgeregt an. Er konnte es kaum erwarten.
„Hier, dein Rucksack. Hab ein paar Kekse eingepackt, für unterwegs", meinte Hagrid. Er schien sich immer noch nicht ganz wohl bei der Sache zu fühlen. „Harry, wegen dieses Sommercamps. Willst du das wirklich durchziehen? Weißt du, du könntest auch hierbleiben und mit mir im Wald arbeiten."
Harry dachte nur ungern an die Male zurück, als er Hagrid im Wald geholfen hatte. Es hatte jedes Mal damit geendet, dass er beinahe ermordet worden wäre.
„Danke für das Angebot, aber ich bin mir sicher, Hagrid. Mir wird schon nichts passieren."
„Jao", schniefte Hagrid und drückte Harry so feste an sich, dass er die Kekse im Rucksack zu Brösel zermalmte. „S' is' nur, du bist doch noch so jung, und Amerika ist so weit weg, und wer ist für dich da, wenn du mal in Schwierigkeiten steckst?"
„Dieses Camp ist doch extra für Zauberer wie mich, ich werde schon klarkommen", versuchte Harry, den aufgebrachten Hagrid zu beruhigen.
„Na gut, also wenn du wirklich nicht hierbleiben willst..."
Hagrid öffnete die Hintertür in den Garten. Zwischen den Kürbissen angeleint stand... nichts. Der Strick machte mitten in der Luft eine Schlaufe, doch diese war leer.
„Hagrid...was ist das?"
„Ein Thestral", sagte Hagrid strahlend.
„Ein was? Wo denn, ist er unsichtbar?"
Hagrid musterte Harry nachdenklich. „Nun, dass du ihn nicht sehen kannst, ist ein gutes Zeichen, Harry. Thestrale sind nur für die sichtbar, die einen Menschen sterben gesehen haben."
Harry schauderte.
„Also, Thestrale sind, entgegen aller Gerüchte, total friedliche Tiere. Sie fressen zwar Fleisch, aber du musst dir deswegen keine Sorgen machen, ich habe diese hier gezüchtet und erzogen."
Hagrids Worte klangen irgendwie nicht sehr beruhigend, fand Harry. Er fühlte sich nicht wohl dabei, einem Tier gegenüberzustehen, das er nicht sehen konnte.
„Thestrale fliegen sehr schnell und finden jedes angegebene Ziel zuverlässig. Dumbledore selbst reist oft mit ihnen", sagte Hagrid stolz, während er das Tier losband. „Komm, ich helfe dir, aufzusteigen."
Harry war nicht sehr wohl bei der Sache, doch er wollte unbedingt in dieses Camp. „Okay", meinte er tapfer und machte einen Schritt nach vorne.
„Lass ihn an deiner Hand schnuppern", wies Hagrid ihn an, nahm seine Hand und hielt sie in die Luft. Ein kalter Hauch strich über Harrys Handrücken. Es kostete Harry große Überwindung, die Hand nicht wegzuziehen.
„Gut, und nun", ohne Vorwarnung hob Hagrid Harry hoch und setzte ihn auf das unsichtbare Tier.
„Bist du bereit? Gut festhalten!"
„Wo denn?"
Doch da hatte Hagrid dem Tier auch schon einen Klaps gegeben, und es erhob sich flügelschlagend.
Harry umklammerte etwas, das sich knochig-ledrig unter seinen schweißnassen Händen anfühlte. Scheinbar von nichts getragen, stieg er höher und höher über dem Schulgelände auf. Der winkende Hagrid wurde kleiner und kleiner...
Mit atemberaubender Geschwindigkeit sausten sie durch die Luft. Harry wagte es nicht, seinen Griff zu lösen, aus Angst, herunterzufallen. Sein Herz pochte so laut, dass der Thestral es mit Sicherheit hören konnte. Doch er hatte es geschafft – er war auf dem Weg nach Half-Blood Hill.
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Harry Potter und das Camp voller Halbgötter
Fanfiction„Und, wie oft seid ihr schon von der Schule geflogen?", fragte Percy so nebenbei. „Ach, noch nicht so oft", meinte Harry ausweichend, „Aber einmal waren Ron und ich kurz davor! Wir haben nämlich ein geklautes, fliegendes Auto in dem gewalttätigen Sc...