Harry gibt Musikunterricht

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Beim Abendessen sollte Harry sich an den Hermes-Tisch setzen. Da gab es nur ein Problem: der Tisch war bereits so überfüllt, dass Harry nicht einmal mit einer halben Pobacke Platz gefunden hätte. Es erschien ihm äußerst unfair, dass Percy einen Tisch ganz für sich hatte.

„Wieso kann ich mich nicht zu dir setzen?", fragte er Percy, „Da ist doch Platz!"

„So sind die Regeln", erklärte Percy und breitete sich auf der Bank aus, einfach, weil er es konnte.

„An meiner Schule gibt es ja auch eine spezielle Tischordnung, aber man wird nicht rausgeschmissen, wenn man sich mal wo anders hinsetzt."

Doch Percy meinte nur, Regeln wären eben Regeln, und da könne er jetzt auch nichts dran ändern, und so nahm Harry auf dem Steinboden Platz. 

Blassgrüne Mädchen reichten ihnen Schüsseln mit Essen, und Harry nahm sich von allem etwas, womit er schnell fertig war, denn in Hogwarts gab es eine viel größere Auswahl. Percy zeigte ihm, dass das Trinken auf magische Weise auftauchte, sobald sie ihrem Glas einen Wunsch nannten.

„In Hogwarts tauchen Getränke und Essen auch immer magisch auf", sagte Harry. 

Auf einmal standen alle auf und liefen zu dem Bronzebecken in der Mitte des Speisepavillons, in dem ein Feuer loderte. Harry sah, dass die Campbewohner einen Teil ihres Essens in die Flammen warfen.

„Was soll das denn?", fragte er Percy, als dieser ebenfalls aufstand, um vorzugehen.

„Ein Opfer, für die Götter", erklärte Percy, als wäre das vollkommen selbstverständlich. 

Harry wollte sein Essen aber nicht teilen, weder mit dem Feuer, noch mit irgendwelchen Göttern, an die hier alle im Camp offenbar zu glauben schienen. Er hoffte, wenn er sich einfach ganz still verhielt, würde schon nicht auffallen, dass er nichts „opferte". 

Doch da hatte er sich getäuscht. Als Percy vom Feuer zurückkam und auch die meisten anderen wieder saßen, sagte Percy streng: „Los, Harry, du kannst ja darum bitten, dass sich dein Elternteil offenbart."

Harry fand das absurd. Doch Percy ließ ihm keine Wahl, und so musste er unter den Blicken des gesamten Camps aufstehen und einen Teil seines Essens ins Feuer werfen.

„Guten Appetit", murmelte er verstimmt.

Nachdem sie gegessen hatten, erhob sich Mr D schwerfällig und blickte missgelaunt in die Runde. Er meinte, irgendwas würde demnächst erobert werden, und dann stellte er noch einen Harvey Potts vor, der neu im Camp war. Seltsamerweise wandten sich dabei alle Köpfe Harry zu.

Anschließend veranstalteten sie ein Lagerfeuer im Amphitheater und sangen komische Lieder. Harry ergriff die Gelegenheit und brachte den Campbewohnern die Schulhymne bei, die bei einigen Kindern, die sich „Apollo-Leute" nannten, nicht besonders großen Anklang fand. 

„Das kannst du doch keine Musik nennen!", beschwerte sich ein blonder Junge und funkelte Harry feindselig an.

Percy brachte Harry zur Hermeshütte und wünschte ihm eine gute Nacht. Die Hütte war genauso überfüllt wie der Picknicktisch, und Harry fand einen Platz ganz hinten in der Ecke, wo er auf dem Fußboden schlafen musste. Es erinnerte ihn an die Nacht, in der er elf geworden war und mit den Dursleys in der Hütte im Meer übernachtet hatte. 

Seinen Zauberstab fest umklammert, schlief er ein.

Harry Potter und das Camp voller HalbgötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt