Alle Prüfungen waren gestrichen, alle Basilisken besiegt, und alle freuten sich auf die Freien. Naja, alle, bis auf Harry.
„Wenn ich nur daran denke, wieder zurück zu den Dursleys zu müssen", murmelte er, als sie beim Frühstück saßen.Ron sah von seinem Haferbrei auf. „Du muft nift furück", schlug er vor, und besprenkelte dabei den Einband vonHermines Buch mit Haferstückchen, was ihm einen sehr, sehr bösen Blickihrerseits einbrachte, „Du kanft mit fu mir kommen."
„Wirklich?", Harry konnte sein Glück kaum fassen, „Den ganzen Sommer lang?"
„Klar", sagte Ron fröhlich, „Ein Kind mehr fällt auch nicht mehr auf."
In diesem Moment war Flügelrauschen zu hören, und kurz darauf flatterten hunderte von Eulen in die große Halle, um die Post zu bringen.
Harry und Hermine bekamen je eine Ausgabe des Tagespropheten, Ron einen Brief von Zuhause. Die Familieneule der Weasleys, Erol, krachte erschöpft in Rons Haferbrei. Leicht angewidert fischte er sie heraus, bevor er den Brief öffnete.
Beim Lesen wurden seine Augen größer und größer.„Harry, ich fasse es nicht!", japste er schließlich und fuchtelte mit dem Brief vor Harrys Nase herum, sodass der kein Wort lesen konnte, „Sieh dir das an! Unglaublich!"
Harry nahm seinem besten Freund den Brief ab und las mit gerunzelter Stirn. Dem Briefbogen war ein Zeitungsausschnitt beigelegt, den Harry überflog. Es ging darum, dass Arthur Weasley, Rons Dad, den „Großen Goldpreis des Tagespropheten"gewonnen hatte.
Harry sah auf und blickte Ron grinsend an. „Das ist großartig,herzlichen Glückwunsch! Ihr habt es verdient."
Ron grinste auch, doch dann wurde er wieder ernst. „Lies weiter, Harry, was meine Eltern geschrieben haben."
Harry nahm den Brief erneut zur Hand und las den kurzen, handgeschriebenen Abschnitt, in dem Molly schrieb, sie würden diesen Sommer von dem Preisgeld mit der ganzen Familie nach Ägypten fliegen, um ihren ältesten Sohn Bill zu besuchen.
„Aber das ist doch toll!", sagte Harry, der nicht verstand, warum Ron sich so gar nicht zu freuen schien.
„Ja, schon, aber...das bedeutet doch, dass du nicht mit zu mir kommen kannst. Ich glaube nicht, dass du mit nach Ägypten kommen könntest..."
„Ron, das ist doch egal. Ich halte schon einen Sommer bei den Dursleys aus,wenn es sein muss. Freu dich lieber! Ihr fliegt nach Ägypten, das ist Wahnsinn!"
Ron grinste ein bisschen. „Ja, oder?"
Hermine hatte den Artikel im Tagespropheten gefunden und strahlte mit Ron um die Wette.
„Ägypten? Das ist so spannend! Die alten Ägypter waren eine Hochkultur und hatten unglaubliche Kenntnisse an Architektur und Wissen vorzuweisen! Wusstet ihr, dass die Ägypter Papyrus erfunden haben? Ihnen verdanken wir es, dass wir heute unsere Aufsätze auf Pergament schreiben können. Stellt euch nur mal vor, wir müssten die Anwendung von Mondstein in Stein gemeißelt abgeben!"Ron stöhnte. „Das wäre furchtbar! Wenn man sich da einmal verschreibt, hat man total viel Zeit verschwendet!"
Harry wandte sich nun auch seiner Ausgabe des Tagespropheten zu. Eigentlich hatte er kein Abonnement, aber er wollte sich nicht beschweren. Doch als er die Zeitung entrollte, erlebte er die nächste Überraschung – es war nämlich gar nicht der Tagesprophet, den er da in der Hand hatte, sondern irgendwas voll komischer Schriftzeichen.
Wer schickte ihm denn sowas?„Was hast du da? Ist das griechisch?", fragte Hermine plötzlich und beugte sich interessiert zu ihm rüber.
„Keine Ahnung – kannst du es lesen?"
„Nein, aber ich kenne einen Übersetzungszauber", Hermine nahm ihm die Zeitung ab und tippte mit der Spitze ihres Zauberstabs darauf. Die Zeichen verliefen auf dem Papier und die Tinte bildete neue Buchstaben. Jetzt konnte Harry erkennen,was dort stand: Olympus weekly.
Neugierig überflog er die Titelseite.
Es ging um irgendeine Aphrodite, die mit einem Ares beim Candlelight Dinner erwischt worden war.„Und, was steht drin?", fragte Hermine aufgeregt.
„Scheint so ein Tratschblatt zu sein", meinte Harry und blätterte um. Er las sich einige Anzeigen durch, die aufgegeben worden waren.
Jemand suchte einen Sitter für seinen Höllenhund.
Eine Anzeige versprach: Griechische Rüstungen, maßgeschneidert. 40% Rabatt!
Ein Artikel sprang Harry ins Auge:
Camp Half-Blood sucht noch nach Teilnehmern! Durchgehend gute Bewertung, abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten, am Meer gelegen, frische Erdbeeren! Ganz gute Überlebenschancen. Achtung: Nur für HalbbluteWährend dem Lesen hatte Harrys Herz vor Freude einen kleinen Hüpfer gemacht. Das war doch genau das, wonach er gesucht hatte! Er würde seinen Sommer diesmal in einem Sommercamp verbringen, anstatt bei den Dursleys vor Langeweile zu sterben. Und außerdem schien dieses Camp auch noch extra für Zauberer zu sein, für Halbblute jedenfalls, und wie es der Zufall wollte, war er ein Halbblut. Ron und Hermine wären in diesem Camp wohl nicht willkommen. Auch, wenn es Harry nicht einleuchtete, wieso jemand ein Camp nur für Halbblute eröffnen sollte, freute er sich.
„Was hast du gefunden?", fragte Ron, dem Harrys Aufregung nicht entgangen war. Harry hielt seinen beiden Freunden den Artikel unter die Nase.
„Ganz gute Überlebenschancen? Klingt ja nett", meinte Ron und kratzte sich im Nacken. „Aber wieso ist es nur für Halbblute? Das ist irgendwie diskriminierend."
„Vielleicht wollen sie nicht, dass es Streit wegen des Blutstatus gibt", mutmaßte Harry.
„Und, willst du da hin?", fragte Ron mit großen Augen.
„Wieso nicht? Klingt doch nach Spaß, und besser, als Ferien bei den Dursleys, ist es allemal."
„Aber Harry", mischte Hermine sich ein, „Dieses Camp liegt in Amerika."
„Was, wirklich?", fragte Harry, all seine Begeisterung war auf einmal verflogen.
Hermine deutete auf die Adresse des Camps, die unter die Anzeigegedruckt war:
Half-Blood Hill
Long Island, New YorkGeknickt rollte Harry die Zeitung wieder zusammen und stopfte sie in seine Schultasche.
„Hey, lass den Kopf nicht hängen, Mann", meinte Ron tröstend.
Aber Harry ließ den Kopf hängen. Schon zweimal an diesem Morgen hatte er gedacht, den Dursleys entkommen zu können, und jetzt musste er trotzdem dorthin zurück.
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Harry Potter und das Camp voller Halbgötter
Fanfic„Und, wie oft seid ihr schon von der Schule geflogen?", fragte Percy so nebenbei. „Ach, noch nicht so oft", meinte Harry ausweichend, „Aber einmal waren Ron und ich kurz davor! Wir haben nämlich ein geklautes, fliegendes Auto in dem gewalttätigen Sc...