Hurricane

23

Ocean stand mit den Händen in der Hosentasche mit den Rücken zu mir unter dem Vordach unseres Schuleingangs. Ruhig und mit Kabelkopfhörern im Ohr sah er auf die regnerischen Straße vor ihm, während einzelne Schüler, die sich noch in der Schule befanden, an ihm vorbei drängten und sich durch den strömenden Regen wagten.

Fünf Meter von ihm entfernt rannte ich auf ihn zu und umarmte ihn mit voller Wucht von hinten. Überrascht zuckte Ocean zusammen und nahm die Kopfhörer aus seinen Ohren.

"Hurricane", begrüßte er mich überrascht und ähnelte mich sanft an.

"Wo warst du heute? Ich hab dich die ganze Zeit gesucht."

Erstaunt hoben sich seine Augenbrauen, während ich mich von ihm löste und neben ihn stellte. "Hast du?" Seine Wangen nahmen einen leichten Rotton an, während seine Meeresblauen Augen so eindringlich in meine sahen, dass ich eine Gänsehaut bekam. Am liebsten würde ich einfach für immer in diese Augen sehen, wenn es mir auch nur für eine Sekunde das Gefühl gab, nicht ein einziger wandelnden Fehler zu sein.

"Ja", ich grinste ihn so breit an, dass meine Wangen bereits zu schmerzen begannen. "Ich war heute in Chemie an der Tafel und hab eine Reaktionskurve gezeichnet."

Wie auf Crack sprangt ich vor ihm auf der Stelle, während ich ihn vor lauter Freude sanft auf die Arme schlug.

"Meinen Glückwunsch", antwortete Ocean, dessen Gesichtsausdruck so stolz war, dass es mir Schmetterlinge im Bauch bescherte.

"Ich hab dir doch noch gar nicht erzählt, wie genial ich dabei war", wandte ich ein, da ich zu dem Teil, wo ich meine überragende Intelligenz erwähnen wollte, noch gar nicht gekommen war.

Lachend schüttelte Ocean den Kopf über mich und auch wenn meine Mutter und Lucian dies auch immer wieder taten, hatte ich bei ihm irgendwie nicht das Gefühl, dass er mich für dumm hielt. "Deine Reaktion sagt schon genug."

Ein Auto hielt vor dem Schuleingang und hupte zweimal, woraufhin Ocean zu dem Auto sah und wirkend einen Schritt darauf zu ging, ehe er für einen Moment stoppte und sich zu mir umdrehte.

"Willst du vielleicht mitfahren?", hackte er nach, was seine Ohren rot werden ließ, während er schnell nach oben zeigte. "Wegen dem Regen meine ich. Der ist nass. Also er macht dich nass und dann bist du ganz...ähm...nass."

Frustriert legte Ocean sich die Hände aufs Gesicht, während ich lachend den Kopf schüttelte. "Das ist ein nettes Angebot, aber ich denke das ist keine so gute Idee." Ein wenig unbehaglich zuckte ich mit den Schultern. "Du weißt schon, wegen dem, was meine Mutter gesagt hat."

"Darüber musst du dir keine Gedanken machen, meine Eltern mögen dich", winkte er ab. "Allerdings denkt mein Vater, dass du eine Lesbe bist, weil er Lucian für einen Mädchennamen hält. Ich wollte es ihm erklären, aber er war so glücklich, dass die regenbogen-lgbtq-Bändchen sich nun doch gelohnt haben."

Hilflos zuckte Ocean mit den Schultern, während ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte, als hinter mir plötzlich Coles Stimme erklang.

"Hurricane hat schon deine Eltern kennengelernt?"

Ocean versteifte sich ein wenig und sah Cole und mich einfach nur an ohne auf dessen Frage zu antworten, während ich mich zu Lucians ehemaligem besten Freund umdrehte.

"Kann schon sein", antwortete ich wage und zuckte mit den Schultern, während Cole grinsend seinen Arm um mich legte und mit mir zusammen zu Ocean ging, dem er ebenfalls einen Arm um die Schulter legte. Ocean versteifte sich nur noch mehr.

"Verschwinde, Cole", sagte ich deshalb und zog ihn von Ocean weg, während ich gleichzeitig meine Augen verdrehte.

Cole ignorierte mich jedoch einfach und schubste mich sanft in Oceans Richtung. "Hurricane würde nur zu gerne mit dir mitfahren", sagte der Idiot, ehe er sich an mich wandte. "Und mach dir mal keine Gedanken, alle Eltern lieben unseren kleinen Wirbelsturm hier", provokant lächelnd kniff er mir in die Wange, weshalb ich ihn giftig anstarrte.

"Wie lange hast du unser Gespräch eigentlich belauscht?", hackte ich nach, woraufhin Cole nur lächeln abwinkte.
"Lass dich lieber nach Hause fahren, Hurricane, Oceans Mutter hat schon lange genug im Auto gewartet." Cole beugte sich zur Seite, sodass er in das Auto sehen konnte und winkte lächelnd Oceans Mom.

Leise wimmernd vergrub Ocean seinen Kopf in dem Händen und wünschte sich vermutlich micht zu existieren, als seine Mutter Cole breit lächelnd zurück winkte.

"Hach, Mütter lieben mich", seufzte Cole verträumt, was mich verwirrt die Augen zusammenkneifen ließ, während Ocean mich am Arms stubste und über meine Schulter zum Schuleingang sah.

"Mütter hassen dich", hielt ich dagegen, was Cole herausfordernd die Brauen heben ließ, während Oceans leise meinen Namen murmelte, den Blick noch immer hinter mich gerichtet.

"Lucians Mom liebt mich."

Lachend schnaubte ich. "Weil du mit ihr geschlafen hast."

"Ich will hier weg", murmelte Ocean und ließ mit geschlossenen Augen den Kopf sinken. Belustigt sah ich ihn an, ehe mir kurz darauf das sanfte Lächeln auf meinen Lippen verging, als ich die wütende Stimme hinter uns hörte.

Coles Gesichtsausdruck verwandelte sich innerhalb von Sekunden von erschrocken zu provokant, während er sich zum Schuleingang drehte. "Na sieh mal einer an, der größte Bastard der Welt höchstpersönlich. Kriege ich vielleicht ein Autogramm?"

Gezwungen lächelnd drehte ich mich zu Ocean. "Ich würde wirklich gerne mit dir mitfahren."

"Danke", antwortete er abgehackt und drehte sich abrupt um, während wir die wenigen Meter durch den Regen zum Auto rannten und ich Lucians wütende Stimme hinter mir hörte.

Als ich auf dem Rücksitz saß und aus dem Fenster sah, erkannte ich, wie sich Cole und Lucian bereits prügelten, während Melody besorgt daneben stand und den beiden zusah.