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"Tot" Dieses Wort hallte immer noch in Mayas Kopf. Sie war einfach nur unendlich traurig. Es konnte nicht sein. Wieso? Wieso mussten so viele Menschen sterben, die sie liebte. Die dritte Person in den letzten vier Jahren. Und dieses Mal war ihr die Person wichtiger als alle davor, eine Person, die ihr ganzes Leben geprägt hatte, ihr große Schwester Pia. Sie war vorgestern Abend auf einer Party, auf der wohl alle ziemlich betrunken waren. Auf dem Rückweg fuhr sie dann bei einem Freund mit. Auf dem Heimweg kamen sie allerdings von der Straße ab und fuhren in die Leitplanke. Der Freund starb noch am Unfallort aufgrund von starken inneren Blutungen. Und Pia war heute Morgen im Krankenhaus gestorben, was ihre Mutter ihr in einem sehr kurzen Telefonat mitgeteilt hatte.
Maya saß auf ihrem Sofa und weinte. Jetzt wünschte sie sich, in Köln, bei ihren Eltern zu sein und nicht in ihrer Wohnung in Aachen. Zwar war sie nicht komplett alleine, ihre beiden Katzen Artemis und Apollo waren zwar auch da und kuschelte mit ihr, aber trotzdem fühlte sie sich alleine.
Ihr Handy klingelte. Maya sah auf den Bildschirm. Als sie sah, dass es ihr Zwillingsbruder Leo war, nahm sie schnell ab. "Hallo Leo, was gibt's? ", fragte sie und versuchte, nicht so zu klingen, als ob sie geweint hätte. "Hallo Maya, kan ich vorbeikommen?", wollte er wissen, "alleine sein ist doof, wenn man traurig ist." Maya stimmte zu. Leo wohnte auch in Aachen, da er auch dort studiert hatte. Maya hatte Architektur studiert und Leo Informatik. Ihre Wohnungen waren gerade mal zwei Straßen auseinander. Bevor Leo kam kämmte Maya sich noch schnell die Haare, da diese total verknotet waren und sie nicht wie ein Penner aussehen wollte.
Nach kurzer Zeit klingelte es an der Wohnungstür. Leo klingelte immer, obwohl einen Schlüssel hatte. Maya öffnete die Tür und ihr Bruder fiel ihr sofort in die Arme. Danach streichelte er noch die Katzen. Dann setzten sich die beiden mit Temi und Pollo oder Polli, wie Maya die beiden immer liebevoll nannte,  aufs Sofa und Maya schlug vor, Pizza zu bestellen und Netflix zu schauen. Leo hielt das für eine sehr gute Idee und holte direkt sein Handy heraus, um bei ihrer Lieblingspizzeria in Aachen anzurufen. "Was willst du für eine Pizza?", fragte Leo sie. "Irgendwas. Nehm einfach Pizza Salami oder so. ", antwortete sie.
Leo ging heraus in den Flur zum telefonieren. Währenddessen schaltete Maya den Fernseher ein und suchte auf Netflix nach einem guten Film. Als Leo wieder kam, setzte er sich zu ihr auf das Sofa. Nach fünf Minuten des Films klingelte der Pizzabote an der Tür. Maya öffnete die Tür, bezahlte den Pizzaboten und bedankte sich bei ihm. Mit den Pizzen in der Hand setzte sie sich wieder zu ihrem Bruder.
Als es spät wurde, wollte sich Leo verabschieden und heim gehen. "Bleib doch einfach hier. Ist doch vor allem jetzt viel schöner, zu zweit zu sein.", schlug Maya vor. Leo stimmte zu. Maya richtete ihm das Sofa zum Schlafen hin. Er bedankte sich und legte sich hin. Maya ging in ihr Schlafzimmer. Nachdem sie sich fertig gemacht hatte legte sie sich ins Bett und dachte über die Geschehnisse des Tages nach. Dann weinte sie sich leise in den Schlaf.

Am nächsten Morgen stand Maya früh auf. Sie zog sich schnell irgendeinen Hoodie und eine Jeans an. Dann ging sie raus, um ihren Kopf freizubekommen und zum Bäcker, um Brötchen zu holen. Danach setzte sie sich auf den Balkon und deckte dort den Frühstückstisch für Leo und sie. Um 11 Uhr stand Leo auch endlich auf. Er setzte sich so wie er war zu seiner Schwester auf den Balkon. Mit verstrubbelten Haaren, Jogginghose und ohne Shirt. "Ist dir nicht kalt Leo?", wunderte Maya sich mal wieder über das Kälteempfinden ihres Bruders. Dieser schüttelte nur den Kopf, nahm sich ein Croissant und trank eine halbe Tasse Kaffee in einem Schluck. Maya sah ihren Bruder verwundert an. "Du und Kaffee? Oh je, dich muss es hart getroffen haben." Innerlich war zwar auch sie am kämpfen, nicht zu weinen aber sie versuchte trotzdem irgendwie, die Stimmung aufzulockern, was nicht klappte.
Sie seufzte leise. "Komm Leo, wir gehen rein.", sagte sie und stand auf, um den Tisch abzudecken. Nachdem sie mit dem Abwasch fertig waren, setzten sie sich wieder aufs Sofa. "Willst du dir so langsam nicht mal was anziehen Leo?", bemerkte Maya, "Ich weiß, dass du ein Sixpack hast, du musst mir das nicht den ganzen Tag lang präsentieren, sonst fühle ich mich mega unsportlich." Sie warf ihm sein T-Shirt zu. "Cooles Shirt", bemerkte sie lächelnd, als sie sah, dass es Rezo Merch war. Leo grinste. Dann fiel ihm plötzlich etwas ein. Er blickte auf die Uhr an der Wand und sah dann begeistert zu Maya. "Was hast du jetzt für eine schreckliche Idee?", fragte sie genervt. "Ey, dieses Mal ist die Idee wirklich nicht schlecht. Sie wird dir bestimmt gefallen!", sagte er beleidigt. "Na dann erzähl mal", meinte sie. "Also, heute ist doch der 17.9. ", fing Leo an. "Ja, was ist denn heute ?", fragte Maya, bevor sie realisierte, worauf ihr Bruder hinauswollte. "Okay, mach den Fernseher an und geh auf YouTube!", sagte sie zu ihm. Er schaltete den Fernseher ein und klickte sofort auf YouTube. Es war kurz vor zwölf Uhr. Schnell suchte er den Kanal und klickte auf das neueste Video. Die Premiere hatte noch nicht angefangen, der Timer zählte noch. "Noch fünf Minuten Maya, hast du Popcorn oder Chips da?" Sie lächelte. Verfressen wie immer. Sie ging in die Küche und kam nach drei Minuten mit einer Schüssel Popcorn und einer Tüte Chips zurück.

let out your feelings II  Julien Bam FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt