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Kurz nachdem das Q&A online kam, hatte Ju Maya gefragt, ob sie Lust hätte, sich mit ihm zum Videos aufnehmen zu treffen. Maya war natürlich einverstanden gewesen und so saß Ju jetzt bei Maya zuhause neben ihr an ihrem Schreibtisch.

Maya war gerade dabei, eine Anmoderation zu drehen und Ju beschäftigte sich derweil anderweitig, bis Maya mit der Hand vor ihn rumwedelte, um seine Aufmerksamkeit zu sich zu lenken. "Pass doch auf, wir wollen doch drehen", meinte sie nur zu ihm. Nach einer TikTok-Reaction drehten die beiden noch ein Video, welches Antonia sich ausgedacht hatte. Einer von beiden hatte die Augen verbunden und der andere durfte nur reden und nichts anfassen. So mussten sie dann etwas basteln. Dies endete in einer reinen Katastrophe, Ju hatte sich und Maya ein paar sticker auf die Stirn geklebt, auf dem Tisch klebte Glitzer und der kleine Geist, welchen sie, da kurz darauf Halloween war, basteln sollte, sah aus als wäre er ein geschmolzene Schneemann,  welcher in einen Topf Glitzer gefallen wäre. Nachdem sie mit den Videos fertig waren und aufgeräumt hatten, bot Maya Ju noch einen Kaffee an, was dieser dankend annahm.

"Erzähl mal bisschen mehr von dir,  ich weiß voll wenig über dich.", forderte Ju Maya auf. "Was soll ich denn erzählen? ", kam die Rückfrage. "Keine Ahnung. Wohnst du schon immer hier in Aachen?" "Ne, tu ich tatsächlich nicht", meinte Maya, "Ich bin in Baden-Württemberg aufgewachsen und nach dem Abi mit meinen Eltern nach Köln. Von da aus dann nach Aachen, zum studieren." Ju nickte. "Und was hast du studiert?", fragte er nach. "Architektur,  hab dir glaub tatsächlich schonmal erzählt. " "Ja kann sein, sagt mir auf jeden Fall was." Die beiden redeten eine ganze Weile über Studium und Berufe. 

Als Mayas Handy aufleuchtete, warf Ju einen Blick auf ihr Hintergrundbild, auf welchem sie mit Pia und Leo zu sehen war. "Cooles Foto.", bemerkte er, "Wer ist denn die in der Mitte?" Damit war Pia gemeint. Maya wusste nicht, wie sie reagieren sollte.  Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und ballte ihre Hand zu einer Faust. Als Ju sie verwirrt ansah, stammelte sie "Also... also ich... ja...ehm... so...", vor sich hin. Den nervösen, angespannten Blick hatte auch Ju bemerkt. Er bereute es, gefragt zu haben. "Wenn du nicht darüber reden willst ist alles gut.", meinte er dann noch beruhigend. "Ich... Ich weiß nicht. Ich wills dir irgendwie nicht aber irgendwie schon erzählen. Ich glaub so wirklich mit jemandem diesmal Außenstehenden hab ich wirklich nicht geredet.", überlegte sie vor sich hin. "Komm, du schaffst das.  Lass es raus, dann geht's dir schon besser.", versuchte Julien sie aufzumuntern. Er war nun aber auch extrem aufgeregt und machte sich Sorgen. "Ach egal, ich red mit dir, aber nur wenn du nichts weitersagst." Ju nickte. "Das wird aber bisschen dauern, wenn ich von vorne anfange. Und entschuldige mich, wenn ich zu emotional werde." Ju nickte verständnisvoll. Er war gespannt, was er nun erfahren würde und warum dieses Thema Maya so fertig machte.

"Vielleicht fang ich von ganz vorne an. Also 2019 hab ich eine wichtige Person verloren, eine Freundin, die ich hier beim Studieren kennengelernt habe." "Und das war sie auf dem Bild?", fragte Julien nach. Maya schüttelte den Kopf. "Ich bin ja noch nicht fertig. Damals bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Das war damals als ich mit Maik zusammen war, darum gings mal in so nem Video, das wir mit Rezo gedreht hatten." Ju nickte, "Ach ja, das miese Arschloch." Maya schmunzelte. " Jedenfalls bin ich da auch irgendwann mit Leos Hilfe und so wieder rausgekommen. Hat bisschen gedauert, aber danach ging es mir gut." "Und dann?" "Dann ging es wieder. Bis Ende 2020. Da hab ich dann eine weitere Person verloren. Dieses Mal war es noch schlimmer. Ich hatte wieder Therapie, wie beim ersten Mal, aber es hat sehr lange gedauert bis ich wieder einigermaßen okay war. Aber auch da bin ich inzwischen drüber hinweggekommen. Zumindest so größtenteils. " Ju atmete tief ein. Das war härter als er erwartet hatte. Er hätte nie gedacht, dass Maya durch so etwas durch musste. Nie hätte er ihr das angesehen.  Und anscheinend war dies noch nicht einmal alles. "Naja und jetzt... ", fing Maya an. In ihren Augen standen schon die Tränen. Julien sah sie besorgt an. "Naja jetzt im September ist ..." Eine Träne rollte ihr Gesicht hinunter. "... meine Schwester Pia..." sie machte eine Pause. Noch eine Träne verließ ihre Augen. "...gestorben." Ju war völlig perplex. Er wusste nicht was er sagen sollte. Er konnte und wollte sich gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen musste, innerhalb weniger Jahre so viele Menschen zu verlieren,  die einem nahe standen, vor allem Geschwister. Maya hatte inzwischen ihren Kopf in den Händen vergraben und sagte sich  die ganze Zeit innerlich "Nicht weinen. Du bist stark." Dann setzte sie sich wieder gerade hin. "Naja es geht mir auf jeden Fall viel besser als die letzten Male, aber nur weil ich besser weiß, wie man damit umgehen kann. Das größte Problem ist eher, dass Rezo und Leo, die mir die letzten Male so sehr geholfen haben, jetzt selber struggeln. Leo wahrscheinlich mehr als ich. Naja das Schlimmste habe ich eh überstanden. Diese Beerdigung würde ich um keinen Preis jemals wieder erleben wollen. Selten so eine depressive Stimmung am Tisch gehabt. Jedenfalls war das extrem belastend für alle Teilnehmenden denke ich."

Nun konnte Maya ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.  Ju wusste  nicht, wie er reagieren sollte. Er ging zu ihr, legte ihr vorsichtig die Hand auf den Rücken und umarmte sie leicht um sie zu trösten. "Ey, alles wird gut.", sagte er beruhigend. Maya nickte leicht, trotzdem konnte sie ihre Tränen nicht stoppen. Wollte sie nicht eigentlich nur Rezo und Leo von ihren Gefühlen erzählen? Aber es hatte sich so gut angefühlt, einfach zu reden. Und es fühlte sich gut an, dass Ju es nun wusste. Und die Umarmung fühlte sich auch gut an. Maya wünschte sich, es würde nie zu Ende gehen, es fühlte sich so richtig an. Wieder kam dieser Gedanke daran, wie süß und toll Ju war, doch sie verdrängte ihn und genoss die Situation einfach.
Ihre Tränen waren wieder versiegt, als Ju sich von ihr löste. "Alles gut?", fragte er nach. Maya nickte und lächelte. "Ich müsste jetzt tatsächlich eigentlich gehen, kommst du zurecht? Oder willst du dass ich noch bisschen da bleibe?" Maya schüttelte den Kopf. "Alles gut, ich komme gut zurecht, du kannst ruhig wieder arbeiten gehen. Und mach dir bitte keine Sorgen,  ich komm damit wirklich zurecht. Aber erzähl bitte keinem was ich dir erzählt hab.", meinte Maya nur. "Wirklich? Und nein. Ich erzähl's niemand, das wäre ja auch extrem mies von mir.", sagte Ju. Er wusste, dass er sich Sorgen machen würde, da er gut bemerkt hatte, dass Maya nicht so gut damit klar kam, wie sie dachte. Und sie tat ihm leid. Dass jemandem so viel schreckliches innerhalb so weniger Zeit passierte, wünschte man echt keinem.

Er ging wieder zu sich zum Arbeiten,  trotzdem hatte er die ganze Zeit im Kopf, was ihm gerade anvertraut wurde.

let out your feelings II  Julien Bam FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt