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Am nächsten Morgen wachte Maya schwitzend und mit Kopfschmerzen auf. Sie wollte aufstehen, doch ihr war so schwindelig, dass sie sich direkt wieder hinlegte. "Verdammt.", fluchte sie. Sie hatte zwar nichts vor, doch krank sein konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen. Das hieß nämlich, dass sie nichts tun sollte und das hinderte sie daran, sich abzulenken. Ablenkung war ihr Weg gewesen, sich von ihren Gedanken wegzubekommen und nicht zu viel nachzudenken und bis jetzt hatte das ganz gut geklappt.
Sie hievte sich aus dem Bett und schwankte mit gelegentlichem Anlehnen an der Wand in die Küche, wo sie sich erst einmal eine Kopfschmerztablette nahm und sich einen Tee kochte. Während das Wasser im Wasserkocher vor sich hin kochte ließ sie sich mit letzter Kraft in einen Stuhl fallen und schnaufte erstmal durch. Als das Wasser fertig gekocht hatte, stand sie mit viel Mühe wieder auf und machte ihren Tee fertig. Dann suchte sie aus ihrem Schrank etwas Knäckebrot, auf welches sie gerade Lust hatte und nahm alles wieder mit in ihr Schlafzimmer. Dort stellte sie alles auf ihrem Nachtkästchen ab und legte sich völlig erschöpft wieder hin. Kurz darauf schlief sie noch einmal ein.
Als sie wieder wach wurde war ihr Tee schon fast kalt. Sie trank ihn deshalb schnell aus, bevor er komplett kalt war. Mit einem Blick auf ihr Handy stellte sie fest, dass schon 13:30 Uhr war. Auf Instagram postete sie schnell eine Story und ging dann in WhatsApp. Die Nachrichten, die sie erhalten hatte waren fast alle aus der Familiengruppe. Maya konnte sich schon denken was es war, denn die Familiengruppe wurde eigentlich nur von ihrem Vater benutzt, welcher komische Boomer-Memes von Facebook schickte, welche niemand außer ihm lustig fand. Nachdem sie die absolut nicht lustigen Memes durchgelesen hatte, schrieb sie Ju, Rezo und Antonia und fragte sie, wie es ihnen geht, da sie sich ja erst am vorigen Tag gesehen hatten und Maya hoffte, dass sie niemanden angesteckt hatte. Von Ju kam nur wenige Minuten später ein "Mir geht's gut aber kann ich dir irgendwie helfen? Brauchst du was?", zurück. "Süß aber ich brauche gerade nichts. Wenn ich was brauche schreibe ich dir :)", antwortete Maya und lächelte. Ju war echt süß und hilfsbereit. Auch Rezo fragte, ob er ihr irgendwie helfen konnte, was Maya verneinte.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte, also scrollte sie ein wenig durch TikTok, was ihr aber Na kurzer Zeit zu anstrengend wurde und ihre Kopfschmerzen verstärkte. Deshalb lag sie einfach in ihrem Bett und ließ die letzten Tage und Wochen in ihrem Kopf noch einmal revue passieren. Es war unglaublich schön gewesen. Als sie an dem Punkt angekommen war, als sie Ju kennengelernt hatte, wollte sie eigentlich stoppen, aber es war zu spät. Wieder dachte sie an alles schlimme was passiert war und die Wunden, welche gerade angefangen hatten zu verheilen, rissen wieder auf.
Diesmal war es allerdings anders als die letzten Male. Die Vorwürfe gegen sich selber ließ Maya dieses Mal nicht an sich ran. Sie ließ einfach die ganze Trauer und den Stress aus sich raus.
Sie lag ungefähr eine Viertelstunde einfach nur da und weinte. In diesem Moment war Maya froh, dass niemand sonst da war. Niemand wusste, wie es ihr eigentlich ging, wobei sie davon ausgehen konnte, dass zumindest Leo oder vielleicht auch Rezo etwas ahnen könnten, da die beiden ihr die letzten Male geholfen hatten. Sie wollte aber nicht, dass andere sich mit ihren Problemen befassten. Leo und Rezo hatte sie akzeptiert und die beiden ließ sie auch an sich ran aber anderen gegenüber redete sie nie über ihre Gefühle. Klar, dieses Mal war es sehr viel weniger schlimm, da sie es schon voraussehen konnte und sich viel abgelenkt hatte und inzwischen, dank der Therapie noch der ersten beiden Male, die bösen Gedanken sehr gut selber verdrängen konnte, aber die Trauer und der innerliche Druck stresste sie immer noch körperlich und mental.

Irgendwann war sie erschöpft und schlief ein.
Als sie aufwachte hatte sie sehr starke Kopfschmerzen. Als sie wieder aufstehen wollte, um den Katzen Futter und Trinken zu geben und sich eine Kopfschmerztablette zu holen, war ihr so schwindelig, dass sie nach jedem zweiten Schritt fast hinflog. Zu allem Übel fand sie auch noch keine Kopfschmerztabletten mehr. Erschöpft ließ sie sich auf ihr Sofa sinken. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, selber zur Apotheke zu laufen, da diese nur zwei Straßen weiter war, jedoch sagte ihr Gehirn ihr, dass das eine sehr schlechte Idee war und sie hörte auf auf diesen Tipp. Nachdem sie kurz überlegt hatte schrieb sie erst Rezo und als dieser antwortete dass er leider keine Zeit hatte Ju, ob er das für sie erledigen könne. Nur ungefähr eine halbe Minute später schrieb Ju ein "Ja klar, was für Tabletten brauchst du denn ?" zurück, was Maya ein kleines Lächeln ins Gesicht zauberte.

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Ju verließ das Haus und lief zur Apotheke. Er hatte wie immer, wenn er nur schnell raus wollte und nicht erkannt werden wollte seine Cap an und die Kapuze seines Hoodies darüber. Der Einkauf bei der Apotheke ging schnell und er machte sich direkt auf den Weg zu Mayas Wohnung. Er klingelte an der Tür. Erst nach etwa einer halben Minute ertönte das Summen des Tür-Öffners und er lief die Treppen hoch. Oben wurde ihm die Tür von Maya geöffnet. Sie war sehr blass und sah ganz und gar nicht gesund aus, trotzdem konnte sie sich ein dankbares Lächeln aufzwingen und ein "Danke Ju, komm doch rein" über die Lippen bringen.
Im Wohnzimmer setzte Ju sich neben sie auf das Sofa. "So langsam bin ich jeden Tag hier.", bemerkte er lachend. Maya lächelte zurück. Dann lehnte sie sich erschöpft an die Lehne des Sofas. "Brauchst du noch was?", fragte er mit besorgter Stimme. Sie sah wirklich nicht gut aus. Ihre Huat war blass, sie hatte dunkle Augenringe, verstrubbelte Haare und rote, glasige Augen. "Tee?", fragte sie. Dann erklärte sie, wo der Tee war. Ju stand auf uns lief in die Küche. Maya lächelte leicht. Womit hatte sie das verdient?

Als Ju wieder zurück kam, war Maya wieder eingedöst. Er überlegte, was er tun sollte, setzte sich dann aber doch neben sie und holte sein Handy aus der Tasche.
Irgendwann sah er wieder zu ihr. Sie schlief immer noch, allerdings zitterte sie sehr. Ju stand auf, suchte eine Decke und legte sie über Maya. Dann nahm er sein Handy wieder in die Hand. Zwischendurch wurde er von Artemis unterbrochen, die ganz dringend mit ihm und ihrem kleinen Gummiball spielen wollte. Also setzte Ju sich zu ihr auf den Boden und spielte mir ihr. Während er das tat, wachte Maya wieder auf. Sie setzte sich leise auf. Ihre Kopfschmerzen waren weniger geworden. Dann bemerkte sie, dass auf ihr eine Decke lag. Wo war die her gekommen?
Dann bemerkte sie Ju, der gerade über den Boden kroch, um den Ball wieder unter dem Fernsehtisch hervorzuholen. Augenblicklich musste sie lächeln.
Sie beobachtete ihn ein bisschen. Als er bemerkte, dass sie wach war, fragte er, ob sie noch etwas bräuchte. Maya schüttelte den Kopf. "Mir geht's schon wieder ein bisschen besser."
"Das ist doch super.", meinte Ju. Dann blickte er auf sein Handy. "Oh, ich wollte ja eigentlich nur kurz dir die Tabletten vorbeibringen. Ich glaub ich muss jetzt wieder los, sorry.", meinte er dann. "Wenn du noch was brauchst, ruf an.", sagte er noch, "Ich schau vielleicht morgen früh nochmal bei dir vorbei." Maya nickte. "Alles gut, mach dir hier keinen Stress wegen mir, ich komm klar." Dann verabschiedete sie Ju und legte sich mit einem frischen Zitronentee hin.

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Sogar mit so einer Art kleinem Perspektivenwechsel ^^

let out your feelings II  Julien Bam FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt