Kapitel 4

1K 24 0
                                    

Der Wecker klingelte. Ich war viel zu verschlafen, wusste gar nicht wo ich bin. Ich verfluchte mich. Warum musste ich vor solchen Fahrten immer so aufgeregt sein, dass ich nie ein Auge zukriegte. Mein Weg runter in die Küche und zur Kaffeemaschine war wie eine Erleichterung. Während der Kaffee lief schminkte ich mich dezent, immerhin ein bisschen Concealer. Ich machte sowas sonst nicht, aber ich hatte schon wieder einen Pickel Boom. Noch schnell das Outfit für heute (Kurze Jeans Hose, Top, Fleacejacke, Chucks) anziehen und dann noch den Kaffee rein. Ich hatte noch keinen Hunger, ich startete sonst nicht so früh in den Tag. Der Zug fuhr um 7:20 Uhr, Schule startete sonst immer um 8:00 Uhr. Nochmal gähnen und dann los. Mein Vater begleitete mich zum Hauptbahnhof. Maja war noch nicht da, als wir ankamen. Papa bedankte sich bei Frau Rose und Herrn Schäfer, dass sie mit uns fuhren usw. Er verabschiedete sich und mahnte mich, nicht so viel Unsinn zu machen. Dann war er weg. Irgendwann kam Maja noch dazu. Und kurze Zeit später ging es los. Erstmal ein Stück mit der S8. Die Fahrt war nicht gerade mit den besten Transportmitteln ausgelegt, dafür hatten wir eine Menge Geld gespart. Die Fahrt mit der S8 dauerte auch nicht lange, eine viertelstunde. In Mainz stiegen wir dann um in einen IC und hatten da erstmal Ruhe. Wir konnten uns ausbreiten, denn umsteigen stand erst in vier Stunden an. Im IC hatten wir uns auch Sitze reserviert. Herr Schäfer ging durch die Gänge und zählte nach, dann setzte er sich neben Frau Rose. Maja und ich spielten Monopoly. Sie hatte es mitgebracht. Bei so einer langen Fahrt eignete es sich ja auch. Etwa eine halbe Stunde vor Osnabrück, dort würden wir umsteigen, gewann ich das Spiel. Das war auch gut so, weil Maja und ich noch zusammenpacken mussten. Außerdem hatte ich es lieber, nicht erst auf den letzten Drücker fertig zu sein. „Läuft doch gut bis jetzt", sagte Maja fröhlich, „keine Zugausfälle oder Verspätungen." „Stimmt", lachte ich. „Wir wollen uns aber nicht zu früh freuen", hörte ich Frau Rose hinter mir. Sie lächelte und war sichtlich gut gelaunt. „Ich will aber hoffen, dass wir rechtzeitig ankommen, sonst wird das nix mit der Strandbar", grölte einer der Jungs. Maja und ich warfen uns fragende Blicke zu. „Die Jungs haben sich bei Herrn Schäfer und mir die Erlaubnis geholt. Wenn noch genügend Zeit ist und wir nicht alle zu müde sind, dann gehen wir als Klasse an die Strandbar. Wer möchte darf auch ein paar Gläschen, aber nicht zu viel. Ansonsten werden dort auch ganz normale Getränke ausgeteilt", klärte uns Frau Rose auf. „Aha", sagte ich nur. Langsam fuhr der Zug in den Hauptbahnhof ein. Von hier aus ging es mit dem Nahverkehr weiter. Je weiter wir nach Norden gelangten, desto mehr Nahverkehrszüge sahen wir. Und wie das so ist, war es nicht genug, dass wir so schon eine halbe Stunde auf den Zug hätten warten müssen. Nein, er hatte auch noch Verspätung um rund zwanzig Minuten. Wir bekamen die Erlaubnis uns ein wenig umzuschauen nach einem Bäcker oder so. Mit der Voraussetzung wir würden allesamt pünktlich wieder da sein. Es klappte sogar. Ich blieb an der Gleise, Maja ging mit der Gruppe mit, den Bahnhof erkunden. Weiter ging es mit dem RE. Nur war, wie vielleicht manche wissen, im Nahverkehr keine Sitzreservierung möglich. Und unser RE war relativ voll. Und er hielt oft. Und in kleinen Städten wie Oldenburg, Cloppenburg oder Rastede. Nach einiger Zeit leerte er sich aber, sodass alle letzendlich einen Sitzplatz bekamen. Ich hatte mir zusammen mit Maja übrigens die Treppe gekrallt. Mein typischer Trick wenns mal voll war. In Sande hatten wir eine schnelle Verbindung, allerdings mit einer RB. Wer sich von den Stationen von einem RE verarscht fühlt, für den wäre eine RB bestimmt schlimm. Die Regionalbahn hält in jedem noch so kleinen Dorf, das einen Bahnhof hat. Aber immerhin gab es genügend Sitzplätze. Kein Wunder! Und dann war die Bahnfahrt irgendwann vorbei. Unterwegs spielten Maja und ich eine Runde Uno nach der anderen. Auch Maumau war bei uns am Start. In Esens angekommen suchten wir unseren Bus auf. Ab hier fuhren nämlich einfach keine Bahnen mehr. Unglaublich! Und an alle, die jetzt sagen wir hätten gleich mit dem Bus fahren können. Ja, aber durch die Bahnfahrt bis nach Esens war es günstiger geworden. Mittlerweile war es auch schon fast um vier bemerkte ich, als ich beim Warten auf den Bus auf die Uhr schaute. Dann kam er und es waren nur noch zwanzig Minuten Fahrt bis zum Hafen. Bald würden wir endgültig auf der Insel sein. In mir war schon leichte Vorfreude. Vorgebucht hatten wir keine Tickets, wir hatten alle das Geld in Bar dabei. Frau Rose sammelte es ein und ging dann zum Karten Schalter. Zurück kam sie mit den Fahrscheinen und verkündete uns, dass wir eine saftige Wartezeit vor uns hatten: Eine knappe Stunde. Ein Murren ging durch die Reihen. Ich holte mein Handy und meine Kopfhörer raus und schaltete Musik an. Maja tat es mir gleich. Irgendwann, es kam mir vor wie Stunden, hörte ich Herrn Schäfer sagen: „So alleman bitte nach draußen, die Fähre ist jeden Moment bereit für uns." Endlich. In einer guten Stunde würden wir Fuß auf die Insel setzen. Und es war so ein gutes Gefühl sich nicht um den Koffer kümmern zu müssen. Der war schon abgegeben worden und wurde vom Personal auf die Fähre geladen. Die Stunde auf der Fähre verbrachte ich mit Dösen. Die Reise hatte mich dann doch angestrengt und außerdem stand noch der Besuch bei der Bar an. Nach der Ankunft holten wir unsere Koffer und dann gings noch ein Stück mit der Inselbahn zur Jugendherberge. Die Zimmeraufteilung wurde direkt vor Ort besprochen. Maja und ich ergatterten ein Zweier Zimmer, worüber ich auch sehr froh war, denn ich wollte nicht ständig mit jemand Fremdem in einem Raum sein müssen. „So dann wäre das geklärt", rief Herr Schäfer der Truppe zu, „ihr könnt jetzt eure Koffer auf die Zimmer bringen, beeilt euch aber bitte, gleich ist Abendbrot." Ich rannte fast mit Maja den Flur entlang (wir hatten ein Zimmer im Untergeschoss) und schloss sofort unser Zimmer auf. Den Koffer eben noch reingerollt und dann auch schon zum Speisesaal. Zum Essen gibt es nichts spektakuläres zu sagen. Ich aß ein Brötchen und saß mit Maja allein am Tisch. Andere Freunde hatte ich nun mal nicht. „Achtung Frau Rose kommt", bemerkte Maja plötzlich. Tatsächlich. „Was die wohl will", erwiderte ich. „Maja, Ina. Die Meisten sind schon fertig mit Essen, ihr ja auch. In etwa einer halben Stunde gehen wir zur Strandbar, ihr habt also noch genügend Zeit euch umzuziehen", sagte Frau Rose und machte sich auf den Weg zum nächsten Tisch. „Okay wollen wir", fragte ich. „Jap." Maja und ich räumten unsere Tische ab und gingen dann aufs Zimmer. „Ich räum meinen Kofferinhalt einfach jetzt schon ein. Ist das okay für dich?", fragte ich Maja. „Klar ich mach das später", kam es von Maja. Sie war im Bad. Umziehen tat ich mich nicht. „Ziehst du dich um?", fragte Maja, als sie aus dem Bad kam. „Nee find ich unnötig." „Ja ich auch. Können wir dann zur Tür?" „Worauf warten wir noch", erwiderte ich und wir beide gingen gut gelaunt zum Eingang der Jugendherberge. Ein paar der anderen waren auch schon da und nach und nach trudelten alle ein. Keiner wusste so genau wo die Bar war. Nur die Jungs halt, die hatten die ganze Idee und übernahmen dementsprechend die Navigation. Es war natürlich noch hell und auch angenehm warm. Das überraschte mich. Mir wurde immer gesagt der Norden ist kalt und nass. Ist aber vielleicht auch nur so ein Aberglaube. Der Weg zur Bar führte durch die Dühnen. Dann sah ich endlich einen kleinen hellen Stand mitten in den Dühnen. „Wir sind da", tönte es von vorne.

Spiel mit dem FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt