Kapitel 17: 500 Meilen

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„Wir laufen seit Stunden", schnaubte Liam. Theos ließ seinen Kopf in einem leisen Stöhnen zurückfallen. „Sind wir fast da?" Liam schielte durch die von Moos bedeckten Bäume und hoffte verzweifelt, dass ein Haus auftauchen würde, damit sie endlich aufhören konnten zu laufen.

„Nein, Liam", schnaubte Theo. „Zum millionsten Mal, wir sind nicht fast da."

„Aber wir-"

„-laufen seit Stunden. Ja, ich weiß. Ich war die ganze Zeit hier und habe zugehört, wie du herumgejammert hast", sagte Theo angespannt. „Weißt du, wenn du vielleicht mehr Anstrengung ins Laufen und weniger ins Beschweren reinpacken würdest, wären wir vielleicht jetzt wirklich schon dort."

„Also sind wir nah dran?", versuchte es Liam. Theos Stöhnen war dieses Mal sehr viel weniger leise und hallte im Wald wider. Ein Vogel flog über ihnen davon und kreischte entrüstet. „Ich frag ja nur-"

„Siehst du diesen Ast da?", sagte Theo und deutete nach vorne auf einen großen, abgetrennten Stock. Liam nickte verwirrt. „Damit werde ich dich zu Tode schlagen, wenn du mich noch einmal fragst, ob wir nahe dran sind", sagte Theo, Stimme zuckersüß.

„Ich möchte einfach nur eine grobe Einschätzung, wie lange-"

„Ein paar Stunden noch du verdammtes Kind!"

„Stunden?!", kreischte Liam.

„Ja, Liam. Stunden. Siehst du diesen Punkt-" Theo schob die Karte unter Liams Nase und ein kleiner, roter Punkt schwebte über ein Nichts inmitten von Idaho. „Da müssen wir hin, und da-" er deutete auf die Karte. „Da sind wir."

„Naja, das sieht nicht wirklich weit aus", sagte Liam und Hoffnung blubberte in seiner Brust. Theo lachte humorlos auf.

„Da sind wir gestartet." Er bewegte seinen Finger, knapp einen Zentimeter, zu einem Punkt, wo der grüne Farbton der Bäume in grau überging, was Liam als den Autoparkplatz wahrnahm.

„Aber das... Das heißt, wir sind erst mit der Hälfte durch."

„Ich denke um ehrlich zu sein noch nicht einmal", sagte Theo ruhig. Liam stöhnte kläglich auf und fiel hin, um sich auf einen gefallenen Stamm zu setzen.

„Weißt du was, schlag mich einfach zu Tode. Das wäre einfacher, als den Rest zu l-" Theo ließ ihn seinen Satz nicht beenden, sondern griff ihn einfach am Kragen seines Shirts und zog ihn wieder hoch. Liam ließ sich von ihm führen, während sein Kopf schmollend geduckt war.

***

„Weißt du, ich fange an mich zu fragen, ob da überhaupt jemand hier draußen ist", seufzte Theo und schielte hoch zur Sonne, als Schweiß von seiner Stirn tropfte. Es war nicht so heiß, aber nach Stunden, in denen sie sich durch unebene Waldböden kämpften, waren beide durchnässt mit Schweiß. Theo sogar noch mehr, wenn auch nur, weil er Liam einen Drittel des Weges mitziehen musste. Liam schnaubte ein leichtes Lachen aus, es wäre einfach ihr Glück, wenn sie sich stundenlang in den Wald kämpfen würden, nur, um ein Rudel anzutreffen, welches nicht da war.

„Vielleicht sind sie es nicht", sagte Liam und griff mit einer Grimasse an sein klebriges Shirt. „Vielleicht locke ich dich einfach in eine Falle. Das Rudel ist komplett hier, bereit, um-"

„Nicht witzig, Liam", sagte Theo und seine Stimme vermittelte keinen Platz für eine Diskussion.

„Richtig." Liam nickte und räusperte sich, als er mit Theo mitjoggte, welcher sich mit erneuter Kraft durch die Blätter kämpfte. „Sorry dafür, denke mal, dass mein Sinn für Humor von der Sonne beschädigt wurde." Theo verlangsamte sich leicht und lief in derselben Geschwindigkeit wie Liam, als er gegen ein Lächeln ankämpfte.

Airplanes (Thiam) (GERMAN VERSION)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt