Kapitel 5

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Er steht in der Eisdiele und hat einen Arm um ein wunderschönes, schlankes Mädchen mit langen blonden Haaren gelegt. Ich sehe ihnen von meinem Tisch aus zu. Er sieht provozierend zu mir herüber und küsst das Mädchen. Ein Stich fährt durch mein Herz und ich erschaudere. Tränen laufen über meine Wangen. Er flüstert dem Mädchen etwas zu. Beide sehen zu mir herüber und sie lacht. Ich fühle mich betrogen. Langsam kommen sie zu mir herüber. Er starrt mich noch immer so provozierend an. Es fühlt sich an, als würde jemand tausend Messer in mein Herz rammen. Ich spüre einen Kloß in meinem Hals. Immer mehr Tränen quellen aus meinen Augen. Sie kommen immer näher. "Nein!", beginne ich zu schreien. Ich schreie und schreie, aber sie kommen immer weiter und wie in Zeitlupe auf mich zu.

Schweißgebadet fahre ich hoch. Wo bin ich? Alles dreht sich und mein Gesicht ist nass vor Tränen. Ich sehe mich um. Puma läuft aufgeschreckt im Zimmer hin und her. Verschwitzt liege ich in meinem Bett. Es war nur ein Traum. Ein ziemlich krasser Traum. Es heißt ja, das, wovon man träumt, beschäftigt einen. Tja, ich kann nicht sagen, dass mich mein Traum nicht beschäftigt. Ich habe Angst, dass Jannik sich in ein anderes Mädchen verlieben könnte. Nach unserem Kuss gestern habe ich noch lange wachgelegen. Es hat ein paar Diskussionen mit Mum und Dad gegeben, weil ich zu spät nach Hause gekommen bin, aber ich habe mich dann gleich in mein Zimmer verzogen. Erst nach zwei Stunden bin ich eingeschlafen. Und jetzt dieser Traum. Ich greife nach meinem Handy, das neben mir auf dem Nachtkästchen liegt. Drei Uhr elf. Oh Gott, ich habe erst drei Stunden geschlafen und bin jetzt putzmunter. Puma hat sich in der Zwischenzeit beruhigt. Wahrscheinlich haben ihn meine Schreie
aufgeweckt.

Ich habe mein Handy noch immer in der Hand. Soll ich Jannik schreiben oder ihn gar anrufen? Nein, anrufen bestimmt nicht. Er schläft höchstwahrscheinlich. Okay, dann schreiben. Hi. Etwas Besseres hätte ich mir schon einfallen lassen können. Wenn er jetzt nicht zurückschreibt, sitze ich die ganze Nacht da und warte vergebens. Puh, dann halt noch was.
Kannst du schlafen? Auch nicht viel besser. Oh Gott, bin ich blöd. Ich habe absolut keine Erfahrung in solchen Dingen. Halb verzweifelt lege ich das Handy auf die Seite und kuschle mich in die warme Decke. Ich bin schon fast eingeschlafen, da vibriert es neben mir und ich fahre hoch.
Hi. Nein, ich muss die ganze Zeit an unseren Kuss denken.
Hat er das jetzt wirklich geschrieben? Ihm geht es ganz gleich wie mir. Aber was ist mit meinem Traum?
Ich auch., schreibe ich. Können wir uns morgen wieder treffen? Ich muss dir was sagen...
Ich warte. Seine Antwort kommt gefühlte fünfzig Stunden später. Ja, bei mir zu Hause?
Ich bin unsicher. Soll ich wirklich zu einem Jungen nach Hause kommen, den ich erst vor Kurzem kennengelernt habe?
Wo wohnst du?, will ich wissen.
Uferweg 15, schreibt Jannik.
Okay, ich weiß, wo das ist. Wieder mal fast zwei Stunden entfernt ;-) Wann soll ich bei dir sein?
Ich bin ganz aufgeregt. Es ist das erste Mal, dass ich zu einem Jungen nach Hause fahre. Naja, abgesehen von meinem Cousin.
Wie wär's mit 15 Uhr? Vorher hab ich Fußballtraining :-/
Ich: Super, ich freue mich!
Er: Ich mich auch, bis morgen!
Ich: Bis morgen <3
Meine Hände zittern und das Handy fällt auf das Kissen. Um 15 Uhr, hat er geschrieben. Das ist perfekt. Mum und Dad werden in der Praxis sein und meine Schwester bei ihrer Schulfreundin. Soweit ich weiß, übernachtet Mia sogar bei Kathi. Um spätestens 21 Uhr muss ich zu Hause sein, bevor Mum heimkommt. Also können Jannik und ich ungefähr vier Stunden Zeit miteinander verbringen. Mit dem Gedanken und einen glücklichen Lächeln auf dem Gesicht schlafe ich endlich wieder ein.

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